ISH 2023: 154.000 Besucher. 96 Prozent zufrieden. 52 Prozent Optimisten.

Um es vorweg zu nehmen: Ja, sie ist viel besser geworden als von den (vielen) Pessimisten erwartet – die Welt-Leitmesse ISH 2023...

... die erstmals nach „der Pandemie“ und nach der eher suboptimalen Online-Alternative in Frankfurt wieder live und in Farbe stattfand.

Was ist im Vorfeld nicht alles geunkt und orakelt worden! Aber mit Messeveranstaltungen ist es ein bisschen wie beim Fußball: Entscheidend ist auf dem Platz. Das wusste schon in den 50-ern Kicker Alfred Preißler von den schwarz-gelben Borussen. Und daran hat sich bis heute nichts im Allgemeinen geändert – und schon gar nicht auf dem Messeplatz Frankfurt. Wobei der Auftakt alles andere als vielversprechend war. Gefreut haben über den eher mageren Zuspruch dürften sich lediglich die Anreisenden, denn der obligatorische Stau fiel diesmal aus. Was sich aber an den Folgetagen zügig änderte – also business as usual? Zumindest im Großen und Ganzen, auch wenn die extra breiten Gänge und großzügige Ruhezonen, vor allem aber ungewohnte Marken-Nachbarschaften deutlich machten: Hier sind die Lücken kaschiert, die von den nicht-teilnehmenden Markenherstellern gerissen wurden.

Das mag ungewohnt gewesen sein, brachte aber auch Vorteile. Für jene Aussteller beispielsweise, die ihre Standfläche mal kurzerhand um 50 Prozent und mehr vergrößern konnten. Was dann im Einzelfall nicht unbedingt die reale Marktbedeutung widerspiegelte, auf jeden Fall aber Eindruck beim geneigten Publikum hinterließt. Ein Wow-Effekt, der immer wieder zu spüren war und die verantwortlichen Marketingleiter entsprechend begeisterte. Was man von den besuchenden, aber nicht teilnehmenden Wettbewerbern verständlicherweise nicht sagen konnte.

Effekt Nr. 2: Aussteller, die im Besucherinteresse bislang eher zu den „Kellerkindern“ gehörten, rückten deutlich stärker in den Fokus. Wie beispielsweise in den Installationshallen die zahlreichen italienischen Hersteller aus den Regionen Lagio di Garda oder Venezia, die teilweise bemerkenswert ausgearbeitete Produkt- und Systemlösungen rings um die wasser- oder gasführende Haustechnik zu bieten hatten. Tenor: „In der Vergangenheit gingen die Handwerker erst zu V und zu G und zu U, oder so – und bei uns nur vorbei. Jetzt stellen sie fest, dass es auch noch unsere Installationssysteme gibt, die problemlos mithalten können.“ (... und das ist tatsächlich ein Originalzitat!).

Um jedoch endlich mal auf den Punkt zu kommen: Am Ende standen 2.025 Aussteller aus 54 Ländern rund 154.000 Besuchern, davon 44 Prozent aus dem Ausland, gegenüber. Was sich im Übrigen auch auf den Gängen widerspiegelte, denn Englisch war zur ISH-Woche auf dem Messegelände augenscheinlich hessische Landessprache, wenn man nicht gerade italienisch parlierte – und sich auch angesichts der Vielfalt grün-weiß-roter Aussteller dadurch ein wenig an die Mailänder Mostra Convegno erinnert fühlte. Zum Vergleich und zur Einordnung: 2019 waren nach Messe-Angaben 188.234 Besucher zur damaligen ISH gekommen, bei mehr als 2.500 Ausstellern. Noch ein wenig Statistik: Zu den wichtigsten Besucherländern gehörten diesmal, hinter Deutschland, die Niederlande, Italien, Frankreich, Schweiz, Belgien, China, Großbritannien, Polen, Österreich und die Türkei. 94 Prozent der Besucher sahen ihre Messebesuchsziele erreicht, und 96 Prozent waren mit dem Ausstellungsangebot zufrieden. Außerdem gehen 52 Prozent der Besucher davon aus, dass sich die Branchenkonjunktur verbessert – was nicht zuletzt die Stimmung auf der Messe spiegelt, mit den realen Kennzahlen aus dem (deutschen) Markt aktuell aber wohl eher weniger zu tun hat.

Wer nicht nach Frankfurt gereist ist, konnte noch bis Ende April zumindest die Digital Extension der Welt-Leitmesse nutzen. Hier waren unter anderem Aufzeichnungen der Vorträge aus dem Rahmenprogramm On-Demand verfügbar. Ansonsten findet die nächste ISH vom 17. bis 21. März 2025 statt – und man darf gespannt sein, wer dann nicht oder wieder oder doch wieder mit von der Partie ist ...

Mittwoch, 21.06.2023