Trinkwasserhygiene

Anti-Blockier-System zum Schutz der Trinkwassergüte

Freitag, 14.07.2023

Jedoch kann auch hier die Aufwärmung des stagnierenden Kaltwassers auf 25 °C nur rund 5,5 Stunden verhindert werden. Das heißt, dass die ansonsten normenkonform gebaute Installation während jeder nächtlichen Zapfruhe und während jeder 8-stündigen Abwesenheit am Tage in den Stagnationsphasen nicht regelkonforme Trinkwassertemperaturen erreicht und ein Risiko für Legionellenwachstum darstellt. Leider ist dies nicht der einzige Schwachpunkt der Warmwasserzirkulation. Während dieser Stagnationphasen ergibt sich an den Abzweigen der Warmwasserleitung ein Temperaturniveau im Bereich zwischen 30 und 40 °C, wie Untersuchungen mit der Wärmebildkamera zeigen (Bild 4). Durch Konvektion und Wärmeleitung im Anschlussbereich bis etwa 40 cm vom Abzweig entfernt, sorgt die Warmwasserzirkulation innerhalb der Stagnationsphase für Temperaturen im Wohlfühlbreich für Legionellen. Was dagegen hilft, ist die strikte Trennung von PWC-Leitungen in einem separaten Schacht von allen warmgehenden Leitungen in Schächten oder ein genereller Verzicht auf Warmwasserzirkulation durch den Einsatz dezentraler Trinkwassererwärmung. Grundsätzlich aber sollten solche vorhersehbaren Stagnationsphasen bzw. Betriebsunterbrechungen durch endsträngige Spülmaßnahmen abgesichert werden, um Hygienerisiken zu minimieren.

Quelle: Erkenntnisse aus dem Projekt „Biofilm-Management“, Biofilm Centre und IWW Zentrum Wasser.
Streudiagramm des Vorkommens von Legionellen und der in der gleichen Probe gemessenen PWH-Konstanztemperatur (n=541).

VDI 3810 Blatt 2 definiert Maßnahmen bei Betriebsunterbrechung

Spülmaßnahmen? Betriebsunterbrechungen? Was genau hat es damit auf sich? Die VDI-Richtlinie 6023 sowie die VDI-Richtlinie 3810 enthalten zunächst eine Definition der Betriebsunterbrechung: „Fehlender Wasseraustausch über 72 Stunden hinaus gilt als Betriebsunterbrechung.“ Und in den allgemeinen Planungsregeln formuliert die Richtlinie an die Adresse der Fachplaner: „Vorhersehbare Betriebsunterbrechungen der Trinkwasserinstallation sind planerisch zu berücksichtigen.“ Bleibt die Frage, wie konkret diese zu berücksichtigen sind. Reicht es aus Sicht des Planers oder Installateurs, dem Betreiber oder Eigentümer der Trinkwasseranlage über die Notwendigkeit eines bestimmungsgemäßen Betriebes und einen regelmäßigen Wasseraustausch zu informieren? Sicher ist dies auch notwendig, aber nicht ausreichend, wie die VDI 6023 nochmals in den Planungsgrundsätzen feststellt: „Fehlender Wasseraustausch über 72 Stunden hinaus ist zu vermeiden oder durch technische Maßnahmen zu kompensieren“. Diese Maßnahmen sind in der VDI-Richtlinie 3810-Blatt 2 mit dem etwas sperrigen Titel: „Betreiben und Instandsetzen von Gebäuden und gebäudetechnischen Anlagen – Trinkwasser-Installationen“ umfassend beschrieben. Bild 5 enthält eine Übersicht aller erforderlichen Maßnahmen, die abhängig von der Dauer der Betriebsunterbrechung vor Beginn und nach Ende erforderlich sind, um die Trinkwasserinstallation vor einem Legionellenwachstum zu schützen.

Die hier beschriebenen Maßnahmen sind aus Hygienesicht sicher gerechtfertigt, zum Teil aber sehr aufwändig in der Umsetzung. So muss bereits bei kürzeren Betriebsunterbrechungen von mehr als 7 Tagen der Teil der Trinkwasserinstallation mit einer Betriebsunterbrechung gemäß DVGW Arbeitsblatt W557 (A) gespült werden. Das bedeutet: Vollständiger Wasseraustausch an allen Entnahmestellen mit demontierten Strahlreglern und Duschköpfen, mit 2 m/s und 20-fachem Wasseraustausch. Dauert die Betriebsunterbrechung länger als 4 Wochen, müsste sogar eine mikrobiologische Kontrolluntersuchung vor Wiederinbetriebnahme erfolgen. Bleibt die Frage, ob die beschriebenen Maßnahmen zur Absicherung von Betriebsunterbrechungen in der Praxis überhaupt durchgeführt werden. Wahrscheinlich eher nicht, denn zunächst müssten Bewohner und Betreiber der Trinkwasseranlage von den erforderlichen Maßnahmen und deren Umfang wissen. Dann müsste der Betreiber wiederum von der jeweiligen Betriebsunterbrechung Kenntnis haben und die erforderlichen Arbeiten beauftragen. Ganz abgesehen davon, dass diese dann sehr zeitnah durchgeführt werden müssten.

Weiterführende Informationen: https://www.uponor.com/de-de

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