„Sozialer Sprengstoff aus der Mitte der Gesellschaft“

Masterplan „Wohnen“ gefordert (II)

Mittwoch, 22.05.2019

Mit einem Masterplan wollen sieben Verbände der Bau- und Wohnungswirtschaft die neue soziale Frage „Wohnen“ angehen. Ihre Forderung: Bund, Länder und Kommunen müssen zügiger und entschlossener handeln! Ein simples „Weiter so“ berge enormen sozialen Sprengstoff, mahnen die Verantwortlichen.

Einen „Masterplan für den sozialen und bezahlbaren Wohnungsbau“ fordert das aus sieben Verbänden bestehende „Bündnis Wohnungsbau“. Über die ebenfalls auf dem Wohnungsbau-Tag formulierten zehn dringliche Handlungsempfehlungen an die Politik berichtete SanitärJournal hier.

Der Fokus liegt dabei auf dem Bereitstellen bezahlbaren Wohnraums: „Bundesweit werde im sozialen Wohnungsbau aktuell lediglich ein Drittel von dem gebaut, was tatsächlich an neuen Sozialmietwohnungen – nämlich 80.000 pro Jahr – nötig sei. In dem Thema liege ein ungeheurer sozialer Sprengstoff – das Problem des bezahlbaren Wohnens ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, warnt das Bündnis.

Daher müssten Bund, Länder und Kommunen gemeinsam „schnell eine Strategie entwickeln und finanziell enorm nachlegen. Grundsätzlich dürfe es nicht länger eine Wohnungsbaupolitik kurzfristiger Investitionsprogramme nach Haushalts- bzw. Kassenlage geben.“

Gewürzt wird diese Forderung mit scharfer Kritik: „Es passiert auf allen drei Ebenen viel zu wenig. Der Wohnungsbau kommt nur schleppend voran, weil ein beherztes politisches Zupacken fehlt. Dazu gehörten bei Bund und Ländern vor allem auch eine deutliche Entschlackung der Bauvorschriften und bei den Kommunen zügigere Genehmigungsverfahren durch mehr Personal und Digitalisierung in den Baubehörden.“

Dunkle Wolken über dem Wohnungsmarkt in Deutschland: Zügiges Handeln per Masterplan ist dringend erforderlich, sagt das Bündnis Wohnungsbau.
Quelle: Martin
Dunkle Wolken über dem Wohnungsmarkt in Deutschland: Zügiges Handeln per Masterplan ist dringend erforderlich, sagt das Bündnis Wohnungsbau.

Statements der Verbands-Spitzen

Die Spitzen der am Bündnis beteiligten sieben Verbände kommentieren die soziale Frage Wohnen mit folgenden (gekürzten) Statements:

„Wir warnen die politisch Verantwortlichen vor der Gefahr sozialer Spannungen in Großstädten aufgrund fehlender oder nicht mehr bezahlbarer Wohnungen. Arbeitnehmer mit durchschnittlichen Einkommen und Rentner können sich dort kaum noch eine Wohnung leisten“, so Robert Feiger, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU).

„Mit der simplen Parole ‚Bauen, Bauen, Bauen‘ ist es nicht getan. Benötigt werden in erster Linie bezahlbare Mietwohnungen und Sozialwohnungen. Die zuletzt fertig gestellten 26.200 Sozialwohnungen sind nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Lukas Siebenkotten, Direktor des Deutschen Mieterbundes (DMB).

Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) mahnt zur Eile: „Um sozialen und bezahlbaren Wohnungsbau voranzubringen, fehlen aber immer noch die notwendigen Voraussetzungen: mehr und günstigeres Bauland, schnellere Genehmigungsverfahren und geeignete Förderprogramme. Die Menschen in Deutschlands Städten brauchen sofort Unterstützung, deshalb müssen Politik und Verwaltungen umgehend handeln.“

Dr. Hannes Zapf als Vorsitzender der deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) blickt auf die Versorgung mit Rohstoffen wie Ton, Kies und Sand: „Hier muss es kurzfristig klare Regelungen für eine vorausschauende Raumordnungsplanung geben, damit diese Vorkommen an mineralischen Rohstoffen nicht überplant werden und somit für den Abbau zugängig bleiben. Ansonsten führt das zwangsläufig und ‚hausgemacht‘ zur Verknappung, zu längeren Transportwegen und damit zu erhöhten Baukosten.“

Reinhard Quast als Präsident des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB) würdigt die Leistungen der Branche: „Wir haben unsere Kapazitäten noch weiter aufgestockt und seit 2010 mehr als 130.000 Beschäftigte neu eingestellt. Die Zahl der Ausbildungsplätze haben wir allein seit 2015 um zehn Prozent erhöht. Mit 8 Mrd. Euro investieren wir mittlerweile jährlich gut 50 Prozent mehr in Geräte als noch im Jahr 2010.“

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