Dezentral spülen
Nicht immer lassen sich in TRWI kritische Abschnitte vermeiden, in denen der Wasseraustausch, wenn auch nur zeitweise, unzureichend ist, in denen also ein bestimmungsgemäßer Betrieb nicht dauerhaft gegeben ist. Solche Nutzungsbereiche, in denen aufgrund von Stagnation ein durchgehender hygienegerechter Betrieb nicht gewährleistet ist, sollten über geeignete technische Maßnahmen abgesichert werden. Für Trinkwasser kalt/warm stellt eine dezentrale Spülstation eine praktikable Lösung dar [Abb. 1].
Die Einheit wird am Ende einer Reihenleitungs- oder in einer Ringleitungs-Installation an beliebiger Stelle eingebaut. Die Spülmenge und Betriebsart (zeit-, temperatur-, nutzungsgesteuert) können bedarfsgerecht angepasst programmiert werden. Gegenüber zentralen bieten dezentrale Spülsysteme dabei den Vorteil, dass der ausgelöste Wasseraustausch sehr gezielt und gerade in dem Umfang erfolgt, der für einen hygienischen Anlagenbetrieb erforderlich ist. Damit wird der Forderung von [6] nach Berücksichtigung des Wasser- und Energiebedarfs bei der Auslegung von Trinkwasser-Installationen entsprochen. Durch den Einsatz von intelligenter Spültechnik ergibt sich die Möglichkeit, im Nachhinein den bestimmungsgemäßen Betrieb nachweisen zu können, indem die Anlage ein Spülprotokoll aufzeichnet. [Abb. 3]
Sensoren vorsehen
Weiterhin lässt es sich nicht immer vermeiden, gerade im Bestand, dass Temperaturen an bestimmten Stellen der TRWI immer in hygienisch unbedenklichen Bereichen gehalten werden können. So kann es vorkommen, dass sich Heizungsleitungen und Kaltwasserleitungen zum Beispiel kreuzen oder zu nah kommen. Oftmals können solche baulichen Gegebenheiten nur mit erheblichem bautechnischem Aufwand korrigiert werden. Damit diese neuralgischen Stellen ebenfalls abgesichert werden, empfiehlt es sich, durch die Kombination von externen Temperatursensoren mit einer dezentralen Spülstation ein Spülszenario zu installieren, das bei Unter- oder Überschreitungen der hygienegerechten Temperaturen Spülungen auslöst und so sichergestellt wird, dass es hier nicht zu sogenannten Hotspots kommt, von denen aus der Rest der TRWI kontaminiert wird. Diese Temperatursensoren gibt es als Einschraubtemperatursensoren [Abb. 4] für den Einsatz in Entleerungsbohrungen an Absperrventilen oder als eigenständige Bauteile zum Einbau in die Rohrleitung. Ein weiterer Vorteil, der sich durch den Einsatz von Temperatursensoren in der TRWI ergibt, ist die Nachweismöglichkeit der Temperatureinhaltung [Abb. 2] über die Lebensdauer eines Objektes.
Fazit:
Die Sicherstellung des bestimmungsgemäßen Betriebs zu jeder Zeit hat sich dank der Weiterentwicklung in der Armaturentechnik und des Einsatzes intelligenter Spüllösungen zum Stand der Technik etabliert. Temperatursensoren erfassen den thermischen Zustand einer Installation und Volumensensoren die tatsächliche Bewegung des Wasserkörpers im realen Betrieb. Basierend auf diesen Werten entscheiden moderne Spülsysteme, ob ein Wasseraustausch durchgeführt werden muss oder nicht. Während einer Risikoabschätzung durch zum Beispiel eine Gefährdungsanalyse kann die elektronisch gespeicherte Dokumentation des Betriebs und der Temperaturverläufe maßgeblich dazu beitragen, Schwachstellen zu erkennen oder den gesunden Status einer TRWI zu unterstreichen.
Literatur
[1] DIN EN 806-5: Technische Regeln für Trinkwasserinstallationen – Teil 5: Betrieb und Wartung, 2012.
[2] VDI/DVGW 6023: Hygiene in Trinkwasser-Installationen; Anforderungen an Planung, Ausführung, Betrieb und Instandhaltung, 2013.
[3] DIN 1988-200: Technische Regeln für Trinkwasserinstallationen – Installation Typ A (geschlossenes System) – Planung, Bauteile, Apparate, Werkstoffe, 2012.
[4] WHO Guidelines for Drinking Water Quality, 2004.
[5] DVGW W551: Trinkwassererwärmungs- und Trinkwasserleitungsanlagen; Technische Maßnahmen zur Verminderung des Legionellenwachstums; Planung, Errichtung, Betrieb und Sanierung von Trinkwasser-Installationen.