Kleinhebeanlagen: Was ist beim Einbau zu beachten?

Dienstag, 15.09.2020

Ein WC in einem Badezimmer.
Quelle: SFA Sanibroy
Hebeanlagen wie das "SANICOMPACT Pro" von SFA Sanibroy sind ideal, um im Bestand nachträglich Bäder unterhalb der Rückstauebene einzubauen. Die DIN EN 12050-3 definiert die Einsatzbereiche solcher Kleinhebeanlagen.

Die Wohnungsnot in Ballungszentren ist zu einer zentralen Herausforderung geworden. Ein wichtiger Lösungsansatz ist dabei die Nachverdichtung von Wohnraum.

Die Problematik dabei ist es, für Einrichtungen wie eine neue Küche oder Bad die entsprechende Entwässerung sicherzustellen. Als probate Problemlöser bei fehlendem Gefälle zu den bauseitigen Entwässerungsleitungen haben sich dafür Kleinhebeanlagen etabliert, die mittlerweile alle gängigen Anwendungen abdecken. Die DIN EN 12050 "Abwasserhebeanlagen für die Gebäude- und Grundstücksentwässerung" grenzt sie in Teil 3 dabei als "Hebeanlagen zur begrenzten Verwendung" von Fäkalienhebeanlagen (Teil 1) und Abwasserhebeanlagen für fäkalienfreies Abwasser (Teil 2) ab. Aber wie definieren sich diese Einsatzgrenzen in der Praxis?

Kleinhebeanlagen richtig auswählen

Die DIN EN 12050-3 beschränkt den Einsatz von Kleinhebeanlagen auf einen Raum und auf die Entwässerung von max. vier verschiedenen Sanitärobjekten: ein WC, ein Waschtisch, eine Dusche und ein Bidet. Der Grund dafür liegt in der spezifischen Konstruktion der Kleinhebeanlagen, denn die integrierte Pumpe fördert das zulaufende Abwasser direkt ab. Ein Sammeln des Abwassers findet also nicht statt. Daher dürfen an eine Fäkalien-Kleinhebeanlage zur begrenzten Verwendung weder Waschmaschinen noch Badewannen angeschlossen werden. Auch Geschirrspüler und Küchenspülen dürfen gemäß DIN EN 12050-3 nicht über eine Anlage dieser Bauart entwässert werden.

Des Weiteren gibt die Norm vor, dass in der Wohneinheit eine Ausweichmöglichkeit zur Verfügung stehen muss, wenn es zu einem Störfall der Anlage kommen sollte. Hat der Mieter einer Wohnung also nur ein WC zur Verfügung, darf es nicht über eine Kleinhebeanlage entwässert werden.

Die Grafik zeigt eine semitransparente Kleinhebeanlage.
Quelle: SFA Sanibroy
Bei der Auslegung einer Kleinhebeanlage muss zunächst die Anzahl der zu entwässernden Sanitärobjekte ermittelt werden. Waschmaschinen, Geschirrspüler und Badewannen dürfen über Kleinhebeanlagen mit WC-Anschluss nicht entwässert werden. Für diesen Anwendungsfall gibt es spezielle Kleinhebeanlagen – wie beispielsweise die "SANIVITE+".

Kleinhebeanlage richtig positionieren

Kleinhebeanlagen sollten immer frei zugänglich sein. Zum einen um mögliche Verstopfungen durch unsachgemäße Nutzung einfach beseitigen zu können, zum anderen sind sie in regelmäßigen Intervallen zu warten.

Der typische Anwendungsfall ist die Installation einer Kleinhebeanlage in unmittelbarer Verbindung zur WC-Keramik. Bei der Entwässerung von Schwarzwasser muss diese Positionierung eingehalten werden, um das Versotten der Anlage zu verhindern. Ist die Leitungsstrecke zu lang, kommt sonst als erstes Abwasser mit wenig Feststoffen in der Kleinhebeanlage an. Der Pumpvorgang startet automatisch und fördert dieses Wasser aus dem Sammelbehälter heraus, während das Abwasser mit hohem Feststoffanteil die Fäkalienhebeanlage erst zeitverzögert erreicht. Es ist also keine hinreichende Durchmischung mehr möglich, Reste verbleiben in der Anlage und führen zur Verschlammung.

Von der Position der Kleinhebeanlage ausgehend, sind dann die Zuleitungen der weiteren Sanitärobjekte sowie die Druckleitung mit Anschluss an die Sammelleitung zu dimensionieren.

WC-Keramik mit integrierter Kleinhebeanlagen.
Quelle: SFA Sanibroy
Kleinhebeanlagen können auch direkt in WC-Keramiken integriert sein – bei einigen Modellen sogar mit Waschtischanschluss. Das ist eine ebenso schicke wie platzsparende Lösung beispielsweise für ein Gäste-WC oder den Wellnessbereich im Untergeschoss eines Eigenheims.

Rohrleitungen richtig auslegen und installieren

Wer ein zusätzliches Bad im Bestand plant, muss sich über die Dimensionierung der Fall- und Grundrohre in der Regel keine Gedanken machen. Ist die Gebäudeentwässerung regelkonform nach DIN 1986-4:2019-08 ausgelegt, kann darüber problemlos ein weiteres Bad entwässert werden.

Für den Zulauf von einem Waschtisch oder einer Dusche in die Kleinhebeanlage ist standardmäßig ein Rohr in DN 40 vorzusehen. Besondere Aufmerksamkeit verlangt der Anschluss der Kleinhebeanlage an die Sammel- oder Grundleitung. Das geschieht über die sogenannte Druckleitung, durch die das Abwasser über das Höhenniveau der Rückstauebene gepumpt wird.

Zu beachten ist bei ihrer Auslegung und Installation:

  • Mindestnennweite der Druckleitung gemäß DIN EN 12056-4, Tabelle 2
  • Rohrleitungssystem mit einer Druckfestigkeit des 1,5-fachen Pumpendrucks installieren,
  • nur wenige Umlenkungen vorsehen
  • keine Verbundrohrsysteme installieren, bei denen die Formstücke den Querschnitt reduzieren und
  • die Druckleitung an die belüftete Freispiegelentwässerung nur mit Rückstauschleife anschließen.

Auf Qualität und Komfort achten

Aus Sicht der Nutzer ist die Geräuschentwicklung einer Kleinhebeanlage in Aktion ein wichtiges Komfortmerkmal. Ideal sind Werte unter 50 dB(A).

Damit die Feststoffe wirksam zerteilt werden, ist außerdem auf die Qualität des Schneidwerks zu achten. Insbesondere die Konstruktion der Messer und des Fangkorbes sind hier qualitätsentscheidend.

Unabhängig davon sind Entwässerungsanlagen gemäß DIN 1986-3 "Regeln für Betrieb und Wartung" bestimmungsgemäß zu betreiben und die regionalen Abwassersatzungen zu beachten.

Weiterführende Informationen: https://www.sanibroy.de/

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