SHK-Systemtechnik

Viel Lärm um nichts?! Laute Werbung macht ein Rohr nicht leise.

Donnerstag, 26.10.2017

Wenn Sie in einem Mehrfamilien- oder Reihenhaus wohnen, kennen Sie vielleicht die Problematik. Der Nachbar duscht oder badet mitten in der Nacht, obwohl Sie doch lieber schlafen würden. Dies gestaltet sich aber schwierig, da der Nachbar lieber stundenlang mit seiner Gummiente im Wasser planschen will. Oder der Nachbar über Ihnen schmeißt eine flotte Party bis in die Puppen. Wenn Sie aber am nächsten Morgen um 7:00 Uhr in der Firma stehen müssen, kann das schon ganz schön an die Nerven gehen.

Quelle: Fotolia
Wenn dann auch noch die Geräusche unschöne Bilder im Kopf entstehen lassen, zum Beispiel wenn der „Obermieter“ die Toilettenspülung drückt und Sie die Strömungsgeräusche des Abwassers in den Ohren haben, während Sie genüsslich am Brotzeittisch sitzen – ja spätestens dann hört die Freundschaft wirklich auf.

Das sind nur einige von zahlreichen Gründen, warum auf Schallschutz im Wohnungsbau besonderen Wert gelegt werden sollte. Lärm macht nervös und aggressiv, daher erhöhen Wohngebäude mit erhöhtem Schallschutz den Wohnkomfort. Wo aber ist erhöhter Schallschutz nötig und wie wird er erreicht? Wir haben uns mal speziell mit der Gebäudeentwässerung beschäftigt und versucht, die wichtigsten sieben Fragen in diesem Zusammenhang zu beantworten, damit Sie zumindest zu Hause in Ihren eigenen vier Wänden Ihre Ruhe haben. Man muss ja schließlich schon tagsüber mit so allerlei Lärm fertig werden.

Im deutschen SHK-Markt tummeln sich inzwischen gut über ein Dutzend verschiedene "Schallschutzrohrsysteme". Zu jeder größeren Messe kommt mindestens ein neues Produkt heraus. Zudem gibt es verschiedene Rohrwerkstoffe. Soll es Kunststoff sein, Edelstahl oder vielleicht doch lieber Gusseisen? Worauf sollte die Entscheidung basieren?

Wieviel Schallschutz braucht man eigentlich?

Die maximalen Schalldruckpegel aus gebäudetechnischen Anlagen in dB(A) sind in verschiedenen Regelwerken zu finden:

Quelle: Düker

Die Mindestanforderungen der DIN 4109-1 sind verpflichtend, diese Schallwerte dürfen nicht überschritten werden. Der erhöhte Schallschutz der VDI 4100 gilt, wenn er vertraglich festgelegt wurde; jedoch auch ohne vertragliche Festlegung wird im Streitfall häufig eine der Schallschutzstufen der VDI 4100 als "allgemein anerkannte Regel der Technik" angesehen und kann bei Nichteinhaltung zu Haftungsproblemen führen!

Wie berechnet man den Schallpegel im Gebäude?

Auch wenn Körperschall von Bauteilen rechnerisch schwer erfassbar und der tatsächliche Schallpegel somit nicht genau berechenbar ist, gibt die DIN 4109-36 Vorgaben für den rechnerischen Nachweis für gebäudetechnische Anlagen anhand von Referenzlösungen. Beim Abflussrohrsystem sind hier akustische Kennzahlen einzusetzen, die nach DIN EN 14366 im Prüfstand zu ermitteln sind. Prüfungen nach DIN EN 14366 werden ausschließlich durch unabhängige anerkannte Labore wie zum Beispiel das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Stuttgart durchgeführt.

Aufprallzonen in Abflussleitungen, kritische Bereiche für den Schallschutz.
Quelle: Düker
Aufprallzonen in Abflussleitungen, kritische Bereiche für den Schallschutz.

Wie erzeugt Abwasser Geräusche?

Abwassergeräusche in Abflussleitungen setzen sich zusammen aus:

  1. Fließgeräuschen in waagerechten und senkrechten Leitungen – erzeugt durch Reibung an der Rohrinnwand. Sie werden verringert durch glatte Innenwandungen und verstärkt durch Spalten, Versatz sowie allgemein durch Richtungswechsel.
  2. Glucker- und Sauggeräuschen – dies allerdings nur bei Verlege- und Auslegungsfehlern, wie zum Beispiel mangelnder Belüftung.
  3. Aufprallgeräuschen in Fallleitungen, vor allem an Verziehungen und bei der Umlenkung in die liegende Leitung

Was tut man gegen Geräusche?

Erste Maßnahme: Lassen Sie das Wasser schon mal so wenig Geräusche wie möglich machen!

  1. Fließgeräusche reduziert man durch optimierte Leitungsführung hinsichtlich Gefälle und der Ausführung von Kurven und Abzweigungen. Kleine Winkel und einsatzgerechtes Gefälle sorgen für mittlere Fließgeschwindigkeiten mit möglichst wenig Verwirbelungen.

Außerdem entscheidet das Rohrsystem mit. Glatte Innenwände und optimierte, praxisgerechte Formstücke sorgen für einen ruhigen Abwasserfluss.

  1. Gluckern spricht für Probleme bei der Be- und Entlüftung. Normgerechte Auslegung der Lüftung verhindert dies zuverlässig bei allen Rohrmaterialien.
  2. Das Aufprallen des Wassers in Verziehungen und beim Übergang in die liegende Leitung ist nicht zu verhindern, nur abzumildern, indem Verziehungen möglichst vermieden werden und der Übergang in die liegende Leitung mit 45°-Bögen und Beruhigungsstrecke ausgeführt wird.

Zweite Maßnahme: Die unvermeidlichen Geräusche muss das Rohr schlucken!

Von Jürgen Marschall
Vertriebsleitung Deutschland, Düker GmbH
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