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Wann kommt Erholung?

Baugewerbe ist stabiles Fundament in der Krise

Dienstag, 21.04.2020

Corona lähmt nicht die komplette Wirtschaft. Zehn Branchen trotzen der Krise – darunter auch das Bauwesen.

Die Grafik zeigt die zehn Branchen, die für Stabilität in der Corona-Krise stehen.
Diese zehn Branchen stehen für Stabilität in der Corona-Krise.

Das ist noch gar nicht so lange her: Im Januar 2020 erreichten die Auftragseingänge im Bau noch ein Rekord-Niveau, sie lagen über neun Prozent höher als im Januar des Vorjahres. Inzwischen trübt sich das Bild zunehmend ein – als Folge der „Corona“-Pandemie.

Aber: Anders als in Österreich wird auf deutschen Baustellen nach wie vor gearbeitet. Aktuell zeichnen sich zwar kleinere Engpässe bei Vorprodukten ab, beispielsweise bei Platten und Armaturen von traditionellen Lieferanten in Italien. Auch der zweitgrößte Zementhersteller der Welt, Heidelberg Cement, leidet unter dem Stillstand dreier Tochterwerke in Italien und den ruhenden Baustellen in Südeuropa und den USA.

Ansonsten jedoch werde die Baubranche bislang von der Krise weitgehend verschont, so das Research Institute des Handelsblatts. Da die Lieferketten der heimischen Bauwirtschaft regional ausgerichtet sind, seien diese bislang kaum unterbrochen. Eher bemerkbar mache sich bereits das Fehlen der rund 100.000 Bauarbeiter aus osteuropäischen Ländern, die nicht einreisen dürfen.

Auch laut Prognos AG in Berlin zeigt sich die Bauwirtschaft recht resistent. Zusammen mit anderen Branchen bilde sie ein stabiles Fundament im aktuellen Ausnahmezustand. Diese „Top Ten“ der aktuell krisenfesten Wirtschaftszweige beschäftigen mehr als 40 Prozent aller Arbeitnehmer und stehen für knapp 40 Prozent der Bruttowertschöpfung. „Die Beschäftigten, die derzeit für uns alle das tägliche Leben bestmöglich am Laufen halten, erfüllen nicht nur damit eine enorm wichtige Rolle. Ihre Branchen leisten auch einen erheblichen Beitrag zur Stabilität und Krisenfestigkeit unserer Volkswirtschaft“, betont Dr. Oliver Ehrentraut, Chefvolkswirt bei Prognos.

V- oder U-förmige Erholung?

Wie aber geht es weiter? Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) unterstellt zwei Szenarien der weiteren konjunkturellen Entwicklung: Einmal einen „Lockdown“ der Wirtschaft bis Ende April, einmal bis Ende Juli. Danach rechnen die Forscher des IfW mit einer wirtschaftlichen Erholung auf das Vor-Corona-Niveau. Die beiden möglichen Verläufe unterscheiden sie als V- und U-Szenario (siehe auch die Grafiken):

  • Im V-Szenario lassen die dämpfenden Maßnahmen ab Mai allmählich nach, und die Corona-bedingten Produktionsausfälle klingen binnen sechs Monaten ab.

  • Das U-Szenario sieht vor, dass die Erholung erst im August einsetzt und die Produktion in den verschiedenen Branchen erst zu Beginn des kommenden Jahres auf das Vor-Corona-Niveau zurückkehrt.

IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths sagt dazu: „Das U-Szenario unterstellt einen fast halbjährigen Lockdown weiter Teile des Wirtschaftslebens und geht damit an die Grenze dessen, was man sich derzeit vorstellen kann. Daher dürfte die tatsächliche Entwicklung näher am V- als am U-Szenario liegen.“

Fast die Hälfte der deutschen Wirtschaft dürfte indes nur geringe oder gar keine Einbußen verzeichnen, erwartet das IfW. Das gelte insbesondere für das Grundstück- und Wohnungswesen, die Informations- und Telekommunikationsbranche sowie weite Teile des öffentlichen Dienstes.

Die Grafik zeigt das BIP in Deutschland.
Die Wirtschaftsforscher des IfW erwarten eher ein V-ähnliches Szenario. Demnach dauert die Stresssituation für die Wirtschaft bis Ende April.

Die Grafik zeigt Veränderungen gegenüber dem Vorquartal.
Quelle: IfW/Destatis
Im U-Szenario setzt die Erholung erst im August ein.

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