Hohe Preise bremsen Energiewende

Kupfer und Co. verteuern sich massiv!

Werden "Erneuerbare" Opfer ihres Erfolges?

Die (globale) Energiewende wird ausgebremst! Nicht von zögerlichen Politikern, gleichgültigen Konsumenten oder profitgierigen Unternehmern - sondern von gigantisch steigenden Rohstoffpreisen. Insbesondere die enormen Preissteigerungen von vier für die Energiewende unentbehrlichen Metallen stehen im Fokus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin): Die Energiewende werde Opfer ihres eigenen Erfolges, weil die Preise der dafür gebrauchten Werkstoffe auf historische Höchststände steigen werden. Das werde laut Studie die Energiewende verteuern und verzögern.

Lukas Boer, Ökonom und Autor der Studie, entwirft ein Szenario basierend auf einem weltweit hohen Einsatz erneuerbarer Energien und CO!SUB(2)SUB!-Neutralität bis 2050. „Wenn wir davon ausgehen, dass die Nachfrage weiter stark zunimmt, dürften die Preise für Kupfer, Lithium, Nickel und Kobalt um das Jahr 2030 auf einen Höchststand steigen und dort auch über Jahre verharren“, erläutert Boer. Denn: Der Bau von Windkraft- und PV-Anlagen brauche große Mengen an Kupfer, die Elektromobilität wiederum erfordere reichlich Kobalt, Lithium und Nickel. Laut der Internationalen Energie-Agentur (IEA) dürfte sich der jährliche Kupferverbrauch in den nächsten zwanzig Jahren verdoppeln, der von Nickel mehr als verdreifachen und der von Kobalt sogar versechsfachen! Das wird aber noch getoppt von Lithium: 2040 erwartet die IEA eine zwanzigmal so hohe Nachfrage wie heute…

Da all diese Metalle in Minen gewonnen werden, kann das Angebot kurzfristig nur langsam auf diese enormen preislichen Anreize reagieren. Und es dauert bis zu zwanzig Jahre, neue Bergwerke zu erschließen. Das erhöht die Preise: die von Kupfer könnten bis 2030 um rund 70 Prozent, die von Lithium um 180 Prozent ansteigen. „Wenn diese Entwicklung tatsächlich eintritt, würden die untersuchten Metalle künftig maßgeblich Inflation, Handel und die globale Wirtschaftsleistung beeinflussen“, so Boer. „In dem Szenario könnte die Energiewende im Zeitraum von 2021 bis 2040 zu einem vierfachen Anstieg des Produktionswertes der vier Metalle führen und damit den Ausbau der erneuerbaren Energien verteuern.“

Allerdings räumt Boer gewisse Unsicherheiten in den Berechnungen ein. So könnten heute unvorhersehbare technologische Fortschritte die Kosten der Energiewende verringern. Deshalb sei dieser Fortschritt unbedingt zu fördern. Auch höhere Recycling-Quoten und die Entwicklung alternativer Werkstoffe sollten diesen Preis-Schock verhindern oder zumindest dämpfen.

Für die Bergbau-Unternehmen fordert Boer Planungssicherheit, um die nötigen Investitionen anzugehen. Dafür brauche es eine global koordinierte Klimapolitik mit sicheren Perspektiven.

Montag, 31.01.2022