Mit Exo-Skelett und Digitalisierung gesundheitliche Risiken minimieren

Aktuelle Trends und Entwicklungen – Teil II

Montag, 28.02.2022

Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung rückt in den Fokus.

Digitalisierung, Energiewende und demografischer Wandel: Kombiniert stellen diese drei großen gesellschaftlichen Aufgaben eine extreme Herausforderung für alle Beschäftigten im SHK-Handwerk dar – insbesondere für ältere Mitarbeiter und SHK-Unternehmer. Und das sind nicht wenige. In den Ausbaugewerken sind acht von hundert Beschäftigten über 60 Jahre alt. Ein Viertel ist zwischen 51 und 60 Jahre, und nur ein Drittel 35 oder jünger. Zudem ist ein Fünftel der Betriebsinhaber im Handwerk über 60 – alles in allem also eine höchst unausgewogene Altersstruktur, gerade auch im Hinblick auf die angesprochenen Herausforderungen. Welche Risiken das für die SHK-Branche beinhaltet, darüber berichtet das SanitärJournal hier. In dem Beitrag wurde auch der ganz alltägliche Wahnsinn auf der Straße angesprochen, dem Handwerker beruflich ausgesetzt sind. So beträgt beispielsweise der durchschnittliche wöchentliche Zeitverlust eines Ausbauunternehmens durch Parkplatzsuche und Stehen im Stausagenhafte neun Stunden!. Allein im Großraum Köln/Bonn gehen den Betrieben dadurch jährlich schätzungsweise 300 Millionen Euro durch die Lappen, wie eine Umfrage der Handwerkskammer Köln ergab.

Der Arbeitsalltag der Beschäftigten des SHK-Handwerks ist von starken körperlichen Belastungen geprägt – insbesondere des Muskel-Skelett-Systems.
Quelle: ZVSHK
Der Arbeitsalltag der Beschäftigten des SHK-Handwerks ist von starken körperlichen Belastungen geprägt – insbesondere des Muskel-Skelett-Systems.

Altersgerechte und ergonomische Arbeitsgestaltung

Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA/DGUV) fasst die im Hinblick auf den Arbeitsschutz und die Sicherheit der SHK-Beschäftigten wichtigsten Entwicklungen und deren Folgen so zusammen:

  • Arbeitsverdichtung, längere Arbeitszeiten und mehr Verantwortung,

  • Fachkräftemangel,

  • demografischer Wandel und unausgewogene Altersstruktur,

  • zu starke Beanspruchung des Muskel-Skelett-Systems und

  • Anforderungen an Mobilität/Verkehrsdichte.

Von daher muss laut DGVU „zur Erhaltung der Arbeitsfähigkeit und zur Steigerung der Attraktivität der Branche eine alter(n)s-gerechte und ergonomische Arbeitsgestaltung in den Fokus der betrieblichen Prävention rücken.“ Ein erster Ansatz dafür wäre die vertiefende Information und Aufklärung über ergonomische Hilfsmittel wie Hubarbeitsbühnen und Hebehilfen. Auch Exoskelette beispielsweise zur Unterstützung bei Über-Kopf-Arbeit werden eine zunehmende Rolle spielen (siehe Bild).

Wirkt noch futuristisch: Ein Exoskelett erleichtert diesem SHK-Kollegen die anstrengende Über-Kopf-Arbeit.
Quelle: Ottobock
Wirkt noch futuristisch: Ein Exoskelett erleichtert diesem SHK-Kollegen die anstrengende Über-Kopf-Arbeit.

Die bundesweite Ausbildungsinitiative des ZVSHK „Zeit zu starten“ soll gleichzeitig dem eklatanten Nachwuchsmangel entgegenwirken. Mit gezielten Kampagnen könnten migrantische und weibliche Auszubildende für das SHK-Handwerk gewonnen werden. Warum sind beispielsweise nur 1,7 Prozent der SHK-Azubis weiblich?

Auch die Digitalisierung der Haustechnik wirkt dem Fachkräftemangel – und damit der Entlastung der Älteren – entgegen. Sie ermöglicht das Anlagenmanagement per App, die Einstellung der Anlagen, deren Überwachung und Fernwartung. So nutzten bereits 2018 mehr als die Hälfte der SHK-Betriebe die Möglichkeit der Ferndiagnose. All das erspart dem Handwerk (und seiner Kundschaft) teure Anreisen und erlaubt eine gezieltere Nutzung der personellen Ressourcen. So gleicht vernetzte Haustechnik den Fachkräftemangel wenigstens teilweise aus, ebenso Tools wie Bauwerksdatenmodellierung (BIM) sowie Augmented und Virtual Reality (AR/VR).

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