Mit Exo-Skelett und Digitalisierung gesundheitliche Risiken minimieren

Aktuelle Trends und Entwicklungen – Teil II

Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung rückt in den Fokus.

Digitalisierung, Energiewende und demografischer Wandel: Kombiniert stellen diese drei großen gesellschaftlichen Aufgaben eine extreme Herausforderung für alle Beschäftigten im SHK-Handwerk dar – insbesondere für ältere Mitarbeiter und SHK-Unternehmer. Und das sind nicht wenige. In den Ausbaugewerken sind acht von hundert Beschäftigten über 60 Jahre alt. Ein Viertel ist zwischen 51 und 60 Jahre, und nur ein Drittel 35 oder jünger. Zudem ist ein Fünftel der Betriebsinhaber im Handwerk über 60 – alles in allem also eine höchst unausgewogene Altersstruktur, gerade auch im Hinblick auf die angesprochenen Herausforderungen. Welche Risiken das für die SHK-Branche beinhaltet, darüber berichtet das SanitärJournal hier. In dem Beitrag wurde auch der ganz alltägliche Wahnsinn auf der Straße angesprochen, dem Handwerker beruflich ausgesetzt sind. So beträgt beispielsweise der durchschnittliche wöchentliche Zeitverlust eines Ausbauunternehmens durch Parkplatzsuche und Stehen im Stausagenhafte neun Stunden!. Allein im Großraum Köln/Bonn gehen den Betrieben dadurch jährlich schätzungsweise 300 Millionen Euro durch die Lappen, wie eine Umfrage der Handwerkskammer Köln ergab.

Altersgerechte und ergonomische Arbeitsgestaltung

Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA/DGUV) fasst die im Hinblick auf den Arbeitsschutz und die Sicherheit der SHK-Beschäftigten wichtigsten Entwicklungen und deren Folgen so zusammen:

Von daher muss laut DGVU „zur Erhaltung der Arbeitsfähigkeit und zur Steigerung der Attraktivität der Branche eine alter(n)s-gerechte und ergonomische Arbeitsgestaltung in den Fokus der betrieblichen Prävention rücken.“ Ein erster Ansatz dafür wäre die vertiefende Information und Aufklärung über ergonomische Hilfsmittel wie Hubarbeitsbühnen und Hebehilfen. Auch Exoskelette beispielsweise zur Unterstützung bei Über-Kopf-Arbeit werden eine zunehmende Rolle spielen (siehe Bild).

Die bundesweite Ausbildungsinitiative des ZVSHK „Zeit zu starten“ soll gleichzeitig dem eklatanten Nachwuchsmangel entgegenwirken. Mit gezielten Kampagnen könnten migrantische und weibliche Auszubildende für das SHK-Handwerk gewonnen werden. Warum sind beispielsweise nur 1,7 Prozent der SHK-Azubis weiblich?

Auch die Digitalisierung der Haustechnik wirkt dem Fachkräftemangel – und damit der Entlastung der Älteren – entgegen. Sie ermöglicht das Anlagenmanagement per App, die Einstellung der Anlagen, deren Überwachung und Fernwartung. So nutzten bereits 2018 mehr als die Hälfte der SHK-Betriebe die Möglichkeit der Ferndiagnose. All das erspart dem Handwerk (und seiner Kundschaft) teure Anreisen und erlaubt eine gezieltere Nutzung der personellen Ressourcen. So gleicht vernetzte Haustechnik den Fachkräftemangel wenigstens teilweise aus, ebenso Tools wie Bauwerksdatenmodellierung (BIM) sowie Augmented und Virtual Reality (AR/VR).

Die Kehrseite dieser Entwicklungen ist allerdings ein laufend zu aktualisierendes Knowhow, das den Beschäftigten abverlangt wird. Nur so können sie den steigenden Kundenanforderungen an fundierte Beratung, Komfort, Wellness, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz gerecht werden. Daraus ergibt sich ein umfangreicher Weiterbildungsbedarf. Kleineren Handwerksunternehmen bleibt da oft nur die Spezialisierung auf einige Kernkompetenzen.

Hilfreich sei zudem eine vorausschauende Personalplanung gerade für kleinere Handwerksunternehmen. Darauf macht das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) aufmerksam. Und gibt dafür hilfreiche Empfehlungen, ebenso für die Rekrutierung von Auszubildenden.

Montag, 28.02.2022