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SHK-Systemtechnik

Systemischer Ansatz zum Optimieren der Trinkwassergüte

Dienstag, 26.11.2019

Trinkwasser kann, wie jedes andere Lebensmittel, verderben. Nicht unbeträchtliche Verkeimungsrisiken dazu lauern...

...in der häuslichen Trinkwasser-Installation, denn sie ist die „Verpackung“, die unser wichtigstes Lebensmittel zu den einzelnen Entnahmestellen führt. Um dieses Risiko auszuschließen und die Trinkwassergüte zu erhalten, sind drei Faktoren entscheidend: die Auslegung der Trinkwasseranlage, die eingesetzten Materialien und der bestimmungsgemäße Betrieb. Das gewährleistet nur ein systemischer Ansatz: Die Trinkwasser-Installation wird in ihrer Gesamtheit inklusive aller in ihr wirkenden Wechselbeziehungen aus Wasserqualität und Wasserdynamik, Temperaturbedingungen und Nutzerverhalten betrachtet.

Daraus lässt sich ein optimales Maßnahmenpaket aus Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und Betriebssicherheit entwickeln, das die Trinkwassergüte tatsächlich dauerhaft und zuverlässig gewährleistet.

Strangschema einer Installation mit
Quelle: Oventrop
Strangschema einer Installation mit "Regudrain"

Technische Herausforderungen

Die ständige Versorgung mit Trinkwasser warm/kalt in Küche und Bad ist heutzutage genauso selbstverständlich wie im Hobbyraum, in der Waschküche oder der privaten Sauna. Konsequenz dieses Komforts sind aber komplexe und verzweigte Rohrleitungsnetze für kaltes und warmes Trinkwasser (PWC bzw. PWH). In diesen Rohrstrecken wird das Trinkwasser chemisch und mikrobiell von Faktoren beeinflusst, die die Wasserqualität massiv beeinträchtigen können:

  • Die installierten Komponenten (Rohre, Verbinder und Armaturen) geben permanent feinste Spurenelemente an das Trinkwasser ab. Daher definiert die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) Grenzwerte. Zudem führt das Umweltbundesamt (UBA) eine regelmäßig aktualisierte „Positivliste“ für metallene Werkstoffe, die in Kontakt mit Trinkwasser als unbedenklich eingestuft sind.

  • Sowohl zu großzügig dimensionierte Trinkwasser-Installationen wie auch Nutzungsunterbrechungen führen zu Stagnation. Das begünstigt unter anderem die Entstehung eines Biofilms, der als Lebensgrundlage für Bakterien wiederum die Gefahr einer Verkeimung des Trinkwassers erhöht.

  • Durch zu lange Leitungswege oder Stagnation kühlt Warmwasser ab, Kaltwasser erwärmt sich. So gelangt das Wasser in einen hygienekritischen Temperaturbereich. Es besteht die Gefahr einer mikrobiellen Belastung beispielsweise durch Legionellen. Daher soll nach DIN 1988-200 die Temperatur für Kaltwasser 25 °C nicht über-, die für Warmwasser 55 °C nicht unterschreiten. In Zirkulationssystemen muss ein ∆t von 5 K zwischen Speicheraus- und -wiedereintritt (60/55 °C) eingehalten werden.

Das Planungsprogramm
Quelle: Oventrop
Das Planungsprogramm "OVPlan"arbeitet trinkwasserhygienisch optimal mit norm- wie mit praxisgerechten GLeichzeitigkeiten.

Planung und Software

Mit einem umfassenden Planungsansatz lassen sich diese Wechselwirkungen und damit das Risiko einer hygienischen Beeinträchtigung des Trinkwassers beeinflussen:

  • Die Dimensionierung der Trinkwasser-Installation erfolgt auf der Grundlage eines mit dem Bau-herrn/Nutzer abzustimmenden Raumbuches gem. DIN 1988-200 (Planung von Trinkwasserinstallationen).

  • Bei der softwaregestützten Auslegung wird mit Gleichzeitigkeiten gearbeitet. Im Planungsprogramm „OVPlan“ von Oventrop kann zusätzlich der Berechnungsvolumenstrom händisch reduziert werden. Anstelle der Gleichzeitigkeiten für Dusche plus Badewanne wird rechnerisch zum Beispiel nur einer der Verbraucher berücksichtigt. Das führt bei der Auslegung automatisch zu kleineren Rohrnennweiten und unterstützt so den regelmäßigen Wasseraustausch. Solche abweichenden Gleichzeitigkeiten sind mit dem Bauherrn allerdings ausdrücklich zu vereinbaren und schriftlich festzuhalten.

