Barrierefreie Bäder gefragter denn je

Wird altersgerechtes Bauen stiefmütterlich behandelt?

Bis 2035 sind 5,6 Millionen Pflegebedürftige zu erwarten. Der Bau pflegegerechter Bäder hinkt jedoch schon heute dem Bedarf weit hinterher.

Das barrierefreie Bad ist der entscheidende Faktor für das erwünscht lange und selbstständige Wohnen der Menschen in den eigenen und vertrauten vier Wänden. Aber: Bis 2035 werden rund zwei Millionen altersgerechte Wohnungen in Deutschland fehlen! „Es liegt auch in der gesellschaftlichen Verantwortung unserer Sanitärbranche, dem enormen Bedarf an möglichst barrierefrei ausgestatteten Bädern entgegenzukommen“, fordert Jens. J. Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) und Sprecher der Aktion Barrierefreies Bad.

Die Zahl der Pflegebedürftigen wird deutschlandweit von knapp fünf Millionen Ende 2021 bis 2035 um 14 Prozent auf etwa 5,6 Millionen steigen. Dabei zeigen sich deutlich unterschiedliche Tendenzen in den einzelnen Bundesländern (siehe Tabelle). So steigt beispielsweise die Zahl der Pflegebedürftigen in Bayern (+19 Prozent) bis 2035 prozentual fast viermal mehr als in Sachsen (+5 Prozent). Die Zahlen ermittelte das Statistische Bundesamt (Destatis).

An das private Bad von heute werden daher vielseitige Ansprüche gestellt, so der VDS: „Es soll für die bequeme und lange selbstbestimmte Nutzung ebenso geeignet sein wie für die Pflege von jungen oder älteren Menschen. Alles auch auf kleinem Raum, in schönem Design und mit multifunktionalen Produkten. So kommen auch Anliegen wie Entspannung und Wohlfühlen nicht zu kurz.“ Intelligent und vorausschauend geplant könne ein solches Bad gewinnbringend für Nutzer jeder Altersklasse sein. Zudem sehe man solchen Badezimmern die Barrierefreiheit auf den ersten Blick gar nicht an. Das sei ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf die Akzeptanz und das Beseitigen von Vorurteilen.

Barrierefreies Bauen werde jedoch stiefmütterlich behandelt, beklagt der VDS: „Zynisch könnte man sagen, dass wir mit mehr modernen Heizungen zwar mollig warme Badezimmer haben werden, aber dafür weniger Bäder mit der notwendigen altersgerechten Ausstattung. Warme Wohnungen oder barrierefreie Bäder dürfen langfristig kein Entweder-Oder sein“, betont Jens Wischmann. Ein „Ratgeber Barrierefreie Bäder“ findet sich unter diesem Link.

Dienstag, 30.05.2023