Energiesparen darf Gesundheit nicht gefährden!

Mit dem Waschlappen gegen Putin?

Im heutigen Krisen-Szenario ist Energie sparen erste Bürgerpflicht. Manche Tipps dazu gefährden jedoch die Trinkwasserhygiene, mahnen Deutschlands namhafte Fachverbände.

Im vergangenen Jahr waren in Deutschland exakt 2.562 Verkehrstote zu beklagen (laut Statista). Ähnlich hoch, jedoch weitaus weniger exakt, liegt die Anzahl der tödlichen Opfer von „Legionella pneumophila“: zwischen 1.500 und 3.000 Toten (laut CAPNETZ-Studie). Diese üble winzige Bakterium ist Verursacher von mehr als 90 Prozent aller Fälle von Legionellose, auch Legionärskrankheit genannt. Eine recht gefährliche Lungenentzündung, die selbst bei ansonsten gesunden Menschen mit einer Rate von fünf bis zehn Prozent tödlich verläuft! Und die Dunkelziffer ist außerordentlich hoch: Laut CAPNETZ werden über 96 Prozent aller Legionellosen gar nicht erkannt.

Die im Trinkwasser lebenden Legionellen gelangen über Aerosole in die menschliche Lunge, also sprühnebliges Wasser. Im häuslichen Bereich ist deshalb beim Duschen das Risiko einer Infektion am höchsten. Dieser Risiko senkt man durch trinkwasserhygienische Maßnahmen, wie regelmäßiger Wasseraustausch und entsprechende Temperierung des Trinkwassers warm und kalt.

Problematische Tipps zum Energiesparen

Soweit – so bekannt. Jedoch im Zuge von Energiekrise und Preisexplosion treten jetzt reichlich viele (Möchtegern-)Experten auf den Plan, die dem Volk, dem großen Lümmel (nach Heine), mit allerlei Tipps zum Energiesparen (zu) nahetreten. Von höchster Stelle in THE LÄND beispielsweise kam der Hinweis, auch der Waschlappen sei ja eine recht brauchbare Erfindung...

Was aber, wenn die Menschen im Ländle (altdeutsch für THE LÄND) tatsächlich jetzt nur noch einmal die Woche duschen und sich häufiger mit dem Waschlappen begnügen? Was ist dann mit der 72-Stunden-Regel? Also mit dem kompletten Wassertausch in einer Trinkwasserinstallation alle drei Tage? Da blühen die Legionellen im Duschbereich auf, vor allem, wenn die Wasserleitungen nicht durchgeschliffen sind!

Manche dieser Spartipps scheinen also zumindest fragwürdig. In die gleiche problematische Richtung geht auch die Idee eines Wohnungsunternehmens, in vermieteten Wohnungen die Temperatur des vorgehaltenen Trinkwassers warm über Nacht unter die normativ geforderten 55/60 °C abzusenken.

„In den vergangenen Wochen sind in der Presse Aussagen und Empfehlungen erschienen, die in Bezug auf die Temperatur von Warmwasser teilweise problematisch sind“, heißt es dazu in einer gemeinsamen Pressemitteilung vom Bundesverband Technische Gebäudeausrüstung e.V. (BTGA), der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und Wasserfach e.V. (figawa) und dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK). Und weiter: „Aus energetischer Sicht wäre es zwar günstig, Warmwasser nur auf die Temperatur der Nutzung (35 °C bis 45 °C) zu erwärmen, jedoch steigt gerade in zentralen Trinkwassererwärmern (Trinkwasserspeichern) in diesem Temperaturbereich das Risiko einer Gefährdung der Gesundheit der Verbraucher durch die Vermehrung von Legionellen innerhalb der Trinkwasser-Installation.“

Um die eigene Gesundheit nicht zu gefährden, empfehlen die drei Fachverbände daher dringend:

Zudem seien aus energetischer Sicht folgende Maßnahmen an Anlagen zur Trinkwarmwasserbereitung sinnvoll:

Bei Fragen zur Umsetzung energieeffizienter und gleichzeitig hygienischer Warmwasserbereitung sollten Verbraucher unbedingt und immer zuerst Fachleute wie etwa SHK-Handwerker zu Rate ziehen, empfehlen die drei Verbände außerdem.

Mittwoch, 21.09.2022