SHK-Systemtechnik

Worauf erfolgreicher Schallschutz beruht

Mittwoch, 10.03.2021

Bereits im Juni 2007 hat der Bundesgerichtshof (BGH) in einem Grundsatzurteil unmissverständlich formuliert, dass die DIN 4109 nur die gesetzlichen Mindestanforderungen an den Schallschutz darstellt.

Das Urteil ist leider in der Praxis noch nicht angekommen, und selbst hochwertige Immobilien haben Defizite beim Thema Schallschutz. Hier helfen qualifizierte, mit Prüfzeugnis ausgestattete Produkte.

Quelle: Stock.Adobe/Andrey Popov
Was der Nutzer erwartet, gilt: Komfortverträgliche Schallwerte sind am besten vorab festzulegen.

Häufig ist die unangenehmste Lärmbelastung nicht die permanente Beschallung von der Straße, sondern kommt direkt von nebenan. Geräusche nachbarlicher Abwässer rauben den Schlaf und sind, anders als Verkehrsgeräusche, auf konkrete Personen zurückzuführen. Die (eigenen) vier Wände sind immer mit einem Ruhebedürfnis verknüpft. Im privaten Umfeld sind Rückzug, Intimität und Regeneration wichtige Motive, im Geschäftsbereich stehen wirtschaftliche Interessen wie Konzentrations- und Leistungsfähigkeit der Nutzer im Vordergrund. Die hohe Relevanz von Schallschutz im gebäudetechnischen Gesamtkonzept spiegelt sich zum Beispiel auch in der Hotellerie wider. Im Netz wird das „toll gelegene, ruhige Hotel am Waldrand“ beworben. Doch ob die Gäste das Quartier weiterempfehlen, wenn sie die Wasserspülung aus dem Nebenzimmer hören?

Ruhe? Fehlanzeige: Laute Abwasser­geräusche bringen die Baubeteiligten in die Bredouille.
Quelle: Stock.Adobe/Rodjulian
Ruhe? Fehlanzeige: Laute Abwasser­geräusche bringen die Baubeteiligten in die Bredouille.

Aus Nutzersicht zählt die Schallschutzerwartung

Den qualitativen Gesamteindruck von Gebäuden prägt die optische und die akustische Sinneswahrnehmung. Je prestigeträchtiger die Immobilie, desto mehr Komfort und optimalen Schallschutz erwartet der Bauherr von seinem Objekt. Bei hochwertig deklarierten Bauvorhaben müssen einzuhaltende akustische Wertstufen oder Regelwerke gar nicht explizit benannt und ausgewiesen sein. Hier gilt der Nutzerhorizont als Maßstab. Eine Erwartungshaltung, die die Gerichte, wie aktuell das OLG München, in seinem Urteil vom 24. April 2018, AZ: 28 U 3042/17 immer wieder gestärkt haben. Die Vorstellung von den Gebäudeeigenschaften bildet der Nutzer meist bereits vor Baubeginn. Der in Baupro­spekten, Bautafeln und Annoncen beworbene Wohnkomfort, die Luxusimmobilie oder das vielzitierte noble Quartier wecken entsprechend Erwartungen an erhöhten Schallschutz.

Schalltechnische Problemstellen sind vor Erstbezug allerdings kaum prognostizier- und lokalisierbar. Sorgfalt und Genauigkeit auf planerischer, baulicher und handwerklicher Ebene beugen akustischen Fallstricken wirksam vor. Ziel der nachfolgenden Empfehlungen ist es, die Risiken für kostenintensive Reklamationen und Gutachterprozesse weitgehend und nachhaltig zu minimieren.

Die Schallschutznormen legen unterschiedliche Anforderungswerte in verschiedenen Abstufungen fest.
Quelle: Kolektor Insulation
Die Schallschutznormen legen unterschiedliche Anforderungswerte in verschiedenen Abstufungen fest.

Warum werden Entsorgungsleitungen zu akustischen Schwachstellen?

Die häufig beanstandeten Geräusche entstehen durch Verwirbelung des Abwasser-Luftgemischs im Rohr. Diese strahlen als Luftschall direkt hörbar vom Rohr ab. Alternativ dringen die Schwingungen über Körperschallbrücken infolge ungedämmter oder unzureichend gedämmter Rohre in den Baukörper. Als Luftschall machen sie sich beim Nutzer bemerkbar. Lösung: fehlerfreie, lückenlose Körper­schallentkopplung der Leitung vom Baukörper unter Einbeziehung der Formstücke und Rohrschellen.

Was ist bei der Grundriss- und Raumplanung zu beachten?

Primär die Anordnung der Sanitärräume und schutzbedürftigen Räume, vor allem zwischen den Wohneinheiten verschiedener Nutzer. Wichtige Grundregeln: Ruheräume dürfen nicht an Wänden mit Abwasserleitungen grenzen, und im Gebäude sind schutzbedürftige Räume übereinander anzuordnen.

Quelle: Kolektor Insulation
Quelle: Kolektor Insulation
Die Zuordnung der konkreten Schallpegel zu den Normen ist unterteilt: Einmal in Fremdbereich, dann in Eigenbereich. Dieser kommt nur im erhöhten Schallschutz bei VDI 4100 und DEGA 103 vor.

Welche Kriterien sind bei Baustoffen anzulegen?

Es sind nur Baustoffe zu verwenden, die für die jeweilige akustische Anforderung optimal geeignet sind. Körperschallreduzierung, z.  B. durch Zwischenschaltung weichfedernder Materialien, Luftschallminderung durch Baustoffe mit hoher Masse und/oder zweischaligem Aufbau.

Mit konkreten dB-Pegeln juristisch absichern

Wichtige schalltechnische Bezugsgrößen sind nicht in einem Regelwerk zusammengefasst, sondern verteilen sich auf eine Auswahl möglicher Normen und Empfehlungen. Zur eigenen Sicherheit sollten Bauherren und Ausführende die zugrundezulegenden Regelwerke auch in Bauverträgen benennen und dort eindeutige Schallobergrenzen festschreiben.

Aktuelle Bewertung
Noch keine Bewertungen vorhanden
Ihre Bewertung
Vielen Dank für Ihre Bewertung.

Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!

Freitag, 19.04.2024

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Möchten Sie die aktuellen Artikel per E-Mail erhalten?

Einloggen

Login / Benutzername ungültig oder nicht bestätigt

Passwort vergessen?

Registrieren

Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Jetzt registrieren

 

Expertenfragen

„Frag‘ doch einfach mal – einen Experten!": Nach diesem Motto können Sie als Nutzer der TGA contentbase hier ganz unkompliziert Fachleute aus der Gebäudetechnik-Branche sowie die Redaktion der Fachzeitschriften HeizungsJournal, SanitärJournal, KlimaJournal, Integrale Planung und @work zu Ihren Praxisproblemen befragen.

Sie wollen unseren Experten eine Frage stellen und sind schon Nutzer der TGA contentbase?
Dann loggen Sie sich hier einfach ein!

Einloggen
Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Registrieren