Kann es an falscher Lagerung liegen?
Bisher hat es solche Fälle wohl noch nicht gegeben. Es stünde auch mit physikalischen Grundlagen im Widerspruch, denn Kupferrohre sind im physikalischen und chemischen Gleichgewicht mit ihrer Umgebung, so Dr. Klassert. Das beinhalte, dass sich natürlich bei plötzlichen Temperaturänderungen zum Beispiel Kondenswasser insbesondere auf der Außenseite bildet. Über eine dadurch bedingte Korrosion wurde aber nie berichtet. Korrosionsexperte Robertino Turkovic vom TZW Karlsruhe: „Uns ist eine solche Ursache für Korrosion überhaupt nicht bekannt und ich halte sie auch für ausgeschlossen.“
Kein Fazit
Die zentralen Stichworte wurden also abgearbeitet, im Rahmen des Experten-Panels, das sich jetzt in wenigen Wochen wieder treffen soll. Auch, weil es kein belastbares Ergebnis gab – also auch kein abschließendes Fazit an dieser Stelle. Stattdessen spitzt sich die Ursachenforschung auf die beiden Stichworte „multikausal“ und „Wasser“ zu. „Multikausal“ klang schon von allen Seiten mehrfach durch, für „Wasser“ lieferten die Chemiker und Werkstoffkundler unter den Diskutanten die Hauptargumente: „Wasserwerke dosieren natürlich auch, um ihr eigenes Netz zu schützen. Selbstverständlich haben Inhibitoren dabei Wirkungen auf die eingesetzten Werkstoffe wie Kupfer. Wenn ein Wasserversorger zum Beispiel die Behandlung durch Inhibitoren einstellt, kommt man wieder – zum Teil innerhalb kürzester Zeit – zum ursprünglichen Wasser mit allen seinen Problemen zurück“, hieß es unter anderem.
Also: Gut, dass wir darüber gesprochen haben – aber es muss weiter gehen. Geht es auch, im Spätherbst, hat das DKI zugesagt. Unbedingt, sagt nicht nur die Redaktion des SanitärJournals.
Denn erstens stehen im Moment die betroffenen Fachhandwerker erst vor Gericht und dann ganz gehörig im Regen: Wenn das Material nicht ursächlich ist und auch nicht das Wasser, dann sind es eben Installationsmängel. Was Zahltag für den verurteilten Handwerker bedeutet.
Zweitens steht, nicht zuletzt durch die unmissverständliche Empfehlung des SHK-Fachverbandes (in der Region generell auf Kupferinstallationen im Kontakt mit Trinkwasser zu verzichten), ein ebenso bewährter wie beliebter Werkstoff grundsätzlich zur Disposition.
Und drittens kann es nicht sein, dass Trinkwasser-Installationen so dem Wohl und Wehe der Versorger ausgeliefert sind, wie es in der Diskussion den Anschein hatte. Dr. Klassert: „Die Wasserwirtschaft postuliert, dass das Rohr zum Wasser passen muss. Dieser Satz ist mit Sicherheit richtig, insoweit es nicht angehen kann, dass Trinkwässer auf ganz besondere Anforderungen eines einzelnen, gegebenenfalls neu entwickelten Rohrwerkstoffes eingestellt werden müssten. Allerdings muss man dabei beachten, dass die Trinkwasserverordnung nur gesundheitliche Aspekte beachtet, nicht das Korrosionsverhalten von eingesetzten Werkstoffen.“
Hier liegt aber für die Werkstoffseite ein großes Problem vor. Denn während die Wasserwerke ihre Schutzmaßnahmen für ihr eigenes Rohrnetz wechselnden Wasserqualitäten anpassen können, sind die mit diesem Wasser belieferten Gebäudeeigentümer korrosionsverändernden Änderungen der Wasserbeschaffenheit ohne jegliche Handlungsoption ausgeliefert. „Hier muss dann umgekehrt genauso gelten“, resümiert Klassert, „dass das Wasser zum Gebäudebestand und damit mindestens zu den bereits eingebauten Hauptwerkstoffen passen muss. Nur so können der Verarbeiter und auch der Eigentümer langfristig vor Schäden geschützt werden.“
Ob die Wasserwerke das genau so sehen? Die kommenden Gespräche und Diskussionen werden auf jeden Fall spannend.