Trinkwasserhygiene

Praxisbericht: Versteckte Gefahr

Montag, 11.03.2019

Desinfektion der Sporthalle

Die Desinfektion der Trinkwasserinstallation erfolgte durch die Firma BEULCO aus Attendorn. Die neuartige Desinfektionsanlage und das Verfahren des Unternehmens überzeugte die Verantwortlichen auf Grund ihrer Kompaktheit und der Möglichkeit des mobilen Einsatzes. Das dazugehörige Desinfektionsmittel „BEULCO Clean“ ist schnell, effektiv und umweltfreundlich, sodass es risikofrei eingesetzt werden kann, heißt es seitens des Herstellers.

Auf Grund der hohen Kontamination vor Ort wurde das Desinfektionsmittel im Rahmen einer Stoßdesinfektion im Mischverhältnis fünf Prozent zentral nach dem Wasserzähler in den Trinkwasserkreislauf eingeführt. Die Desinfektion erfolgt sowohl im Kalt- als auch Warmwasserbereich. In Fällen mit geringerer Kontamination reicht eine Dosierung mit drei Prozent vollkommen aus, da das Mittel auch in geringer Konzentration effektiv wirkt. Bei der Desinfektion einer kompletten Anlage ist darauf zu achten, dass das Desinfektionsmittel auch den letzten Punkt der Installation erreicht, um eine Rückverkeimung zu vermeiden.

Die desinfizierende Wirkung von „BEULCO Clean“ kann über den Redox-Wert ermittelt und nachverfolgt werden. Der Redox-Wert (oder Redox-Spannung) wird in Milli-Volt gemessen und ist ein Maß für die keimtötende und oxidative Wirkung von Desinfektionsmitteln in Wasser. Je höher der Redox-Wert, desto niedriger ist die Verunreinigung des Wassers und der Anlagenteile.

Während des Desinfektionsvorgangs wurde der Redox-Wert an jeder Zapfstelle (Duschköpfe, Auslaufventile, Waschtischarmaturen, etc.) gemessen, um zu prüfen, ob das Desinfektionsmittel wirkt und ob der benötigte Redox-Wert erreicht wird. Wird bei einer fünfprozentigen Dosierung ein Wert von 750 mV an jeder Zapfstelle erreicht, ist die Anlage zu dem Zeitpunkt keimfrei, was bedeutet, dass die weichen Biofilmablagerungen abgebaut und zersetzt sind. Dies wird anhand der Trübung der Wasserproben am Zapfhahn sichtbar.

Da sich aber auch noch ältere Biofilmablagerungen im Leitungsnetz befinden, welche eine härtere und festere Substanz aufweisen, sind sinkt die mV-Spannung mit der Zeit wieder ab.

Das Bild zeigt einen gefüllten Messbecher.
Quelle: Beulco
Nach Einsatz des Desinfektionsmittels "BEULCO Clean" werden die Biofilmablagerungen der Installation nach und nach herausgespült.

Nach dem ersten Desinfektionsvorgang wurde die Installation für einen Zeitraum von 1,5 Stunden stillgelegt und eine erneute Probe genommen. Der Redox-Wert ist nach der Stilllegung wieder gesunken, da sich die harten Biofilmablagerungen noch in der Installation befanden. Daher wurde ein erneuter Desinfektionsvorgang mit Fünf-Prozent-Dosierung durchgeführt. Der Redox-Wert [mV] war über Nacht wieder auf einen relativ niedrigen Wert zurückgefallen. Anschließend wurde nochmals mit einer Drei-Prozent-Dosierung nachdesinfiziert, bis der Redox-Wert sich wieder auf 700 mV an allen Zapfhähnen eingependelt hat. Dieser Wert wurde relativ schnell erreicht, was bedeutet, dass die am Vortag durchgeführten Vorgänge erfolgreich waren. Eine Probenahme nach vier Tagen ergab durchweg positive Ergebnisse.

In diesem Fall wurde nach der Stoßdesinfektion eine Anlage in den Wasserkreislauf eingebaut, die das Desinfektionsmittel „BEULCO Clean“ im Verhältnis von 1:1000 in das Leitungsnetz einspeist. Diese Maßnahme sollte sicherstellen, dass alle Verkeimungen definitiv und nachhaltig entfernt werden und keine neuen Keime in das Leitungsnetz eindringen können. Selbst in dieser geringen Konzentration werden Biofilm und Keime abgetötet – dabei ist die Konzentration für den Menschen völlig ungefährlich. Die Kaltwasserversorgung war weiterhin in Betrieb, sodass Toiletten und Waschbecken genutzt werden konnten.

Somit konnte die Sporthalle ihren vollen Betrieb wieder aufnehmen. Nach sechs Wochen wurde nach Genehmigung des zuständigen Kreisgesundheitsamtes eine dauerhafte Unterhaltsdesinfektion zur Legionellenvorbeugung installiert.

Eine dauerhafte Desinfektion in der Trinkwasserinstallation ohne Beseitigung der technischen und betrieblichen Mängel ist nach Trinkwasserverordnung nicht zulässig und so auch keine langfristige Lösung. Hier ist eine Absprache und Genehmigung des Gesundheitsamtes Pflicht. Die Unterhaltsdesinfektion kann zur Überbrückung eingesetzt werden, während alle Mängel in der Installation beseitigt werden.

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