Bremst neue Förderstrategie den Klimaschutz?

Heftige Kritik der Verbände:

Die gerade vorgestellte „Förderstrategie Energieeffizienz“ sieht vor, ab 2019 Heizungsmodernisierungen nicht mehr zu fördern, die ausschließlich auf fossilen Energieträgern basieren. Drei SHK-Verbände sehen darin ein falsches politisches Signal.

Der Satz hat es in sich: „So werden Hybridsysteme, die erneuerbare Energien einbeziehen, weiter gefördert, um den Übergang zu mehr Erneuerbaren im Wärmemarkt zu unterstützen, während die Förderung von Heizkesseln, die ausschließlich auf fossilen Energieträgern basieren, in 2019 ausläuft.“ Er steht so in der Pressemitteilung des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) zur neuen Förderstrategie „Energieeffizienz und Wärme aus erneuerbaren Energien“.

Das ruft jetzt die Kritiker auf den Plan. Zuerst reagierte die Gaswirtschaft in Person von Dr. Timm Kehler, dem Vorstand der Branchenvertretung Zukunft Erdgas e.V.: „Wenn diese Förderstrategie umgesetzt wird, wird die energetische Modernisierung massiv ausgebremst. Eine deutliche Belastung des Klimas wäre die Folge“, warnt er. Natürlich würde diese neue Förderstrategie auch die Bilanzen der Gaswirtschaft belasten… aber sei’s drum.

Fataler Fehler der Regierung

Weiter führt er aus: „Die mit Abstand wichtigste Maßnahme für mehr Klimaschutz in Gebäuden ist der Einbau hochmoderner Gas-Brennwertheizungen, wo diese veraltete Technik oder andere, klimaschädlichere Energieträger ersetzen. Dies steht so auch im Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung. Allein diese Maßnahme hat in den vergangenen Jahren in Deutschland mehr CO!SUB(2)SUB! eingespart als der gesamte Strom- und Verkehrssektor zusammen. Es wäre ein fataler Fehler der Bundesregierung, diese äußerst wirksame Maßnahme zu beenden.“ Es sei paradox, dass die Regierung aus der Förderung der (Wärme-) Technologie mit den geringsten CO!SUB(2)SUB! –Vermeidungskosten aussteigen wolle.

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Brennwert-Technik wird diskriminiert

Ganz aktuell begrüßt der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) das neue Förderkonzept, sieht jedoch den geplanten Förderstopp für Brennwertkessel ebenfalls kritisch: „Dieser Ausschluss kommt deutlich verfrüht und setzt ein falsches politisches Signal. Die Heizungsindustrie teilt die Auffassung, dass mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien künftig die Bedeutung von Wärmepumpen, die sich im Neubau bereits durchgesetzt haben, auch im Bestand deutlich zunehmen wird. Doch auf dem Weg hin zu einem klimaneutralen Gebäudebestand im Jahr 2050 stehen wir noch vor mindestens zwei Sanierungszyklen. Zunächst aber müssen die Ziele für 2030 erreicht werden, und dazu muss die Modernisierungsrate schnellstens spürbar gesteigert werden. Das wird nicht funktionieren, wenn die Brennwerttechnik mit ihren 90 Prozent Marktanteil durch Ankündigung des Förderstopps schon jetzt diskriminiert wird. So wird der seit Jahren anhaltende Modernisierungsstau zementiert, viele potenzielle Investoren werden die Modernisierung ihrer Altanlagen gänzlich unterlassen“, erläutert BDH-Hauptgeschäftsführer Andreas Lücke.

Von den rund 21 Millionen in Deutschland installierten zentralen Heizungsanlagen gelten etwa 14 Millionen gas- oder ölbasierte Systeme als veraltet. Mit moderner Brennwerttechnik könnten 20 bis 30 Prozent Energie und entsprechende Mengen CO!SUB(2)SUB! eingespart werden, so der BDH.

Entscheidend ist auf’m Platz

Andreas Müller, Hauptgeschäftsfüher des Zentralverbands Sanitär, Heizung, Klima (ZVSHK), begrüßt die Entscheidung des BMWi, die Beratungs- und Förderprogramme für die angestrebte Wärmewende übersichtlicher und effizienter zu gestalten. Das sehen die beiden schon zitierten Verbände genauso.

Es gehe aber nicht nur darum: „Entscheidend ist auf´m Platz! Es gilt hier und jetzt dafür zu sorgen, die Sanierungsrate bei rund 14 Millionen veralteten Öl- und Gasheizungen anzuheben. Ob dies ausgerechnet mit dem angekündigten Förderstopp für die Brennwerttechnik gelingen wird, wagen wir dann doch zu bezweifeln. Es droht vielmehr eine unnötige Verunsicherung der Verbraucher.“

Sowohl Zukunft Erdgas als auch der BDH betonen darüber hinaus den künftig vermehrten Einsatz von erneuerbaren Gasen wie Biomethan oder Power-to-Gas-Anlagen. Die gasbasierte Wärmeerzeugung habe auch in einem CO!SUB(2)SUB!-neutralen Wärmemarkt eine Zukunft.

Montag, 22.05.2017