Ältere wollen möglichst lange zu Hause leben

Demografischer Wandel und SHK-Branche (I)

Deutschland steht vor einer gewaltigen Herausforderung – dem altersgerechten Umbau der Wohnlandschaft. Die SHK-Branche ist dabei ganz besonders gefordert.

Vor sechzig Jahren finanzierten sechs Beitragszahler eine Rente – heute stehen jedem Altersrentner nur noch zwei Beitragszahler gegenüber… Dieses immer krasser werdende Missverhältnis verdeutlicht den demografischen Wandel in Deutschland. Wie stark davon auch die Sanitärwirtschaft betroffen ist, beschreibt das Grundsatzpapier „Demografischer Wandel“, herausgegeben von der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) und dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK). Das SanitärJournal wird in loser Folge über die höchst aufschlussreichen Erkenntnisse des Papiers und die daraus resultierenden Konsequenzen für das Sanitär-Handwerk berichten.

Im Jahr 2035 wird jeder dritte Mensch in Deutschland über 60 Jahre alt sein. Und 93 Prozent der über 60-Jährigen wohnen derzeit zu Hause, in „normalen“ Wohnungen, und möchten das vor allem auch so lange wie möglich tun. Genau an diesem Punkt steuert Deutschland auf ein massives Alters-Wohnproblem zu, so die Autoren des Papiers. Denn: Die Verwirklichung dieses verständlichen Wunsches nach einem möglichst langen und selbstbestimmtem Leben in den eigenen und vor allem vertrauten vier Wänden dürfte schon an der Ausstattung derselben scheitern. Das liege sowohl am hohen Alter des Wohnbestandes als auch an mangelnder Bautätigkeit.

Pro Jahr 190.000 altersgerechte Wohnungen

Die Lösung: Deutschland muss sich schnellstmöglich für die neue Rentner-Generation umbauen. Seit dem Mikrozensus 2018 weiß man dazu Genaueres. So lebt nur rund jeder zehnte der Personengruppe „65 und älter“ in einer Wohnung, auf die die drei Merkmale „stufen-/schwellenloser Zugang“, „ausreichende Durchgangsbreite der Haustür“ und „ausreichende Durchgangsbreite Flure“ zutreffen (siehe Schaubild). Stefan Thurn, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) sieht das als Auftrag: „Es ist deshalb notwendig, beim Neubau weiterhin den Fokus verstärkt auf das altersgerechte Bauen zu legen. Ein Großteil der erforderlichen Senioren-Wohnungen wird allerdings durch den Umbau vorhandener Wohnungen entstehen müssen: Deutschland steht vor einem neuen Baujahrzehnt des altersgerechten Sanierens“.

Das Papier nennt dazu konkrete Zahlen: Bis 2030 werden knapp drei Millionen barrierefreie Wohnungen benötigt. Und pro Jahr müssten mindestens 190.000 altersgerechte Wohnungen zusätzlich geschaffen werden.

Dienstag, 15.12.2020