Weg mit der Maus, weg!

Montag, 07.11.2016

Die Mitglieder der Alterskohorte, die von der Sendung mit der Maus sozialisiert worden sind, machen heute häufig irgendwas mit Medien. Oder irgendwas für Medien. Oder irgendwas in Medien.

Hauptsache: hier der kindgerechte Erklärbär im Stil besagter Maus; da die staunend lauschende, unbedarfte Masse, der nach wenigen Wörtern in Einfachstsätzen ein möglichst großes Licht aufgehen möge. Unabhängig davon, wie komplex ein (technischer) Vorgang ist – das ist das Sendungsbewusstsein der medial Schaffenden.

Ein Beispiel? Es stand jüngst in einer deutschen „Qualitätszeitung“; einem überregionalen Tageblatt. Das sagt von sich selbst: „Wir geben Orientierung und sind meinungsstark“. Jetzt ist Meinung das eine, und Wissen etwas anderes. Aber sei´s drum. Hier das besagte Beispiel zu der Frage, wie man „warm durch den Winter“ kommt und warum „energieeffizientes Heizen im Trend liegt“: „Auch mit Wärmepumpenheizungen lassen sich Wohnungen in der kalten Jahreszeit wohlig wärmen. Gut einsetzbar ist dieses Verfahren, wenn sich heiße Wasserquellen im Boden befinden. Erdsonden oder Kollektoren übertragen dann die Wärme ins Pumpensystem.“ Wow, wer hätte das gedacht? Ein paar heiße Quellen (!) im Garten, und schon kommen wir wohlig warm durch den Winter. In unseren Wohnungen (!).

Gut, das Prinzip ist angekommen. Also das, was der oder die schreibende Maus im Kopf hatte und dann doch eher fragmentarisch nur zu Papier brachte: Irgendwo gibt es in der Erde Wärme, und die kommt irgendwie in die Wohnung. Über die Wärmepumpenheizung. Und bestimmt ging es in dem Artikel nur um das, um nichts anderes. Um´s Prinzip. Nicht um das technische. Sondern das generelle. Was immer das dann sein mag, außer Ideologie vielleicht. Denn bei der Solarthermie läuft es ja genauso: „Da wird die Sonne des Sommers in Form von Wärmepuffern gespeichert und im Winter als Zusatzheizer in den Raum abgegeben.“ (Zitat Ende; und: Ja, es ist wirklich das Zitat!).

Intellektuelle Tiefenbohrung, hier: für eine Erdwärmepumpe. Also irgendwie macht der Bohrer ein Loch, kommt das Rohr in die Erde und die Wärme dann ins Haus, mit dem Pömpel, oder so… oder wie?
Quelle: LBS / Tomicek
Intellektuelle Tiefenbohrung, hier: für eine Erdwärmepumpe. Also irgendwie macht der Bohrer ein Loch, kommt das Rohr in die Erde und die Wärme dann ins Haus, mit dem Pömpel, oder so… oder wie?

Lassen Sie uns, liebe Leserin, lieber Leser, an dieser Stelle innehalten. Inne halten und in uns gehen. Ich nämlich stelle mir gerade die Sonne des Sommers vor, vor meinem geistigen Auge. In der Form eines Wärmepuffers, also so einer Mischung aus Wärmflasche und Kartoffelpuffer. Weich und rund und warm. Und wie dadurch die Sonne des Sommers im Winter in meinem Wohnzimmer zum Zusatzheizer wird… Was für ein Bild, was für eine Vision! Und was für ein faktisch sinnreduziert gehaltener Unfug, mit dem hier jemand versucht, die Welt zu erklären. Und das hat nichts damit zu tun, dass man Physikneid braucht, um seine eigene Profession zu erhöhen. Was gerade Technikern (und Medizinern, übrigens) ja gerne vorgeworfen wird. Sondern schlichtweg etwas damit, dass man sich mit manchen Themen befassen muss, bevor man sie versteht. Und darüber schreibt. Für die Medien. Oder in den Medien. Denn investitionswillige Bauherrn und die ihnen zuarbeitenden Planer und Fachhandwerker mögen zwar nie in der Dauer-WG zusammen mit anderen Kommilitonen auf der Couch kuschelig die Sendung mit der Maus gesehen haben – aber in technischen Zusammenhängen sind sie wahrlich nicht derart unterbelichtet, das ihnen dieses intellektuell tiefgestapelte Niveau zuzumuten wäre.

Von Eckhard Martin
Chefredaktion SanitärJournal
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