In urbanen Lebensräumen rückt das serielle Bauen als Antwort auf Wohnungsmangel und Fachkräftemangel immer stärker in den Fokus.
Wenn das Wohnen der Zukunft zur Realität wird
Mittwoch, 19.06.2024
Ein herausragendes Beispiel dieses zeitgemäßen Ansatzes ist das Wohnhaus in der Infanteriestraße 14 in München-Schwabing, betreut von Projektentwickler Bauwerk und gestaltet vom internationalen Architekturbüro UNStudio unter der Leitung von Ben van Berkel.
Dieses innovative Bauvorhaben, in Anlehnung an den federführenden Architekten Ben van Berkel, „Van B“ genannt, hebt sich nicht nur durch seine markante Architektur hervor, sondern präsentiert auch eine wegweisende Vision für das Wohnen der Zukunft. Mit dem Motto „Qualitätsmeter statt Quadratmeter“ setzt das Projekt auf eine intelligente Raumausnutzung, flexible Wohnraumkonzepte und ein eigens entwickeltes Plug-In-System, um den veränderten Bedürfnissen der Bewohner gerecht zu werden. Dabei spielt die Sanitärtechnik, insbesondere das innovative Trockenbausystem „TECEprofil“, eine entscheidende Rolle. Im Kontext des aktuellen Wohnungsmangels in München und der steigenden Nachfrage nach kreativen Wohnraumkonzepten wird deutlich, dass diese wegweisende Entwicklung nicht nur architektonisch, sondern auch wirtschaftlich und technologisch den aktuellen Herausforderungen begegnet.
Attraktives Kreativquartier
Die Infanteriestraße ist Teil eines 20 Hektar großen Areals zwischen Neuhausen, Maxvorstadt und Schwabing und umgeben von attraktiven Stadtteilen. Auch das Olympiagelände ist nicht weit. Seit einigen Jahren befindet sich das Gebiet in einem lebhaften Wandlungsprozess: Das Gelände der ehemaligen Luitpold-Kaserne schafft Platz für das sogenannte Kreativquartier, einer Mischung aus Wohnen, Wissenschaft, Kultur, Start-ups und Tech-Szene. Bis auf Teile des Fundaments wich für „Van B“ auf einem 2.400 Quadratmeter großen Grundstück ein nüchternes Verwaltungsgebäude aus den 1960er-Jahren.
Markante Fassade mit differenzierter Materialität
Nüchtern kann man die Gestalt des neuen Hauses hingegen wahrlich nicht nennen. Rund 100 Meter zieht sich die Fassade an der Straße entlang und erhält durch leicht aus der Achse gedrehte, versetzt angeordnete Bay-Windows einen plastischen, beinahe expressiven Charakter. Die bodentiefen Fenster, die die Grenzen des Inneren nach außen öffnen, springen so weit hervor, dass obenauf Balkone Platz finden. Auf der grünen Hofseite treppt sich das Gebäude terrassenartig in die Höhe. Das Haus vermittelt insgesamt eine hohe Offenheit – der fließende Übergang zwischen innen und außen war dem Architektenteam ein wichtiges Anliegen. Die Hauptmaterialien der Fassade gehen einen spannungsvollen Dialog ein: Das exakt geschnittene, beschichtete Metall imitiert Kupferblech und taucht hauptsächlich im Sockelbereich und am Dach auf, die eigentliche Struktur besteht aus Glasfaserbeton in Grautönen.
Kreative Wohnraum-Nutzung
Vor dem Hintergrund des auch in München massiven Wohnraumbedarfs ging es nicht nur darum, zusätzliche weitläufige Wohnungen zu schaffen. Es ging zudem darum, kompakter zu bauen und die Flächen geschickter zu nutzen. Gleichzeitig sollten Antworten auf unterschiedliche Lebensformen und Familienkonstellationen gefunden werden, die veränderte Arbeitsabläufe und nicht zuletzt der demografische Wandel mit sich bringen. „Kurz gesagt, beinhaltet das Konzept von „Van B“ einen Gedanken: Die eigenen vier Wände werden um Gemeinschaftsflächen ergänzt, die allen Bewohnern zur Verfügung stehen, wie zum Beispiel ein Co-Living Space zum Arbeiten und Treffen, ein begrünter Hofgarten und eine Dachterrasse mit München-Blick“, teilen die Verantwortlichen mit. „Denn Flexibilität ist den Menschen heute wichtiger als schiere Fläche“, sagt Ben van Berkel.
Sein Entwurf reagiert darauf: Auf sieben Geschossen und insgesamt 7.700 Quadratmetern Fläche verteilen sich unterschiedliche Wohnungstypen, darunter Apartments, Flats und Gallery Lofts mit Größen von 44 bis 168 Quadratmetern. Letztere orientieren sich zum Innenhof und wirken beinahe wie eigenständige Häuschen im großen Haus, denn sie erstrecken sich im Unter- und Erdgeschoss über insgesamt drei Ebenen. Über die unterschiedlichen Raumhöhen und Galerien ergeben sich interessante Blickachsen.
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