Reichlich Luft nach oben

SHK Essen 2018 - ein Stimmungsbild

War es die Grippewelle? Oder der „Run“ der Installateure auf die Baustellen – nach wochenlangem Frost? Das sind keine wirklichen Gründe dafür, warum die SHK Essen in diesem Jahr „überschaubar“ war.

Der „Horror vacui“ – die Angst vor der Leere – durchzieht die Geschichte der Wissenschaft von der Antike bis heute. Am Dienstag letzter Woche war dieser „Horror“ in Essen live erfahrbar. Nicht an der Uni, während eines philosophischen Proseminars. Sondern in den weitläufigen Messehallen am Gruga-Park: Da öffnete nämlich die SHK 2018 ihre Pforten, erstmals von Dienstag bis Freitag (anstatt wie bisher von Mi bis Sa).

Angesichts der dienstäglichen gähnenden Leere klingt da die Aussage von Hans-Peter Sproten, seines Zeichens Hauptgeschäftsführer im Fachverband SHK NRW, im Schlussbericht der Messe Essen GmbH fast schon wie das sprichwörtliche Pfeifen im Walde: „Wir sind auf eine guten Weg, die neue Tagefolge Dienstag bis Freitag zu etablieren.“

Weiteres aus dem Bericht: „Vom 6. bis 9. März 2018 strömten über 44.000 Besucher auf die erste SHK-Fachmesse des Jahres in Deutschland.“ Aber: „Die Hochrechnung des letzten Messetages mit einbezogen kamen rund 35.500 (FKM-)registrierte Fachbesucher.“… Wer hat sich da denn alles zwischen den 35.500 registrierten Fachbesuchern und den eingangs postulierten 44.000 Besuchern an den Drehkreuzen am Eingang schwindelig gelaufen?

Qualitativ hingegen war man mit der Besucher-Resonanz auf der Messe halbwegs zufrieden. Das ergab eine nicht repräsentative Befragung der Redaktion unter den Ausstellern.

Die Themen: Fachkräftemangel und Digitalisierung

Zwei, drei Themen beherrschten die Gespräche, eines davon: der Fachkräftemangel. Gerade die aktuelle Grippewelle legt hier den Finger in die Wunde: Wenn zehn, zwanzig Prozent einer Belegschaft ausfallen, ist Holland schnell in Not. Trotz eifrig gerührter Werbetrommel der Fachverbände für mehr handwerkliche Ausbildung ist der Erfolg nur mäßig: Das Berufsbild scheint nicht „sexy“ genug. Und die von der Zuwanderung erhoffte Entlastung lässt bislang auf sich warten.

Eine Lösung der Hersteller: Produkte werden zu Plug’n Play-Systemen, die den Installationsaufwand drastisch verringern (sollen). Und der klassische Service wird ausgeweitet, damit sich das Handwerk auf seine individuellen Stärken konzentrieren kann: Der eine Handwerksbetrieb benötigt Planungsunterstützung, der zweite gibt lieber die Inbetriebnahme einer Anlage an die Kollegen vom Hersteller ab, der dritte wiederum die turnusmäßige Wartung.

Weiteres Thema ist die Digitalisierung: elektronisch „intelligente“ Installationskomponenten, Auslaufarmaturen mit programmierbaren Hygienefunktionen oder vorgerüstete, steckerfertige Systeme. Also Dinge, die letztlich zwar den Kundennutzen, aber nicht die Arbeitsbelastung für den Installateur erhöhen.

Wenig Neues

Neues gab es wenig bis nichts. Feintuning bestimmte das Bild. Vor allem wurden Montage- und Installationserleichterungen an schon vorhandenen Systemen und Komponenten vorgenommen. Zwei Beispiele: Pressen statt Schweißen bei dickwandigen Stahlrohrleitungen oder die automatisch dichte, weil „gesteckte“ statt aufwändig montierte Duschwand.

Neu ist auf jeden Fall eine neue Stufe der Beratungsqualität: Hardware und digitale Kommunikation sind immer enger verzahnt, intelligente Verknüpfungen auf dem Touchscreen liefern blitzartig Zusatzinfos, Anwendungsbeispiele, Installationsvarianten und Systemalternativen sind nur einen Lidschlag lang voneinander entfernt. Das persönliche Gespräch, der direkt Kontakt mit dem Kunden und nicht zuletzt die haptische Erfahrung des konkreten Produkts aber bleiben in jeder Hinsicht erhalten.

Montag, 12.03.2018