Sanieren besser als bauen?

Graue Energie ist wichtiger Faktor

Grau ist alle… Energie! Aber genau darum ist es für Konto und Klima besser, ein „altes“ Gebäude energetisch zu sanieren, anstatt ein neues zu bauen…

Altes Wohngebäude abreißen – oder sanieren? Was ist wirtschaftlicher? Und klimafreundlicher? Frank Hettler vom Info-Programm Zukunft Altbau ist da recht deutlich: „Betrachtet man sowohl graue Energie als auch Betriebsenergie, schneidet die Sanierung oftmals besser ab als der Neubau.“

Graue Energie? In der Baubranche ist das die gesamte Menge an Energie, die in einem Gebäude steckt. Sie wurde und wird für Herstellung, Transport und – besonders wichtig – Entsorgung aller benutzten Bau- und Werkstoffe aufgewandt. Ein Merkblatt für Verbraucher erläutert die Bedeutung grauer Energie für die eingangs gestellte Frage: „Je nachdem, welche Baumaterialien eingesetzt wurden, kann das bei einem Gebäude eine ganze Menge sein. Vor allem bei Neubauten spielt die graue Energie eine wichtige Rolle im gesamten Lebenszyklus. Die insbesondere im Rohbau steckende Energie ist beim Altbau ein gewichtiges Argument für die Sanierung und gegen Abriss und Neubau.“

Energie in der Grauzone…

Aber es ist nicht einfach, graue Energie genau zu definieren und ihre eingesetzte Menge in einem Produkt oder Gebäude zu berechnen – eine Grauzone im wörtlichen Sinne. Verständlicherweise interessieren sich Gebäudenutzer auch weitaus mehr für exakt messbaren Energieverbrauch für Heizung, Warmwasser etc.

Hettler vergleicht die beiden Energien: „Bei unsanierten oder teilweise sanierten Wohngebäuden ist der Anteil des laufenden Energieverbrauchs deutlich größer als die graue Energie, die in den Baustoffen steckt. Wird nun saniert, entsteht durch die dafür verwendeten Materialien zwar Energieaufwand, also graue Energie. Die Abnahme beim Energieverbrauch im Betrieb ist aber immer erheblich größer.“

Neue Heizungen, Dämmmaterialien und Wärmeschutzfenster in einem energetisch unsanierten Altbau sparen also mehr Energie und Treibhausgas ein, als bei ihrer Herstellung verbraucht und ausgestoßen wird. Wissenschaftliche Studien würden belegen, dass die in diesen Baumaterialien steckende graue Energie durch den geringeren Energieverbrauch im sanierten Haus bereits nach wenigen Monaten bis maximal zwei Jahren wieder ausgeglichen ist. Ab diesem Moment werde effektiv Energie eingespart – und zwar meist für Jahrzehnte, sagt Zukunft Altbau.

Besonders wenig graue Energie steckt logischerweise in Bauprodukten aus hundertprozentig wieder verwendbaren Werkstoffen wie beispielsweise Kupfer: Deren „Entsorgung“ kostet weder Energie noch Geld. Damit ist man wirtschaftlich wie ökologisch auf der sicheren Seite – inklusive gutem „grünen“ Gewissen…

Dienstag, 29.06.2021