SHK-Systemtechnik

Studie: Kupfer hilft bei Reduzierung von Kohlenstoffemissionen

Mittwoch, 03.05.2023

Das Ergebnis der Studie: Im Vergleich zu Systemen aus Kunststoff (PEX-Al und PEX) zeigen die Ergebnisse der Ökobilanz, dass Kupferrohrsysteme für den Transport von Flüssigkeiten in Gebäuden (z. B. Trinkwasser, Heizung, Kältemittel, Gase) besser für das Erreichen der Dekarbonisierung geeignet sind. Gleichzeitig deuten die Daten „jedoch auf ein höheres Versauerungspotential und einen höheren Wasserverbrauch für Kupfer in den Lebenszyklusphasen A1 (Rohmaterial) - A3 (Produktherstellung) im Vergleich zu den Kunststoffsystemen hin,“ relativierte Tikana das Ergebnis ein wenig: „Daher müssen für eine optimale Performance von Kupfersystemen in diesen Bereichen Verbesserungen vorgenommen werden, obwohl die vergleichbaren Auswirkungen bei Berücksichtigung der Recyclingfähigkeit ausgeglichen werden.“ Denn im Gegensatz zu den Kunststoffsystemen habe nur das Kupfersystem eine garantierte Kreislauffähigkeit der Materialien.

Kreislauffähigkeit entscheidender Faktor

Diese Kreislauffähigkeit von Kupfer, also die Wiederverwertbarkeit des Materials, wird zukünftig immer wichtiger, um den bislang schier endlosen Verbrauch wertvoller Ressourcen einzudämmen: „Wiederverwenden statt Verschwenden“ würde unmittelbar zu einer signifikanten Verringerung der Umweltauswirkungen von Gebäuden führen, weil jedes Kilogramm eines recyclefähigen Rohres eben nicht mehr als Rohstoff aus irgendeiner Mine in Chile gewonnen oder aus Erdöl (energie-)aufwändig hergestellt werden muss ... Laut ICA-Studie weisen hierzu „beide PEX-basierten Kunststoff-Systeme nur in den Kategorien Stromerzeugung und Wärmeenergie geringfügig eine Verringerung der Umweltauswirkungen auf, was auf die eher ineffiziente Verbrennung der Kunststoffsysteme am Ende ihrer Lebensdauer zurückzuführen ist. Daher sei die Rückgewinnung von Kupfer am Ende der Lebensdauer des Systems entscheidend, um das Potential von Kupfer als umweltfreundliches Material der Wahl für den Bausektor zu maximieren“, so Tikana. Die komplette Studie ist auf der Webseite: www.copperalliance.org/resource zu finden.

Kreislaufwirtschaft – aber mit weniger Blei

So positiv dieses Studienergebnis für die Hersteller von Baumaterialien aus Kupfer auch ist („Das recht eindeutige Ergebnis für Kupfer hat uns alle überrascht“, sagt Michael Sander, Geschäftsführer des Kupferverbandes), so steht die nächste Herausforderung dennoch schon wieder vor der Tür: die weitere Reduzierung des Blei-Gehalts im Kupfer. Denn Blei ist zwar, gerade als Legierungselement, ein technischer Alleskönner, birgt aber gesundheitliche Risiken, wenn es in nennenswerter Menge aufgenommen wird. Ob dafür die Blei-Migration beispielsweise aus Armaturenwerkstoffen ausreicht, sei an dieser Stelle dahingestellt. Aber über die Trinkwasserrichtlinie (TrinkwV) wurde und wird der zulässige Grenzwert sukzessive abgesenkt – und seitens der Kupferindustrie entsprechend intensiv nach bleifreien Lösungen gesucht. Auf europäischer Ebene wurde dafür sogar ein neuer Zusammenschluss gegründet, die Lead Free Brass Initiative (www.leadfreebrass.org).

Dr. Klaus Ockenfeld vom Kupferverband: „Seit vielen Jahren entwickelt die europäische Messingindustrie bereits neue Legierungen und ändert die Zusammensetzung bestehender Legierungen, um die strengen Anforderungen der Aufsichtsbehörden zu erfüllen, die eine sichere Trinkwasserversorgung der Verbraucher gewährleisten sollen. Die europäische Messingindustrie will über die Lead Free Brass Initiative weiterhin sicherstellen, dass Kupferlegierungen nicht nur in der Sanitärtechnik, sondern auch darüber hinaus eingesetzt werden, denn die Verwendung von Blei wird immer strenger geregelt und beschränkt.“

Das Bild zeigt eine Detailansicht eines Kupferteils.
Quelle: Kupferverband
Die nächste Herausforderung: Um die gesund­heit­lichen Auswirkungen von Blei im Trinkwasser zu verringern, suchen die Hersteller nach neuen Werkstoffen. Das steht aber immer in einem starken Spannungsfeld, beispielsweise bezüglich Verarbeitbarkeit.
Die Grafik zeigt die Auswirkungen von Blei im Trinkwasser.
Quelle: Kupferverband

Wie groß die Herausforderung dabei ist, macht eine Zahl deutlich: Seit der Jahrtausendwende wurde der Grenzwert von Blei im Trinkwasser von 45 μg/l kontinuierlich abgesenkt – bis 2036 auf maximal 5 μg/l, gegenüber den heute zulässigen 10 μg/l. Ockenfeld: „Wenn die derzeitige Aufteilung von 50:50 zwischen der Hausinstallation und dem Wasserwerk / Versorgungsunternehmen beibehalten wird, dürfen 2,5 μg/l Blei im vom Versorgungsunternehmen gelieferten Wasser und eine entsprechende Menge in der Hausinstallation enthalten sein.“ Dort könne man aber nicht einfach Blei aus den für Rohre oder Armaturen eingesetzten Kupferlegierungen komplett weglassen, so Ockenfeld weiter, denn „es gibt ein Spannungsfeld, um die Verwendung von Blei in wichtigen Messingprodukten zu minimieren und gleichzeitig die wertvollen physikalischen Eigenschaften der derzeit verwendeten Legierungen, zum Beispiel die Bearbeitbarkeit, zu erhalten. Aus diesem Grund gibt es Maßnahmen der Industrie zum Aufbau eines nachhaltigen bleifreien Messingmarktes, der auch die Produktspezifika berücksichtigt.“

Von Eckhard Martin
Chefredaktion SanitärJournal

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