Mehr Wärme – mehr Legionellen …

Klimawandel verstärkt Infektions-Risiko

Entscheidend ist nicht nur die Zahl, sondern welche Legionellen sich im Trinkwasser tummeln!

Das häusliche Trinkwasser ist die wichtigste Infektionsquelle für Legionellose. Rund 70 Prozent aller Erkrankten infizieren sich im privaten Umfeld. Etwa jeder fünfte fängt sich die krankmachende Mikrobe auf Reisen ein. Und die restlichen zehn Prozent infizieren sich im Krankenhaus oder Pflegeheim. Darüber informiert das Robert-Koch-Institut (RKI). Allerdings ist festzuhalten: Bei mindestens der Hälfte aller sporadischen, also nicht im Rahmen eines Ausbruchs auftretenden Erkrankungen an Legionellose ist die Infektionsquelle nicht zu ermitteln. Größere Ausbrüche der Krankheit kommen eher selten vor und werden oft von Verdunstungskühlanlagen verursacht.

Hier kommt der Klimawandel ins Spiel. Der könne laut RKI das künftig häufigere Auftreten der Legionellose in zweierlei Hinsicht beeinflussen. Zum einen durch diese Umweltfaktoren:

So wurden in den Niederlanden Ausbrüche von Legionellose mit warmem, feuchtem Wetter in Zusammenhang gebracht. Ebenso wie unerwartet hohe Fallzahlen im Sommer 2018 in Bayern und Baden-Württemberg. Wie das genau zusammenhängt, ist bislang nicht klar. Eine Vermutung: Mit Legionellen kontaminiertes Pfützenwasser wird durch Autos auf regennassen Straßen aerosolisiert, also versprüht. Dazu würde passen, so das RKI, „dass in einer japanischen Studie in Luftproben in der Nähe von befahrenen Straßen Legionellen-DNA identifiziert wurde, mitunter sogar die besonders gefährliche Variante L. pneumophila. Dabei korrelierte die Legionellen-DNA-Menge mit der monatlichen Niederschlagsmenge.“

Das „Dosis-Wirkungs-Paradoxon“

Zudem werde das häusliche Trinkwasser durch den Klimawandel beeinflusst: „Angesichts der ansteigenden durchschnittlichen Luft- und Bodentemperatur ist es möglich, dass sich die Basistemperatur von Trinkwasser kalt (auf dem Weg vom Versorger zum Verbraucher) erhöht. Ein solcher Effekt könnte zu einem vermehrten Legionellenwachstum in Kaltwasser führen, was wiederum zu einer erhöhten Konzentration in Kalt- wie auch in Warmwasser führen könnte“, so das RKI. Das gelte insbesondere für die massiv versiegelten Flächen der innerstädtischen „Wärmeinseln“. Dazu komme das Bestreben vieler Haushalte, durch niedrigere Warmwassertemperaturen, beispielsweise unter 50 °C, Kosten zu senken und das Klima zu schützen. Das führe zu einer höheren Legionellen-Konzentration im Trinkwasser. Was wiederum vermehrte Infektionen von Legionellose nach sich zieht ...

Das gilt jedoch nur unter einer allgemein angenommenen Voraussetzung: Dass nämlich eine höhere Legionellenkonzentration im Trinkwasser tatsächlich mit einem erhöhten Risiko für Legionellose einhergeht!

Hier kommt nämlich das „Dosis-Wirkung-Paradoxon“ ins Spiel: „Es wurde beobachtet, dass eine höhere Legionellenkonzentration nicht notwendigerweise mit einem erhöhten Risiko für Legionellose einhergeht“, so das RKI. Denn: Laut der LeTriWa-Studie ist der stärkste Risikofaktor nicht die Legionellen-Konzentration im Trinkwasser. Das stärkste Risiko ist vielmehr „die Anwesenheit von Virulenz-assoziierten, so genannten MAb 3/1-positiven Legionellen im häuslichen Trinkwasser!

Hier bestehe noch erheblicher Forschungsbedarf. Insbesondere sei zu untersuchen, wie Konzentration und Art des Legionellenstammes das Infektionsrisiko beeinflussen.

Mittwoch, 23.08.2023