Bad

Wie Inklusion bei Hansgrohe funktioniert

Den Arbeitsalltag ganz normal bewältigen – auch ohne Gehör

Freitag, 28.04.2023

Die Hansgrohe Montagemitarbeiterin Christina Kraft gibt Einblicke in ihr Leben mit Einschränkungen.

Das Bild zeigt Christina Kraft.
Quelle: Hansgrohe SE
„Es ist toll, dass Hansgrohe mir die Chance gegeben hat, hier in der Montage zu arbeiten", sagt Christina Kraft, die im Alter von drei Jahren durch eine Mumps-Erkrankung ihren Gehörsinn verlor. Die 44-Jährige gehört seit drei Jahren zum Montage-Team im Offenburger Werk von Hansgrohe.

Inklusion ist ein wichtiges gesellschaftliches Anliegen. So findet am 5. Mai der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen statt. Die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben“ in Deutschland (ISL) hat diesen Tag bereits 1992 initiiert. Ziel des Tages ist es, die erforderliche rechtliche Grundlage für eine Gleichstellung behinderter Menschen zu schaffen. Für viele gesunde Menschen bleibt Inklusion jedoch nach wie vor ein theoretischer Begriff. Was es tatsächlich bedeutet, mit einer Einschränkung den Arbeitsalltag zu meistern, ist oftmals nicht vorstellbar.

Kathrin Schröder, Vertrauensperson für Schwerbehinderte Menschen beim Schiltacher Sanitärhersteller Hansgrohe, sagt: „Für Hansgrohe sind die Inklusion, die Chancengleichheit und die selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsleben sehr wichtig. Dies umfasst einen respektvollen und von Wertschätzung geprägten Umgang untereinander. Wir sehen es als selbstverständlich an, Menschen mit Behinderung verbesserte Chancen im Arbeits- und Berufsleben zu bieten.“ Wie dies funktionieren kann, beweist Christina Kraft. Sie ist gehörlos und arbeitet seit drei Jahren in der Montage im Offenburger Werk von Hansgrohe.

„Es ist toll, dass Hansgrohe mir die Chance gegeben hat, hier zu arbeiten", berichtet die Ettenheimerin, die im Alter von drei Jahren durch eine Mumps-Erkrankung ihren Gehörsinn verlor. Auch für Gehörlose ist es nicht einfach, einer normalen, geregelten Arbeit nachzugehen. Das fängt schon mit der Berufswahl an, denn es kann beispielsweise nicht jede Berufsschule besucht werden. Christina Kraft ging nach ihrem Schulabschluss nach Nürnberg an das Berufsbildungswerk Mittelfranken. Diese Berufsschule ermöglicht jungen Menschen mit Beeinträchtigungen eine Ausbildung und damit die berufliche Eingliederung in die Gesellschaft. Für Hörgeschädigte wie Christina Kraft gibt es in Deutschland rund ein Dutzend Berufsschulen. Sie machte eine Ausbildung zur Raumgestalterin, allerdings fand sie in ihrem Beruf nach dem Abschluss keine Anstellung. „Da ich sehr gerne mit den Händen arbeite, ging ich in die Montage von Unternehmen“, erzählt sie. In diesem Bereich arbeitet die 44-Jährige nun schon beinahe 20 Jahre.

Bewerbungen seien nicht immer einfach gewesen, so Christina Kraft. Eine Online-Bewerbung sei zwar schnell verschickt, aber spätestens beim Vorstellungsgespräch brauche es einen Übersetzer. Hier unterstützen die bundesweiten Integrationsämter gehörlose Menschen. Aber natürlich müssen auch die Unternehmen bereit sein, einen gehörlosen Menschen einzustellen. Hansgrohe war aufgeschlossen und lud Christina Kraft zum Gespräch ein. „Das war Neuland für uns", sagt ihre Führungskraft Stéphane Luttmann, „einen gewissen Respekt vor der Aufgabe hatten wir schon, aber letztendlich war der Respekt größer als die Aufgabe selbst.“ Christina Kraft überzeugte Hansgrohe und wurde eingestellt.

Manche organisatorischen Dinge mussten umgestellt werden, so bekommt Christina Kraft beispielsweise wichtige Informationen schriftlich. Unterstützung erhält Hansgrohe vom Integrationsfachdienst. „Zusammen planen wir einzelne Termine mit einer Gebärdendolmetscherin, sodass dabei offene Fragen mit den Führungskräften besprochen werden können“, ergänzt Stéphane Luttmann. Ganz wichtig im Notfall ist die Feueralarmanlage, sie wurde speziell für die gehörlose Montagemitarbeiterin angepasst. Jetzt bekommt sie im Brandfall eine Warnmeldung auf ihr Handy.

„Natürlich wäre es klasse, wenn alle Kolleginnen und Kollegen die Gebärdensprache könnten“, sagt Christina Kraft. „Aber auch ohne Gebärdensprache bekomme ich die wichtigen Informationen mit.“ So kann Christina Kraft im direkten Gespräch von den Lippen ablesen. „Mit einer Maske während der Pandemie war das dann natürlich schwieriger", sagt die zweifache Mutter, „aber da muss man pragmatisch handeln und einfach zwei Meter Abstand halten. Dann geht es auch ohne Maske."

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