Trinkwasserhygiene

Kaltwassertemperaturen unter 20 °C? – Was ist möglich und was nicht?

Montag, 28.01.2019

Erzwungener Wasserwechsel durch Spülmaßnahmen

Stagniert das Wasser insgesamt über einen längeren Zeitraum, verhalten sich alle Installationskonzepte gleich schlecht. Die vom kalten Trinkwasser aus der ­Umgebungsluft aufgenommene Wärme kann bei Stagnation nicht mehr abgeführt werden. Dies führt zu einer Temperaturerhöhung des kalten Trinkwassers auf Umgebungslufttemperatur. Liegen in den Installationsbereichen Lufttemperaturen >25 °C vor, sind optimale Wachstumsbedingungen für Bakterien gegeben. In solchen Fällen müssen zur ­Aufrechterhaltung des Wasserwechsels automatisierte Wasserwechsel- und Spülmaßnahmen eingesetzt werden. Wasserwechsel- und Spülmaßnahmen sind 
auch dann erforderlich, wenn Trinkwasser-Installationen nur periodisch genutzt werden, mit Leerstand an Wochenenden oder in Ferienzeiten und Stagnationsphasen über mehrere Tage bzw. Wochen.

Im Gegensatz zu konventionellen Systemen, bei denen Wasserwechselmaßnahmen dezentral an jeder Entnahmestelle oder in jeder Nasszelle erfolgen müssen, reichen bei Strömungsteiler-Installationen lediglich einige zentral an­geordnete Spülventile aus. Zentrale Spülventile ermöglichen eine zeit-, volumen- oder temperaturgesteuerte Durchströmung. Dabei wird entweder zu einem vorgegebenen Zeitpunkt oder mit Überschreiten eines Temperaturgrenzwertes eine Spülmaßnahme ausgelöst. Vergleichende Simulationsberechnungen zeigen, dass kurze und intensive Spülmaßnahmen, die dem reinen Wasser­austausch dienen, zur dauerhaften Absenkung der Temperaturen in den Stockwerks-/Ringleitungen weniger effektiv sind, da die Wassertemperatur nach einem Spülvorgang innerhalb von we­niger als 2 Stunden wieder auf Umgebungslufttemperatur ansteigt. Idealer­weise muss der Spülvolumenstrom bei einer vorgegebenen Sollwerttemperatur für das kalte Trinkwasser genau die Wärmemenge abführen, die über die Oberfläche der Rohrleitung aufgenommen wird. Studien haben gezeigt, dass die Abfuhr der entsprechenden Wärmemenge nur dann ökonomisch erreicht werden kann, wenn mit geringen Volumenströmen über einen längeren Zeitraum gespült wird. Kontinuierliches Spülen mit kleinen Volumenströmen führte im Vergleich zu impulsartig durchgeführten Spülmaßnahmen zu einem deutlich niedrigeren Temperaturniveau und zu einer signifikanten Reduzierung des Wasserverlustes.

Bild 13: Berechneter Temperaturverlauf in der Stockwerks-Verteilungsleitung (Bild 6) bei einem Entnahme-Volumenstrom von 0,05 l/s.
Quelle: Kemper
Bild 13: Berechneter Temperaturverlauf in der Stockwerks-Verteilungsleitung (Bild 6) bei einem Entnahme-Volumenstrom von 0,05 l/s.

Fazit

Der Einsatz von Strömungsteilern in Trinkwasser-Installationen für Gebäude des Gesundheitswesens und andere Großgebäude intensiviert im Vergleich zu konventionellen Verteilungssystemen den Wasserwechsel in Stockwerksinstallationen erheblich und reduziert dadurch das Temperaturniveau in Stockwerks-/Ringleitungen um ca. 4 K. Das Konzept verfolgt einen proaktiven Ansatz, der es ermöglicht, die Qualität des Trinkwassers kalt an der Entnahmestelle auch in komplex aufgebauten Trinkwasser-Installa­tionen sicherzustellen. Mit diesem technischen Konzept werden neue Wege beschritten, die im kalten Trinkwasser bisher ohne Beispiel sind. Strömungsteiler-Installationen bieten dazu die besten Voraussetzungen. Strömungsteiler-Installationen sind damit zukunftssicher und verfügen über weiteres Entwicklungs­potential [5].

Literatur

[1] Flemming, C.; Kistemann, T.; Bendinger, B.; Wichmann, K.; Exner, M.; Gebel, J.; Schaule, G.; Wingender, J.; Szewzyk, U. – Erkenntnisse aus dem BMBF-Verbundprojekt „Biofilme in der Trinkwasser­installation“. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2010)

[2] DVGW-Information WASSER Nr. 90 – Informationen und Erläuterungen zu Anforderungen des DVGW-Arbeits­blattes W 551 (Juli 2016)

[3] Kemper (2008). Gebr. Kemper GmbH+Co.KG, Olpe – Ringleitung für ein Trink- oder Brauchwassersystem. Deutsches Patentamt. DE 202008003646 U1. Anmelde­datum: 14.03.2008

[4] Kirchhoff, Timo; Mathys, Werner; Rickmann, Bernd; Bäcker, Carsten – Rohrführung für Erhalt der Trinkwasserhygiene entscheidend – Sanitärjournal Sonderheft Installationstechnik (2017)

Aktuelle Bewertung
Noch keine Bewertungen vorhanden
Ihre Bewertung
Vielen Dank für Ihre Bewertung.

Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Möchten Sie die aktuellen Artikel per E-Mail erhalten?

Einloggen

Login / Benutzername ungültig oder nicht bestätigt

Passwort vergessen?

Registrieren

Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Jetzt registrieren

 

Expertenfragen

„Frag‘ doch einfach mal – einen Experten!": Nach diesem Motto können Sie als Nutzer der TGA contentbase hier ganz unkompliziert Fachleute aus der Gebäudetechnik-Branche sowie die Redaktion der Fachzeitschriften HeizungsJournal, SanitärJournal, KlimaJournal, Integrale Planung und @work zu Ihren Praxisproblemen befragen.

Sie wollen unseren Experten eine Frage stellen und sind schon Nutzer der TGA contentbase?
Dann loggen Sie sich hier einfach ein!

Einloggen
Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Registrieren