SHK-Systemtechnik

„Viega World“ als Benchmark für Integrale Planung und BIM

Dienstag, 16.05.2023

Mit dem interaktiven Weiterbildungszentrum „Viega World“ hat Viega ein Leuchtturmprojekt für Integrale Planung und die Arbeitsmethodik BIM geschaffen.

Das Bild zeigt die „Viega World“ in Attendorn-Ennest.
Quelle: Viega
Die Zukunft des Bauens – in Daten, Beton und ganz viel neues Knowhow für die gesamte Branche gegossen: die „Viega World“ in Attendorn-Ennest.

Anlass genug, mit hochkarätigen Fachleuten zur Eröffnung des Großprojektes über die Zukunft des Bauens zu diskutieren.

Eingeladen waren dazu – nach einem Impulsreferat von Prognos-Chef Christian Böllhoff – der anerkannte BIM-Spezialist Prof. Dr.-Ing. habil. Christoph van Treeck (RWTH Aachen), Projektmanager Prof. Dr.-Ing. Norbert Preuß (der die „Viega World“ begleitete und u.a. Praxiserfahrung vom Hauptstadtflughafen BER mitbrachte), Viega Chief Strategy Officer Marius Bucur (für die nachhaltige Seite des klimaneutralen Weiterbildungszentrums) sowie Viega Vice President Global Service & Consulting Ulrich Zeppenfeldt, der den Neubau maßgeblich mitverantwortete.

Um das Fazit der ebenso lebhaften wie fachkundigen Diskussion vorweg zu nehmen: Zumindest Großprojekte werden sich zukünftig ohne Integrale Planung und Umsetzung entlang eines digitalen Zwillings mit der Planungsmethodik BIM nicht mehr sinnvoll realisieren lassen. Wobei „sinnvoll“ in diesem Zusammenhang die Zweckerfüllung genauso einschließt wie die wirtschaftliche Seite einer solchen Großinvestition – über den gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet – bis hin zum ökologischen Fußabdruck und – nicht zuletzt – der generellen Realisierbarkeit vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels.

Das Bild zeigt das das Foyer der „Viega World“ mit Treppenanlage und über acht Meter hoher Rohr-Skulptur.
Quelle: Eckhard Martin
Beeindruckend: das Foyer der „Viega World“ mit Treppenanlage und über acht Meter hoher Rohr-Skulptur.

Ohne „digital“ geht’s nicht mehr

Warum die Diskussionsrunde, moderiert von der Umweltwissenschaftlerin Dr. phil. Ines Marbach, zu dieser klaren Einschätzung kam, ließ sich dabei idealerweise (und natürlich genauso geplant) am Tagungsort festmachen: der neuen „Viega World“. Warum? Ganz einfach: Mit dem 12.000 Quadratmeter großen Weiterbildungszentrum in Attendorn-Ennest wurde erstmalig ein Bildungsbau so konsequent integral mit der Arbeitsmethodik BIM realisiert. Viele der Erkenntnisse, die seit der Grundsteinlegung im Mai 2018 gewonnen wurden, sind deshalb auch schon in die einschlägigen Normen und Regelwerke, wie die Richtlinienreihe VDI 2552, eingeflossen. Der Neubau war notwendig geworden, weil das seit 1998 am Standort vorhandene Seminarcenter vor zehn Jahren an die Leistungsgrenzen stieß und potentiellen Seminarteilnehmern sogar abgesagt werden musste. Für Viega ein absolutes No-Go und damit der Startschuss für den Neubau, der jetzt 70 Prozent mehr Kapazitäten bietet, wie Dirk Gellisch (Mitglied der Viega Geschäftsführung) im Rahmen der Eröffnung der „Viega World“ unterstrich.

Mit dem viel beachteten Neubau sollte dann aber auch nicht nur die dringend notwendige Erweiterung geschaffen, sondern durch die Integrale Planung mit der Arbeitsmethodik BIM gleichzeitig die Zukunft des Bauens neu definiert werden. Ulrich Zeppenfeldt, Vice President Global Sales Services bei Viega und mitverantwortlich für das Projekt: „Mit den Themen Trinkwasserhygiene, Energieeffizienz und Brandschutz sowie den dazu passenden technischen Systemlösungen steht Viega in der TGA für eine Markenphilosophie, die von Praxisnähe und Zukunftsfähigkeit getragen wird. Beim Neubau des Weiterbildungszentrums dokumentieren wir genau das eben über die Integrale Planung mit der Arbeitsmethodik BIM und über einen Energiestandard, der sich ressourcenschonend und nachhaltig an höchsten Maßstäben orientiert. Die ,Viega World‘ ist damit sozusagen das Herz der Marke Viega.“

Die Grafik zeigt den BIM-Plan der 
„Viega World“.
Quelle: Viega
Noch nie wurde ein Bildungsbau so konsequent integral geplant und mit der Arbeits­methodik BIM umgesetzt wie die 
„Viega World“, inklusive permanent aktualisiertem digitalem Zwilling.

