Mehr Stornierungen – weniger Baugenehmigungen

Donnerstag, 21.07.2022

Insbesondere der Wohnungsbau ist derzeit mit auffallend vielen Stornierungen konfrontiert. Gleichzeitig werden weniger Baugenehmigungen ausgestellt.

Bereits im Frühjahr 2020 überrollte eine Storno-Welle die Bauwirtschaft – damals wegen des Corona-Schocks. Jetzt werden wieder auffällig viele Bauprojekte storniert, zumal im Wohnungsbau: Im Mai waren davon 13,4 Prozent aller Hochbauunternehmen betroffen, im Juni 2022 11,5 Prozent. Das ergab eine Umfrage des ifo-Institutes. In erster Linie fehlt es nach wie vor an Material. Nahezu die Hälfte aller Unternehmen (47 Prozent) im Hochbau beklagt Lieferengpässe. „Diese Engpässe bilden sich nur langsam zurück. Dabei kommt es teils zu rasanten Preisanstiegen infolge der Knappheit. Auch die hohen Energiepreise wirken preistreibend“, ergänzt ifo-Forscher Felix Leiss. Im Mittel erwarten die Unternehmen Lieferengpässe noch in den nächsten neun Monaten. Die steigenden Baupreise und die jetzt ebenfalls steigenden Zinsen lassen Bauherren das eine oder andere Projekt überdenken. Oder eben komplett stornieren.

Neubau in einer Siedlung von Einfamilienhäusern: Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser brachen um nahezu ein Fünftel ein …
Quelle: Martin
Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser brachen um nahezu ein Fünftel ein …

Dazu passen auch die gerade veröffentlichten Baugenehmigungen durch das Statistische Bundesamt (Destatis): Die sanken in den ersten fünf Monaten um 1,6 Prozent, verglichen mit dem gleichen Zeitraum im Vorjahr. Besonders gravierend: der Rückgang von nahezu 18 Prozent bei Einfamilienhäusern. Hingegen genehmigten die Baubehörden knapp 10 Prozent mehr Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Von Mai bis Mai betrug der bereinigte Rückgang 6,6 Prozent.

Grafik zeigt Stornierungen am Bau: Mehr Stornierungen als durch Corona-Schock: Bauherren machen Rückzieher angesichts hoher Preise und Zinsen.
Quelle: ifo-Institut
Mehr Stornierungen als durch Corona-Schock: Bauherren machen Rückzieher angesichts hoher Preise und Zinsen.

Felix Pakleppa, Geschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe, sieht angesichts dieser Entwicklungen die Politik gefordert. Gerade private Bauherren brauchen zuverlässige Förder- und Rahmenbedingungen für Neubau- und Sanierungsprojekte. Warum gibt es immer noch keine verbindlichen Fördervorgaben für 2023? Auch sei die geplante Abschreibungserhöhung für den Mietwohnungsbau immer noch nicht umgesetzt, moniert Pakleppa.

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