Kein Kupfer mehr für Düsseldorfer?

Dienstag, 24.01.2017

Sowohl die Stadtwerke Düsseldorf als auch das Deutsche Kupferinstitut raten von blankem Kupferrohr für neue Trinkwasserinstallationen im Versorgungsgebiet Düsseldorf-Mettmann ab. Gleiches gilt für das Gebiet des Wasserwerks Dorsten-Holsterhausen. Auch da empfiehlt der ZVSHK-Landesverband, auf den Werkstoff Kupfer zu verzichten.

Im Sommer des vergangenen Jahres stellten die Stadtwerke Düsseldorf die Zugabe von Silikat ins Düsseldorfer Trinkwasser ein. Der Inhibitor diente bislang der Verminderung möglicher Erosionen in den Leitungen des Trinkwassernetzes. „Eine Vielzahl von Untersuchungen brachte als Ergebnis, dass die Voraussetzungen im Rohwasser inzwischen kein zusätzliches Silikat mehr erfordern“, begründen die Stadtwerke diesen Schritt. Sie verweisen dabei auf das Minimierungsgebot: „Was nicht ins Trinkwasser hinein muss, muss auch draußen bleiben“. Die Maßnahme findet auch die Zustimmung der Gesundheitsämter in Düsseldorf und Mettmann.

Das hat Auswirkungen: Jetzt soll in Trinkwasser-Anlagen auf Kupferrohre verzichtet werden!

Der installierende SHK-Fachmann ist gut beraten, lokale Besonderheiten der Trinkwasserversorgungsgebiete im Auge zu behalten.
Quelle: ZVSHK/txn
Der installierende SHK-Fachmann ist gut beraten, lokale Besonderheiten der Trinkwasserversorgungsgebiete im Auge zu behalten.

Komplexe Wasserchemie

Zu dieser Änderung bezog das Deutsche Kupferinstitut Stellung: „Die Dosierung von Inhibitoren war in der Vergangenheit für die Wasserversorger zum Schutz insbesondere der Eisenwerkstoffe in ihrem Versorgungsnetz wesentlich. Zugleich haben diese Inhibitoren aber auch die metallenen Werkstoffe, Stahl wie Kupfer gleichermaßen, in der Hausinstallation geschützt. Die Bedeutung der Inhibitor-Dosierung nimmt mit zunehmendem Rückbau der Graugussrohre für die Wasserwerke ab, bleibt jedoch für die ‚letzte Meile‘, die Hausinstallation, bestehen.“

In der Regel sei der Verzicht auf Inhibitoren für Kupferwerkstoffe zwar ohne Bedeutung, führt das Kupferinstitut aus. Allerdings zeige die Erfahrung, dass es aufgrund der komplexen Wasserchemie, insbesondere beim Gehalt an organisch gebundenem Kohlenstoff (TOC), seltene Ausnahmen gäbe, die für die Deckschichtbildung auch in Kupferrohren relevant sind.

Eines dieser seltenen Wasserversorgungsgebiete sei Düsseldorf/Mettmann-Stadt. Von daher ergeben sich laut Kupferinstitut ab sofort folgende Empfehlungen für Arbeiten an Trinkwasser-Installationen:

  • Bei Neuinstallationen und bei der Komplettsanierung im Bestand ist auf die Verwendung von blankem Kupferrohr zu verzichten und stattdessen auf alternative Lösungen, beispielsweise innenverzinnte Kupferrohre, zurückzugreifen.
  • Bei Teilsanierungen / Reparaturen im Bestand kann auch weiterhin mit blanken Kupferrohren gearbeitet werden.
  • Bauteile mit geringerem Oberflächenanteil (Armaturen, Fittings, Apparate etc.) dürfen weiterhin aus Kupfer in blanker, also nicht verzinnter Ausführung, im Neu- und Altbau unverändert zum Einsatz kommen.

„Hintergrund der Unterscheidung zwischen Neubau und Bestand sowie Rohren und Bauteilen ist die Tatsache, dass diese Empfehlung nur mit dem Ziel einer sicheren Begrenzung des Kupfergehaltes im Leitungswasser ausgesprochen wird und damit die Oberflächenanteile in obigen Empfehlungen berücksichtigt werden“, betont das Kupferinstitut.

Die Stadtwerke Düsseldorf schreiben ebenfalls auf ihrer Webseite: „Für den Einbau neuer Leitungen in die Hausinstallationen empfehlen wir, den Werkstoff Kupfer nicht mehr einzusetzen.“ Die Redaktion hätte dazu gerne mehr gewusst – aber aus D’dorf waren trotz mehrerer Anfragen keine Antworten zu bekommen.

Auch in Dorsten kein Kupfer

Im Versorgungsgebiet des Wasserwerks Dorsten-Holsterhausen im nördlichen Ruhrgebiet wird derzeit vom Landesverband des ZVSHK empfohlen, „bis auf Weiteres Trinkwasser-Installationen nicht in Kupfer (ausgenommen innenbeschichtetes Rohr) auszuführen.“ In der Region kommt es seit geraumer Zeit zu Lochfraß in neu installierten Trinkwasser-Installationen aus Kupfer. Die Ursache ist bisher unklar, die Haftung für die bisher entstandenen Schäden ebenso. Allein in einem Seniorenheim mit 64 Wohneinheiten muss das Leitungssystem komplett erneuert werden. Das SanitärJournal berichtete dazu ausführlich: Lochfraß-in-Dorsten

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