  • Stagnationsgefährdete Bereiche im bestimmungsgemäßen Betrieb werden schon in der Planungsphase per Simulationsmodell identifiziert und gezielt abgesichert. Dies kann je nach Installationsumgebung und Anforderungen durch eine entsprechende Verlegeart (zum Beispiel Durchschleifen), eine Zirkulation oder die Installation einer Hygiene-Spülstation Typ „Regudrain“ erfolgen. Sie sichert bei Abweichungen vom bestimmungsgemäßen Betrieb als „automatischer Verbraucher“ gezielt einzelne Strangabschnitte in der Installation oder sogar das Rohrleitungsnetz kompletter Etagen ab.

  • Bei der Umsetzung der Planung wird auf Basis der VDI 3805 („Produktdatenaustausch in der TGA“) die qualitätssichernde Durchgängigkeit aller entscheidenden Produkt- und Systemdaten gewährleistet. Diese Daten sind unter oventrop.com im Fachpartnerbereich unter dem Stichwort „Software“ zum kostenlosen Download hinterlegt.

Die Trinkwassertechnik
Quelle: Oventrop
Die Trinkwassertechnik "Aquanova-System" umfasst ein umfangreiches Sortiment an Lösungen für die Trinkwasserhygiene.

Produkte und Systeme

Mindestens genauso wichtig wie die bedarfsgerechte Auslegung in der mehrstufigen Qualitätskette ist aber die fachgerechte Installation. Nur mit entsprechend zertifizierten Produkten sowie aufeinander abgestimmten Systemen ist die angenommene Nutzungsdauer von mindestens 50 Jahren installationsseitig sicherzustellen: Im Rahmen des Werkvertrages schuldet der Fachplaner und/oder Installateur seinen Kunden nämlich eine fachlich einwandfreie Leistung. Und für die gelten die „Allgemein anerkannten Regeln der Technik“ als Maßstab, wenn im Zweifelsfall vor Gericht eine Entscheidung gefällt werden muss. Für die in Trinkwasseranlagen eingesetzten Installationskomponenten sind daher die allgemein anerkannten Produktkennzeichnungen verschiedener Zertifizierungsstellen (beispielsweise des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfachs – DVGW) obligatorisch.

Der Hintergrund: Im Sinne eingeführter und bewährter Verarbeitungs- und Installationsverfahren tragen nationale Normen und Regeln maßgeblich zur Qualitätssicherung von Trinkwasseranlagen bei. Besonders deutlich wird das an den Arbeitsblättern des DVGW zum Erhalt der Trinkwassergüte. Zur Vermeidung von Stagnation in Trinkwasser-Installationen geben beispielsweise die DVGW-Arbeitsblätter „W 551“ und „W 553“ die Zirkulation von Trinkwarmwasser in Großanlagen sowie die 5 K als maximale Temperaturdifferenz zwischen Speicheraus- und -wiedereintritt vor. Auch die bekannte „Drei-Liter-Regel“ findet sich hier.

Genauso leistet der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) mit diversen Richtlinien ebenfalls einen maßgeblichen Beitrag zur langzeitbelastbaren Qualitätssicherung von Trinkwasser-Installationen. Dessen Richtlinien haben daher einen entsprechend hohen Stellenwert.

Als namhafter Markenhersteller hat Oventrop seine Produkte und Systeme für den Trinkwasserbereich DVGW-geprüft und -zugelassen. In der nach DIN EN ISO 9001 zertifizierten Fertigung kommen für den Trinkwasserbereich ausschließlich Werkstoffe zum Einsatz, die der UBA-Positivliste entsprechen. Das gilt ganz besonders für die in der eigenen Fertigung verarbeiteten bleiarmen/bleifreien Kupfer-Legierungen. Die Oventrop-Produkte und -Systeme dürfen also uneingeschränkt ohne zusätzliche Prüfung oder gesonderte Abstimmung in allen Trinkwässern eingesetzt werden. Zudem bietet Oventrop eine mindestens zehnjährige Nachkaufgarantie und einen 24-h-Service, wenn es mal schnell gehen muss.

Intuitiv zu bedienen:
Quelle: Oventrop
Intuitiv zu bedienen: "Regumaq X-45"

Von Dieter Stich
Bereichsleiter Technischer Service Oventrop GmbH & Co. KG
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