Handwerk im „Würgegriff“

Preistreiber Bürokratie

Dienstag, 25.07.2023

Weniger Zeit für Kunden, teurere Leistungen und keine Lust mehr – Bürokratie nervt …

„Die Bürokratie erwürgt uns inzwischen“ – so drastisch drückte sich Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), auf der Handwerksmesse 2023 in München aus. Dazu passend veröffentlichte der ZDH jetzt die Ergebnisse einer Umfrage zur Belastung der Handwerksunternehmen durch überbordenden bürokratischen Aufwand.

Bild zeigt Schreibstube im Jahr 1719
Quelle: J.B. von Rohr
Schreibstube um 1719: Ähnlich analog arbeiten bis heute manche Ämter...

Demnach ist für drei Viertel der Betriebe dieser Aufwand in den letzten fünf Jahren kontinuierlich gestiegen. Größter belastender Faktor sind dabei die ständigen Anpassungen an neue gesetzliche Regelungen, sagen ebenfalls 76 Prozent der Befragten. Und der Aufwand zur Erfüllung von Nachweis- und Dokumentationspflichten ist für gut die Hälfte der Unternehmen (54 Prozent) stark belastend. Hier wittert Jörg Dittrich einen Generalverdacht der Regierenden: „Das ständige Misstrauen gegenüber selbstständigen Unternehmern nervt. Wir Handwerker werden nicht bestraft, wenn wir ein Gesetz verletzen. Wir werden bestraft, wenn wir nicht nachweisen können, dass wir das Gesetz eingehalten haben.“

So sehen die Ausbaugewerke, also auch dieSHK-Branche, die Folgen des „Würgegriffs“:

  • zwei Drittel haben weniger Zeit für das Kerngeschäft, was zu längere Wartezeiten für Kunden führt,

  • 43 Prozent der Unternehmen mussten deshalb ihre Leistungen und Produkte verteuern,

  • besonders bedenklich: Für 58 Prozent ist die Selbstständigkeit immer weniger attraktiv.

Gerade der letzte Punkt hat negative Folgen für die nahe Zukunft: Nur ein Fünftel der Handwerksmeister macht sich selbstständig – der Großteil aber hauptsächlich wegen der abschreckenden bürokratischen „Hydra“ nicht, so der ZDH.

Grafik zeigt die Folgen der aktuell (gefühlten) Bürokratiebelastung im Handwerk.
Quelle: ZDH
Diese Folgen hat die aktuelle (gefühlte) Bürokratiebelastung im Handwerk.

Belastung nicht nur gefühlt

Die zunehmende Belastung ist übrigens nicht nur eine gefühlte. Das bestätigt der aktuelle Jahresbericht des Nationalen Normenkontrollrats (NKR). Darin heißt es: „Der laufende Erfüllungsaufwand – also der Zeitaufwand und die Kosten, die neue Gesetze Jahr für Jahr verursachen – ist im Berichtszeitraum (Juli 2021 – Juni 2022) um rund 6,7 Mrd. Euro auf rund 17,4 Mrd. Euro gestiegen. Dieser Anstieg ist mit 5,6 Mrd. Euro zu 90 Prozent auf die Erhöhung des Mindestlohns zurückzuführen.“ Lutz Goebel, Vorsitzender des NKR, kommentiert: „Selbst wenn wir den Mindestlohn ausblenden, zeigt sich ein negativer Trend beim Erfüllungsaufwand. Dabei müssen Wirtschaft, Verwaltung und Bürger gerade in Krisenzeiten von unnötiger Bürokratie entlastet werden. Es ist an der Zeit, mit neuem Elan und kreativen Ideen auf einen Neustart beim Abbau von Bürokratie hinzuarbeiten.“ Wie dieser Neustart konkret verlaufen könnte, wird das SanitärJournal berichten.

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