Warum die Versorger an dieser Stelle noch nicht weiter sind, mag zum einen an der stark differierenden Struktur der Unternehmen oder Genossenschaften liegen. Kleinere Wasserversorger in ländlichen Regionen dürften mit der Datenerfassung, Datenauswertung und letztlich auch Datenbewertung schnell überfordert sein. Eine mindestens genauso große Rolle aber spielt zum anderen wohl die Sorge, dass (durchaus aufgeklärte) Verbraucher schon bei geringen Abweichungen von Grenzwerten nach Aufklärung verlangen oder sogar gesundheitliche Bedenken bezüglich des Trinkwasser-Genusses äußern könnten. Davor schützt die (gesetzlich im Übrigen abgesicherte) Mittelwert-Methode zweifelsohne. Ob sie allerdings ausreicht, dauerhaft das Vertrauen der Verbraucher in die monopolistische Versorgerleistung aufrecht zu erhalten, ist fraglich.
… und es geht weiter!
Fachleute fordern eine mindestens tägliche Bekanntgabe der Trinkwasser-Analysewerte durch die Versorger. Damit bliebe zwar immer noch unklar, in welcher Qualität dieses Wasser dann beim Verbraucher ankommt, aber der Problemkreis einer möglichen Rohrwerkstoff-Beeinflussung ließe sich zumindest weiter eingrenzen. Und zwar ganz konkret auf die „vorletzte und letzte Meile“, auf die Strecke zwischen der Einspeisung in das Verteilnetz und die Hausanschlussleitungen. Denn gerade im Verteilnetz droht weiteres, sogar neues Ungemach. Weiteres, weil in vielen Regionen zu viele zu groß dimensionierte Verteilnetze liegen. Vor allem, wenn man von Landflucht und rückgehenden Verbraucherzahlen in bestimmten Gegenden Deutschlands spricht. Oder weil es mehr und mehr entindustrialisierte Zonen gibt, wo großzügigst dimensionierte Versorgungsleitungen nicht mehr benötigt, aber nach wie vor am Netz sind. Holsterhausen war so ein Fall. Und neues Ungemach droht, wenn Versorgungsleitungen im Rahmen von Ersatzmaßnahmen beispielsweise aus Kunststoff weniger Dutzend Zentimeter unter der Teerdecke in Hauptverkehrsstraßen im Sommer von der Sonne „bebrütet“ werden. Das Trinkwasser liegt dann mit Temperaturen dicht vor der 20 °C-Marke am Hausanschluss an. Für Hygieniker fast schon ein Katastrophenszenario: „Dieses Wasser kann man bei einer solchen Eingangstemperatur im Haus, auf der Strecke zu den Zapfstellen kaum noch im hygieneunkritischen Bereich unter 22 bis 25 °C halten.“ Die Folge: drohende Beeinträchtigung durch Legionellen oder Pseudomonaden.
Aber das ist wiederum ein anderes Thema, dem sich die Versorger schon mittelfristig werden stellen müssen.