Kein „Krieg“ um Grundwasser

Empfehlungen für Landwirtschaft und Wasserversorger

Landwirtschaft und Wasserversorger konkurrieren zunehmend um Rohwasser. Verbände fordern offenen Dialog aller Akteure.

Die neue Trinkwasserverordnung (TrinkwV) verpflichtet Wasserversorger zu umfassender Gefährdungsanalyse und zur Etablierung eines Risikomanagements vom Rohwasser bis zur Entnahmestelle beim Verbraucher. Wasserversorger müssen also ihre Risiken von der Gewinnung bis zum Hausanschluss kennen, um angemessen reagieren zu können. Eines dieser Risiken ist der in den letzten Jahren häufiger auftretende „Verteilungskampf“ zwischen öffentlicher Wasserversorgung und Landwirtschaft. Die braucht zunehmend mehr Wasser für gewisse landwirtschaftliche Kulturen. Verschärft wird dieses Problem noch durch sommerliche Trockenperioden infolge des Klimawandels. Zwar verbraucht die landwirtschaftliche Beregnung nur rund zwei Prozent der jährlichen Wassergewinnung in Deutschland – im Gegensatz zur öffentlichen Wasserversorgung mit einem Anteil von knapp 27 Prozent (siehe Grafik). Es ist jedoch absehbar, wann diese Nutzungskonkurrenz in manchen Regionen zu einem angespannten Wasserhaushalt führt.

„Müssen alle an einem Strang ziehen“

Zur Vermeidung anstehender Verteilungskonflikte haben Wissenschaftler vom Technologiezentrum Wasser (TZW) im Deutschen Verein des Gas- und Wasserfachs (DVGW) und vom IWW Rheinisch-Westfälischen Institut für Wasserforschung Handlungsempfehlungen für alle beteiligten Akteure entwickelt. „Für die nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen müssen alle Nutzergruppen an einem Strang ziehen. Ein partizipativer Planungsprozess und die finanzierbare Erschließung alternativer Wasserquellen sind ebenso notwendig wie eine umfassende Datenkenntnis des lokalen Wasserhaushaltes vor Ort. Dafür benötigen wir klare Governance-Strukturen, die den Dialog zwischen den betroffenen Akteuren sicherstellen, zum Beispiel durch die Einberufung von ‘Runden Tischen’, die aber auch Konflikte klar adressieren und im Notfall Nutzungsbeschränkungen aussprechen“, erklärt dazu DVGW-Vorstand Dr. Wolf Merkel.

So müsse die Landwirtschaft ihre Anbauflächen etwa durch eine optimierte Bewässerungstechnik wasserschonend bearbeiten oder klimaresiliente Fruchtarten anbauen, verlangt der DVGW. Und die Wasserversorger könnten durch ihr technisches Knowhow zur Brauchwasserbereitstellung und ihre Daten zum Wasserhaushalt im jeweiligen Einzugsgebiet unterstützen. „Ziel der Maßnahmen muss sein, den Bedarf der öffentlichen Wasserversorgung angemessen zu berücksichtigen und deren Priorität zu garantieren, ohne dass es zu Einschränkungen in der landwirtschaftlichen Bewässerung kommen muss“, ergänzt Merkel. Für Wasserversorger empfehlen die Experten beispielsweise diese Maßnahmen:

Die konkreten Handlungsempfehlungen sind in diesem Konzeptpapier gebündelt.

Mittwoch, 17.05.2023