Serielles Bauen – die Wende in der Wohnungskrise?

Mutige Unternehmen schaffen Durchbruch

So kann es gehen: Seriell gefertigtes Mehrfamilienhaus für 20 Familien – errichtet in drei Monaten …

Die größten Herausforderungen des Wohnungsbaus sind bekannt: Derzeit fehlen 700.000 Wohnungen – die Baukosten inklusive der Finanzierungskosten gehen durch die Decke – das führt zu unbezahlbaren Mieten. Was also ist zu tun?

Offensichtlich ist der konventionelle Wohnungsbau nicht imstande, auf die gewaltigen Herausforderungen angemessen zu reagieren, meint das Beratungsunternehmen Munich Strategy. Und sieht im „Seriellen Bauen“ die Lösung. Das sollen drei Thesen unterstreichen:

„These eins: Serielles Bauen ist die Antwort auf die drängendsten Herausforderungen der Bau-und Immobilienwirtschaft“

Zu diesen Herausforderungen zählt Munich Strategy die akute Wohnungsnot, die hohen Baukosten und die allerorten fehlenden Fachkräfte. Konventionelle Bauweisen seien damit überfordert, meint Munich Strategy. In Deutschland müsse schneller, effizienter und kostengünstiger gebaut werden. Und wann, fragt die Redaktion, gehen denn die Kommunen voran, um beispielsweise mit preiswertem Bauland die Baukosten zu senken?

„These zwei: Serielles Bauen ist rund 10x effizienter als konventionelles Bauen“

Beispielsweise durch den Wegfall der Planungskosten: Beim seriellen Bauen werde mit einmaligem Planen vielfach gebaut. Das senke die gesamten Baukosten um bis zu acht Prozent, so Munich Strategy. Zudem reiche für einen bestimmten Gebäudetyp eine einzelne Baugenehmigung aus. Die genügt dann für die vielfache Errichtung des gleichen Gebäudes, idealerweise auch bundesweit. Das erspare im Einzelfall die erneute Prüfung durch lokale Bauämter. Serielles Bauen verlagert den Fertigungsprozess von der Baustelle in die industriell arbeitende Produktionshalle. Das mache die Arbeit auf der Baustelle effizienter, wie Munich Strategy vorrechnet: „Serielles Bauen ist rund zehnmal effizienter als traditionelles Bauen. Die durchschnittlichen Baukosten pro Quadratmeter reduzieren sich um den Faktor zwei, die Bauzeit reduziert sich um den Faktor drei. Zudem ist es 1,5mal einfacher, einen Handwerker für die Produktion zu bekommen, als für die Montage.“ Und wann, fragt die Redaktion, wird eigentlich das Baurecht bundesweit so vereinheitlicht, dass nicht jedes Bundesland sein eigenes baurechtliches Süppchen kocht?

„These drei: Serielles Bauen steht jetzt vor dem Durchbruch“

In den letzten Jahren hätten teils neugegründete Unternehmen in Deutschland und dem benachbarten Ausland das serielle Bauen mit viel Kapital und intelligenten, skalierbaren Ansätzen entscheidend weiter entwickelt. Diese Unternehmen seien jetzt über die Entwicklungsphase hinaus. Sie haben Referenzprojekte abgeschlossen und Strukturen für die wirtschaftliche Produktion und Bauabwicklung aufgebaut. Die gerade erfolgte Übernahme der R+S Group durch Nokera sei daher ein Signal für die gesamte Branche: Serielles Bauen stehe vor dem Durchbruch!

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Das Schweizer Unternehmen Nokera AG produziert und vermarktet industriell gefertigte, klimaneutrale Mehrfamilienhäuser in Holz-Hybrid-Bauweise. Die in Fulda ansässige R+S Group ist auf nachhaltige Versorgungstechnik spezialisiert. Sie wird künftig die Nokera-Häuser mit serieller Gebäudetechnik ausstatten. Mehr Info dazu hier.

Auch der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) erwartet viel vom seriellen Bauen zur Lösung der Wohnungsnot. Der Verband der Immobilienwirtschaft fordert daher „eine deutschlandweite Pflicht, 30 Prozent des erforderlichen Zubaus einer Stadt für serielles und modulares Bauen auszuweisen.“

Und ab wann, fragt die Redaktion, gibt es eine Pflicht, behördliche Bauprozesse generell schneller abzuwickeln, beispielsweise Bauanträge?

Derzeit entwickelt das Bundesbauministerium zusammen mit Branchenverbänden ein neues europaweites Ausschreibungsverfahren für Konzepte des seriellen und modularen Wohnungsbaus. Ziel ist es, bis Herbst 2023 eine neue Rahmenvereinbarung"Serielles und modulares Bauen 2.0" zu schaffen.

Dienstag, 29.08.2023