Qualität in Bau und Lehre

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat die Qualität der nachhaltigen Bauweise der „Viega World“ bereits mit der Vorabzertifizierung in Platin honoriert. In diese Bewertung flossen neben der ökologischen und ökonomischen Qualität des Projektes auch die sozio-kulturelle, die funktionale, die technische und die Prozess- sowie letztlich auch die Standort-Qualität ein. Ulrich Zeppenfeldt: „Dieser anspruchsvolle Kanon an Anforderungen lässt sich mit konventionellen, linear an den Gewerken entlang geführten Planungsansätzen nicht erfüllen. Durch die Integrale Planung mit der Arbeitsmethodik BIM konnten wir den kompletten Lebenszyklus der ,Viega World‘ präzise entlang des digitalen Zwillings abbilden und das Gebäude entsprechend detailliert optimieren.“

Das Bild zeigt die Teilnehmer der Diskussionsrunde zur Eröffnung der
Quelle: Eckhard Martin
Hochkarätig besetzt war die Diskussionsrunde zur Zukunft des Bauens im Rahmen der Eröffnung der „Viega World“ (v.li.): Prof. Dr.-Ing. habil. Christoph van Treeck, Ulrich Zeppenfeldt, Moderatorin Dr. Ines Marbach, Keynote-Speaker Christian Böllhoff, Marius Bucur und Prof. Dr.-Ing. Norbert Preuß.

Unter anderem dank intelligent genutzter Wärmeeinträge, Photovoltaik auf dem Dach bzw. an der Fassade und auf einer benachbarten Freifläche sowie einem Nahwärmeverbund mit einer Produktionshalle, erzeugt die im Rahmen des Forschungsprojektes „EnergieDigital“ von der Bundesregierung geförderte „Viega World“ in der Netto-Primärenergiebilanz mehr Energie, als sie im Betrieb benötigt. Ulrich Zeppenfeldt: „Über die Integrale Planung nach der Arbeitsmethodik BIM wurden hierfür beispielsweise schon im Vorfeld die unterschiedlichsten Wechselbeziehungen zwischen der Fassadengestaltung, also dem daraus zu erzielenden Wärmeeintrag, und thermischer Behaglichkeit im Raum, unter anderem der Kühlungsbedarf, berücksichtigt und effizienzoptimierend in die Detailplanung übernommen.“

Auf vergleichbare Weise entstand das sanitärtechnische Installationskonzept für das interaktive Weiterbildungszentrum. Denn in dem von bis zu 200 Menschen gleichzeitig besuchten Gebäude wechseln sich üblicherweise Phasen der Nicht-Nutzung mit plötzlich auftretenden, hohen Spitzenlasten während des Seminarbetriebs ab, ohne dass es zu hygienekritischer Stagnation kommen darf. Wie man die Trinkwassergüte mit modernster Viega-Systemtechnik und dem Trinkwasser-Managementsystem „AquaVip Solutions“ unterstützen kann, ist in dem neuen Seminarcenter künftig ebenfalls zu sehen – denn genau das ist ein weiteres Novum: Die „Viega World“ ist selber Schulungsinhalt!

Das Bild zeigt das Wasserlabor.
Quelle: Eckhard Martin
Im Wasserlabor können die Seminarteilnehmer bei Viega nachvollziehen, wie sich unter Praxisbedingungen Wasserwechsel beispielsweise in einer Hotelanlage oder einem Mehrfamilienhaus darstellen.

Dafür wurden entscheidende haustechnische Bereiche der „Viega World“, selbst Schächte, sichtoffen gestaltet. Die Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmer können zum Beispiel die thermische Trennung von warm- und kaltgehenden Rohrleitungen zum Schutz des Trinkwassers vor unzulässigen Temperaturübertragungen so direkt nachvollziehen oder bekommen beim Blick in den Heiztechnikraum einen plastischen Eindruck, wie solare Energieeinträge nahezu verlustfrei zur Warmwasserbereitung oder zum Heizen/Kühlen des Gebäudes genutzt werden. Highlight-Präsentationen, 3D-Simulationen, ein großer Laborbereich, in dem komplexe thermische und hydraulische Zusammenhänge in Trinkwasserinstallationen simuliert werden, und nicht zuletzt die bei Viega fast schon obligatorischen Werkbänke gehören außerdem zum künftigen Schulungskonzept der „Viega World“.

„Durch diese Mischung, die immer präzise auf die Inhalte der einzelnen Seminare abgestimmt ist, wird unsere Installationstechnik für jeden Schulungs-teilnehmenden im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar und praxisgerecht nachvollziehbar!“, so Dieter Hellekes, Leiter Viega Sales Service Deutschland und gesamtverantwortlich für den Seminarbetrieb: „Gleichzeitig bekommt das interaktive Weiterbildungszentrum für unsere Besuchende eine Emotionalität, weil die entscheidenden Prozesse rund um die Lebensadern eines Gebäudes derart transparent offenliegen.“

Das Bild zeigt einen sichtoffenen Schacht.
Quelle: Eckhard Martin
An sichtoffenen Schächten kann man in der „Viega World“ nachvoll­ziehen, wie beispielsweise Steigestränge fachgerecht installiert werden und – dank nebenhängendem Bildschirm – welche thermischen oder betriebstechnischen Bedingungen darin herrschen.

Schulungsangebot steht online

Welche Schulungen Viega generell anbietet und wann die nächsten Termine frei sind, steht als aktueller Überblick unter www.viega.de/Seminare. Weitere Informationen zum Viega Schulungsangebot gibt es außerdem in den Viega Seminar­centern Attendorn und Niederwinkling: Tel. 02722/613232; seminarcenter.at@viega.de sowie Großheringen: Tel. 036461/964116; seminarcenter.gh@viega.de

Das Bild zeigt Projektmanager Prof. Dr. Preuß mit einem Tablet.
Quelle: Eckhard Martin
So geht digital, gewissermaßen als „Abfallprodukt“ der Integralen Planung mit BIM: Projektmanager Prof. Dr. Preuß taucht via Laptop-Kamera, auf das Modell im Hintergrund gerichtet, in die digitalisierten TGA-Tiefen der „Viega World“ ein – bis ins Detail, bis zum letzten Rohrmeter oder jedem noch so kleinen Ventil ...

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