Schmerzverdrängung à la Verband

Mittwoch, 19.10.2016

Aus dem täglichen Leben kennt wohl jeder die „passive Schmerzverdrängung“. Die greift eigentlich immer dann, wenn man noch mehr Angst vor den Konsequenzen hat, beispielsweise einen Arztbesuch: Kälteempfindliche Zähne? Kein Problem, dann lutschen wir das Stracciatella- und Zitroneneis künftig eben nur noch berührungsfrei von der Löffelspitze durch die Lippen.

Oder Sie haben „Rücken“, sobald Sie sich um mehr als 45 Grad zur Seite wenden? Dann können Sie es wie Frau Lot machen und sich gar nicht mehr umdrehen – oder der ganze Körper beschreibt gemächlich die 45-90-135-180°-Wende. Je nach Figur wirkt das sogar noch bedächtig und überlegt… Toll ist das aber alles nicht. Wirklich interessant wird das Ganze aber, wenn es „im richtigen Leben“ passiert. Hier gemeint: im Geschäftsleben. Genauer: in der SHK-Branche.

Solange das Handwerk gut zu tun hat, gibt es verbandlicherseits eher wenig zu tun, an der Online-Vermarktungsfront. Das kann man so sehen…
Quelle: ZVSHK
Solange das Handwerk gut zu tun hat, gibt es verbandlicherseits eher wenig zu tun, an der Online-Vermarktungsfront. Das kann man so sehen…

Seit ein paar Monaten gibt es da bekanntlich einige ganz fixe Anbieter, die den „Vertriebsweg Internet“ nutzen und damit den traditionell dreistufigen strapazieren. Was die einschlägigen Verbandsvertreter natürlich nicht gut finden. Vor allem nicht, wenn etablierte Hersteller da mitmachen. Und nicht nur unbedarfte Start-ups, die erst zu einer Idee und dann irgendwie zu Geld gekommen sind. Das bereitet dann Schmerzen, spürbar. Und eröffnet originelle Wege, wie man sich denen stellen kann, erfuhr jüngst ein Kollege aus erster Hand. Der hatte nämlich die naheliegende Handwerker-Frage, warum nicht berufsständische Organisationen dem traditionsschädigenden Online-Treiben der „Handwerker-Vermittlungsportale“ etwas Vergleichbares entgegensetzen würden, eine interessante Antwort bekommen. Nämlich unter anderem den einleitenden Satz: „Wir haben im Moment nicht gerade Zeiten, wo es unseren Betrieben an Aufträgen mangelt. Zumindest nicht den organisierten SHK-Betrieben.“ Also irgendwie so der Tenor: Es tut zwar weh, dass da jemand an unseren Vertriebskanälen rumknabbert. Aber so lange wir noch gut zu tun haben, besteht kein Handlungsbedarf. Oder kein so wirklich konkreter. Außerdem gibt es immer welche, die ohnehin dagegen wären, und dann macht man eben nichts. Das tut dann auf jeden Fall auch nicht weh. Oder zumindest nicht ganz so, jetzt im Moment. Aber ist DAS die Zukunft unserer Branche? Die Zukunft gestalten will, energetisch-regenerativ beispielsweise? Und nicht nur so konstitutionell-regenerierend auf dem Status quo beharrt? Ich bezweifle das! Und was meinen Sie?

Von Eckhard Martin
Chefredaktion SanitärJournal
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