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Sonderfall(e) Holzbalkendecken – Brandschutz-Spezialfälle richtig abschotten

Mittwoch, 29.01.2020

Schritt für Schritt

Folgende Arbeitsabläufe müssten beziehungsweise müssen in der „herkömmlichen“ Ausführung (mit Mörtelverguss) vollzogen werden:

    1. Entfernen der Dielen inklusive inliegendem Sand, Schlacke bzw. Füllmaterialien.
    1. Anbringen der Schalung (ggf. doppelt mit Fugenversatz).
    1. Wenn statisch erforderlich: Wechsel einziehen.Anbringen einer umlaufenden Halteleiste.
    1. Installation(en) durchführen.
    1. Mörtel bzw. Beton einbringen.
    1. Abschottungsprodukt anbringen.
    1. Gegebenenfalls Sand, Schlacke bzw. Füllmaterialien wieder einfüllen.
    1. Eventuell neu verputzen.

Alternativ stellt der Autor dem Anwender nachfolgende Systeme vor:

    1. Brandschutzschaum als Vergussmasse,
    1. Weichschott (Mineralwollplatten),
    1. Deckenstanzer System SWS,
    1. Erleichterungen für einzelne Leitungen MLAR Abschnitt 4.3.

Mit den dargestellten Lösungsvorschlägen wird eine ausreichende Sicherheit hinsichtlich der §§ 40/41 MBO geboten, da das Schutzziel erreicht wird. Sie müssen im Regelfall aber dennoch begründet werden, da entweder eine nicht wesentliche Abweichung vom Verwendbarkeitsnachweis oder von den technischen Baubestimmungen vorliegt.

Die einzelnen Systeme im Überblick:

1. Brandschutzschaum als Vergussmasse

Abschottungsvariante mit Brandschutzschaum als „Vergussmasse“. Das System belastet die Deckenkonstruktion auf Grund des geringen Gewichts erheblich weniger als ein Verguss mit Mörtel oder Beton. Ebenfalls ermöglicht es relativ geringe Randabstände. Eventuelle Nachbelegungen lassen sich durch eine weiche Brandschutzschaummasse einfach realisieren. Kombischotts sind möglich.
Quelle: Walraven, Gutachterliche Stellungnahme Nr.128-PG-2011
Abschottungsvariante mit Brandschutzschaum als „Vergussmasse“. Das System belastet die Deckenkonstruktion auf Grund des geringen Gewichts erheblich weniger als ein Verguss mit Mörtel oder Beton. Ebenfalls ermöglicht es relativ geringe Randabstände. Eventuelle Nachbelegungen lassen sich durch eine weiche Brandschutzschaummasse einfach realisieren. Kombischotts sind möglich.

2. Weichschott (Mineralwollplatten)

Wie beim Schott mit Brandschutzschaum ist auch hier eine geringe Belastung der Statik gegeben. Vorarbeiten bezüglich der Auslaibung sind zu leisten. Die Nachbelegung gestaltet sich mittels Kernlochbohrer einfach. Kombischotts sind möglich.
Quelle: Walraven
Wie beim Schott mit Brandschutzschaum ist auch hier eine geringe Belastung der Statik gegeben. Vorarbeiten bezüglich der Auslaibung sind zu leisten. Die Nachbelegung gestaltet sich mittels Kernlochbohrer einfach. Kombischotts sind möglich.

3. Deckenstanzer System SWS

In diesem Fall kann der Anwender auf die kompletten Vorarbeiten bezüglich Ausschnitt, Auslaibung etc. verzichten. Mittels Kernlochbohrgerät und Adapter wird eine Edelstahlhülse in die Decke gebohrt. Nach dem Durchbruch der Decke verbleibt die Hülse als „Leerrohr“ im Bauteil. Eine gutachterliche Stellungnahme liegt vor. Eine Nachbelegung bei Verguss mit Brandschutzmörtel ist allerdings schwierig.
Quelle: SWS Radebeul
In diesem Fall kann der Anwender auf die kompletten Vorarbeiten bezüglich Ausschnitt, Auslaibung etc. verzichten. Mittels Kernlochbohrgerät und Adapter wird eine Edelstahlhülse in die Decke gebohrt. Nach dem Durchbruch der Decke verbleibt die Hülse als „Leerrohr“ im Bauteil. Eine gutachterliche Stellungnahme liegt vor. Eine Nachbelegung bei Verguss mit Brandschutzmörtel ist allerdings schwierig.

4. Erleichterungen für einzelne Leitungen gemäß MLAR Abschnitt 4.3

Vorgaben:

  • nicht brennbare Rohre ≤ 160 mm

  • brennbare Rohre ≤ 32 mm

  • einzelne elektrische Kabel ohne Durchmesserbegrenzung

Lösungsmöglichkeit:

Als Beispiel dienen ein Wickelfalzrohr oder eine Blechhülse (Durchmesser ≥ 160 mm; Blechstärke ≤ 1,0 mm) als „Hüllrohr“. Der Restringverschluss wird mit Mineralwolle (A1, Schmelzpunkt ≥ 1.000 Grad Celsius) realisiert. Zusätzlich wird die Mineralwolle mit einer Brandschutz-Fugenfüllmasse (Tangit FP 440) gegen das Herausfallen gesichert.
Quelle: Walraven, Gutachterliche Stellungnahme Nr. 128-PG-2011
Lösungsmöglichkeit: Als Beispiel dienen ein Wickelfalzrohr oder eine Blechhülse (Durchmesser ≥ 160 mm; Blechstärke ≤ 1,0 mm) als „Hüllrohr“. Der Restringverschluss wird mit Mineralwolle (A1, Schmelzpunkt ≥ 1.000 Grad Celsius) realisiert. Zusätzlich wird die Mineralwolle mit einer Brandschutz-Fugenfüllmasse (Tangit FP 440) gegen das Herausfallen gesichert.

Fazit

Abschottungen von Rohr- und Kabeldurchdringungen in Holzbalkendecken sind meist ein kniffeliges Problem. Sie stellen an die Betroffenen erhöhte Ansprüche und müssen sorgfältig geplant werden. Dabei sollte im Vorfeld eine Abstimmung mit den vor Ort verantwortlichen (Fach-)Bauleitern oder Brandschutz-Sachverständigen geschehen. Zudem ist eine entsprechende Dokumentation unabdingbar. Sind all diese Maßnahmen berücksichtigt, ist sichergestellt, dass sich aus dem „Sonderfall Holzbalkendecke“ keine Sonderfalle entwickelt.

Weiterführende Informationen: https://www.walraven.com/

Von Karl-Heinz Ullrich
Sachverständiger für gebäude­technischen Brandschutz (EIPOS), Anwendungstechnik Brandschutz, Walraven GmbH
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