Trinkwasserhygiene

„Stehendes Wasser wird faul“

Donnerstag, 26.10.2017

Die Unterscheidung in abzweigende und durchgehende Zweige wäre für die Aufteilung der Wärmeverluste und Zirkulationsvolumenströme eigentlich symmetrisch, was sich aber bisher in den Berechnungsformeln des Beimischverfahrens nicht widerspiegelt.

Eine Reihe von Sanitärobjekten (WM, GS, WC, Urinal usw.) wird nur mit kaltem Trinkwasser betrieben. Andere Objekte (Wa, Du, WB, Spüle) haben dagegen i.d.R. auch Warmwasser. Im Bad wird bei 55 bis 60 °C Warmwassertemperatur außer zu Spülzwecken immer Kaltwasser beigemischt, um sich nicht zu verbrühen. Durchaus üblich ist es hingegen, auch gelegentlich kalt zu duschen. Insofern liegt es nahe, dass für kaltes und warmes Trinkwasser unterschiedliche Gleichzeitigkeiten oder unterschiedliche Berechnungsvolumenströme definiert werden können. Das könnte zu kleineren Volumenströmen und damit Nennweiten im Warmwassernetz führen. Man muss allerdings schauen, dass das Verfahren dadurch nicht unübersichtlich und fehleranfällig wird.

Die Addition der Spitzenvolumenströme gemischter Nutzungen nach Norm führt zu einer unnötigen Überdimensionierung des Netzes.

Bei Schulen wären die Gleichzeitigkeiten nach den eher selten genutzten Klassenraumwaschbecken und den stoßweise frequentierten Pausentoiletten zu unterscheiden.

Das Spülvolumen eines WC-Beckens wurde in den letzten 25 Jahren von 9 auf 6 Liter verringert. 4,5 Liter pro Spülvorgang ist bei SW-Leitungen DN 80 und DN 90 und passenden WCs möglich. Der Füllstrom ist mit 0,13 l/s gleich geblieben. Der Spülkasten ist also im Idealfall nach der halben Zeit wieder voll.

Das Vorratsvolumen im Spülkasten darf nicht verringert werden, damit man gegebenenfalls nachspülen und die WC-Bürste zum Einsatz kommen kann.
Das Vorratsvolumen im Spülkasten darf nicht verringert werden, damit man gegebenenfalls nachspülen und die WC-Bürste zum Einsatz kommen kann.

Zentrale und dezentrale Trinkwassererwärmung im Durchfluss

Der Trend zur Trinkwassererwärmung im Durchfluss ist ungebrochen, wie sowohl die vielfache Anwendung als auch die gerade zu Ende gegangene ISH 2017 bestätigen.

Die Trennung der Speicherung von Energie und Trinkwasser für die Warmwasserversorgung gilt als Meilenstein für die Verbesserung der Hygiene in unseren Trinkwarmwassernetzen. Unterschieden wird hierbei in zentral und dezentral beziehungsweise wohnungszentral. Wichtige Aspekte für die de-/wohnungszentrale Trinkwassererwärmung im Durchfluss sind:

– nur drei statt fünf Rohrleitungen für Sanitär und Heizung im Steigeschacht brauchen weniger Platz und geben während der Heizperiode weniger Wärme ab;

– Schutz der Plattenwärmeübertrager vor Verkalkung;

– in Verbindung mit Heizung nur ein Wasserzähler kalt und ein Wärmemengenzähler;

– die/eine Wartungsmöglichkeit des dezentralen Gerätes ist zu klären;

– Vorrangschaltung gegenüber der Heizung in der Wohneinheit ist sinnvoll;

– hohe Rücklaufauskühlung durch Trinkwassererwärmung nötig;

– Platz für die dezentrale Station vorhalten bzw. in Grundrissplanung berücksichtigen;

– Abstand der Sanitärräume in einer Mieteinheit untereinander und vom (Fußboden-)Heizungsverteiler sind zu berücksichtigen, damit die Ausstoß­zeiten für Warmwasser kurz bleiben.

Gerade für die letzten beiden Punkte sollte der objektplanende Architekt oder Bauingenieur den Fachplaner Gebäudetechnik schon im Entwurf hinzuziehen.

Temperaturübertragung vermeiden
Quelle: Martin Marketing
Temperaturübertragung vermeiden

Im höherwertigen Wohnungsbau häufig vom Bad weit entfernt angeordnete Küchen und Gäste-WCs sind für die Raumnutzung unter Umständen sinnvoll, laufen der Verwendung von dezentralen Wohnungsstationen aber zuwider. Zu lange Leitungswege von den Wohnungsstationen zu den Zapfstellen bringen auch Probleme bei der Realisierung der Anforderungsstufen für den Komfort nach VDI 6003 (Oktober 2012) mit sich. Anforderungsstufe III ist bezüglich kurzer Ausstoßzeiten ohnehin sehr anspruchsvoll.

Gegebenenfalls könnte eine wohnungsinterne Zirkulation gebaut werden. Einige Wohnungsstationen sehen das vor. Alternativ bietet sich für das im Zeitalter des Geschirrspülers ohnehin nur wenig verwendete Warmwasser in der Küche auch ein elektrischer Durchlauferhitzer an. Wenn dieser mit 3 x 16A abgesichert ist, muss er auf 11 kW begrenzt werden. Es ergibt sich dann eine mögliche Erwärmung von 0,07 l/s Kaltwasser um ca. 37,5 K. Geht man von 8 °C Kaltwassertemperatur aus, wird damit ca. 45 °C erreicht, was für die Küche recht knapp ist.

Von Axel Rathey
Beuth-Hochschule Technik Berlin
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