#WIRSINDDA – das hat sich jetzt erledigt...

Mittwoch, 16.09.2020

Helmut Bramann ist bekanntlich Hauptgeschäftsführer des ZVSHK, also des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima, mit Sitz in St. Augustin bei Bonn.

Und damit also gewissermaßen so etwas wie der Chef-Lobbyist all derer im Blaumann mit (und immer häufiger) ohne Eckring auf der Brust. Eine Funktion, die Helmut Bramann ebenso bekanntermaßen nicht nur gerne, sondern noch gerner mit deutlichen Worten ausfüllt…

Aktuell zum Thema „Welt-Leitmesse ISH 2021“. Oder besser: zur Nicht-Teilnahme namhafter deutscher Hersteller an eben dieser. Weil es nun mal Corona gibt, keiner weiß, wie sich das in den nächsten Monaten entwickelt – und ein Messekonzept inklusive Messestand im hohen sechs- oder siebenstelligen Preisbereich ja auch nicht wenige Monate vor Messebeginn mirnichtsdirnichts vom Himmel fällt, nur weil der Messeveranstalter die Stornofrist ein paar Wochen nach hinten geschoben hat.

Genau diesem Irrtum aber scheint der oberste Sanitär- und Heizungsbauer im Lande aufgesessen zu sein, denn wortstark wettert er beispielsweise: „Ich habe … wenig Verständnis dafür, dass gegenwärtig bedeutende Marktpartner ihren ISH-Auftritt absagen und das Thema Hygiene dabei als Absagegrund nennen. Für mich ist das wenig stichhaltig… Es geht hier wohl eher um risikoaverse Renditesicherung.“ Und fordert: WIR ERWARTEN PRÄSENZ!

Wirklich genau so: in Großbuchstaben, mit Ausrufungszeichen – ein Schrei; wie Donnerhall möge er wohl rollen bis zur Loreley, 120 km rheinaufwärts von St. Augustin. Also bis zum Felsen mit der mystischen Jungfrau, deren Gesang dereinst schon die juvenilen Fischer ins Verderben riss…

Frei nach von Schiller (also dem Dichter, nicht der Kapelle): Wer zählt die Völker, nennt die Namen, die gastlich hier zusammenkamen – und DAS soll funktionieren, in Corona-Zeiten? Als „Messe-Konzept“ auf einem typischen Messestand; hier eine Szene von der ISH 2015...?
Quelle: Martin
Frei nach von Schiller (also dem Dichter, nicht der Kapelle): Wer zählt die Völker, nennt die Namen, die gastlich hier zusammenkamen – und DAS soll funktionieren, in Corona-Zeiten? Als „Messe-Konzept“ auf einem typischen Messestand; hier eine Szene von der ISH 2015...?

Letzteres: Es sei ihm vergönnt. Die „risikoaverse Renditesicherung“ aber – das ist schon gehörig starker Tobak! Von einem Verband, der nach seriösen Schätzungen kaum mehr als die Hälfte der Branchenkollegen im Lande vertritt. Der unmittelbar von der ISH profitiert – und den Ausstellern, die aus Verantwortungsbewusstsein (und mangelndem Vertrauen in das bisher vorgelegte Hygienekonzept!) nicht an der ISH teilnehmen wollen, eben diese „Renditesicherung“ zum Vorwurf macht. Al-Ko Therm, Aquatherm, emco Bad, Grohe, Hansa, Hansgrohe, Kaldewei, Kieback&Peter, Schako, Stiebel Eltron, Viega, Wildeboer, um nur einige der nicht-teilnehmenden Hersteller – alle nur „risikoavers“ und auf „Renditesicherung“ bedacht?!

Helmut Bramann – der traut sich was. Denn spätestens im März 2021 wird er sich zur ISH noch einmal an diesen seinen Worten messen lassen müssen. Anhand der konkreten Aussteller- und Besucherzahlen, beispielsweise. Oder anhand der auf dem Messegelände losgetretenen Infektionsfallzahlen ein paar Wochen später. Oder aber vielleicht ja auch schon früher, wenn die ISH dann doch abgesagt wird. Kurzzeit-Vorbilder dafür gibt es gerade in diesem Jahr hierzulande ja schon genug.

In jedem Fall aber wird er mit vielen der „risikoaversen Renditesicherungs“-Entscheider weiter zusammenarbeiten müssen, die sich eigentlich nur in Verantwortung um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie um ihre Kunden schon heute gegen eine Teilnahme an der „ISH 2021“ entschieden haben. Ob sich Helmut Bramann da einen Gefallen getan hat, mit seinen „klaren“ Worten – das darf mehr als bezweifelt werden.

Update: ISH physisch abgesagt

Tatsächlich muss sich Helmut Bramann schon wenige Tage später an seinen Worten messen lassen. Am 21. September 2020 um 16 Uhr nämlich teilte die Messe Frankfurt mit: "Der aktuelle Pandemieverlauf führt dazu, dass die Messe Frankfurt im Jahr 2021 bis einschließlich März keine eigenen physischen Messen am Standort Frankfurt veranstalten wird." Und weiter: "Während in China seit Krisenbeginn bereits wieder 13 große Messen des Unternehmens (Anm.d.Red.: also der Messe Frankfurt) an verschiedenen Standorten stattfinden konnten, sind solche Vorhaben in Deutschland aktuell nicht realisierbar." Jetzt könnte man an dieser Stelle noch etwas zu dem Hinweis auf die guten "13 große Messen"-Erfahrungen in China schreiben, also dem Land, wo die weltweite Pandemie ihren Anfang nahm. Aber das würde erstens den Rahmen sprengen und wäre zweitens wohl nur zynisch...

Von Eckhard Martin
Chefredaktion SanitärJournal
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