SHK-Systemtechnik

Schadensfälle auf historischem Tiefststand

Montag, 23.04.2018

Metallene Rohrleitungen, speziell aus Kupfer, sind in der Hausinstallation für Heizung und Trinkwasser gleichermaßen gesetzt. Robust, langzeitbeständig, nahezu universell einsetzbar und selbst nach Jahrzehnten im Betrieb noch problemlos zu erweitern sind einige der Gründe dafür.

Das Thema Trinkwasser auf die Hausinstallation zu beziehen, greift zu kurz. Künftig wird man deutlich stärker als bisher den -gesamten Prozess von der Gewinnung – wie hier aus einer Talsperre – bis zum Verbrauch deutlich stärker fokussieren müssen.
Quelle: Martin
Das Thema Trinkwasser auf die Hausinstallation zu beziehen, greift zu kurz. Künftig wird man deutlich stärker als bisher den -gesamten Prozess von der Gewinnung – wie hier aus einer Talsperre – bis zum Verbrauch deutlich stärker fokussieren müssen.

Wie belastbar der Werkstoff Kupfer in der Hausinstallation ist, bestätigt auch die Statistik: Die Zahl der Schäden an Rohrleitungen aus Kupfer ist in den Jahren 2016/2017 auf einem absoluten Tiefststand angekommen, haben das Deutsche Kupfer-Institut (DKI) und namhafte Hersteller wie KME und Wieland-Werke in einer (hersteller-neutralen) Erhebung dokumentiert (siehe Grafik).

Auf einem absoluten Tiefststand: Schadensfälle an Rohrleitungsinstallationen aus Kupfer (N= 100)
Quelle: Martin
Auf einem absoluten Tiefststand: Schadensfälle an Rohrleitungsinstallationen aus Kupfer (N= 100)

Wenn es dennoch in einigen klar umrissenen Versorgungsgebieten zu Problemen bei solchen Installationen kommt, hängt das in aller Regel nicht mit dem Rohrmaterial, sondern mit Veränderungen in den Wasserqualitäten zusammen. Sie können in Einzelfällen dann auch in jahrzehntelang betriebenen Trinkwasser-Anlagen zu „unerklärlichen“ Korrosionsvorfällen führen. Werkstoffspezialisten raten daher jedem Handwerker, bei Neuinstallationen oder umfassenderen Sanierungsmaßnahmen unabhängig von seiner Erfahrung zur Prüfung regelmäßig eine aktuelle Wasseranalyse des Versorgers anzufordern.

Ist sich ein Fachhandwerker ob der in der Analyse angegebenen Kenndaten unsicher, stehen ihm die Kupferrohr-Produzenten bei Bedarf zusätzlich beratend zur Seite. Bestätigt ihm der jeweilige Hersteller ausdrücklich die Eignung des Werkstoffs, wirkt sich das natürlich entsprechend auch auf Gewährleistungsfragen aus.

„Technische Maßnahmen“ erfolgreich

Zur Langzeitsicherheit von Kupferrohr-Installationen hat zweifellos das Hartlöt-Verbot für Trinkwasser-Installationen in 1996 beigetragen. Der Fachmann weiß: Hartlöten kann, nicht fachgerecht ausgeführt, die Struktur des Werkstoffs schädigen. Hinzu kam, dass sich in den 90er-Jahren zunehmend die „kalte“ Pressverbindungstechnik im Markt durchsetzte; Rohrverbindungen also gänzlich ohne Wärmeeinfluss, dafür aber schon bei der Anlagenbefüllung bzw. der Druckprüfung nachweislich dicht hergestellt werden konnten. Ein weiterer „Schub“ in Sachen Verarbeitungssicherheit lässt sich aus der Statistik mit Einführung der halbharten Kupferrohre ablesen.

In jedem Fall gilt dabei natürlich: Die positiven Folgen wirkten sich zwangsläufig immer erst nach einer gewissen Zeitspanne aus, da die neuen Verarbeitungsformen bzw. veränderten Materialien zunächst einmal im Markt ankommen und sich in nennenswerter Menge durchsetzen müssen.

Auf Wasserqualität achten!

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung relativieren sich einerseits die Schäden durch Lochkorrosion, wie sie in den vergangenen Jahren in einzelnen Versorgungsgebieten in Deutschland (Stichwort: Holsterhausen; Stichwort: Sylt) zu beobachten waren. Andererseits sorgen sie gerade aufgrund der ansonsten überaus selten gewordenen „konventionellen“ Schäden an Trinkwasser-Installationen umso mehr für Aufmerksamkeit: Es gibt augenscheinlich Einflussgrößen auf die Langzeitbeständigkeit von Trinkwasser-In-stallationen, die sich einer herkömmlichen Werkstoffbetrachtung zumindest ein Stück weit entziehen. Woher die kommen könnten, ist dabei schnell eingegrenzt. Denn während die Installation und der Betrieb von Trinkwasser-Anlagen entlang den Allgemein anerkannten Regeln der Technik (AaRdT) mittlerweile von klaren Definitionen und Festlegungen flankiert wird, orientiert sich die nächste große Haupteinflussquelle auf den Rohrwerkstoff – die Wasserqualität – konsequent an „Mittelwerten“, wenn es um chemische, physikalische und mikrobiologische Parameter geht. „Welche Bandbreite es hier an Schwankungen gibt, erfahren wir gar nicht“, so ein Werkstoff-Experte im Gespräch mit der Redaktion. Damit lasse sich anhand der Wasseranalysen aber auch nicht ablesen, inwieweit beispielsweise eine temporäre Überschreitung von Grenzwerten möglicherweise die Ursache für später auftretende Schäden ist. Hier bestünde auf jeden Fall massiver Nachbesserungsbedarf, der – sofern gewollt – beispielsweise in Form einer häufigeren Bekanntgabe von Analysewerten der gesamten Branche weiterhelfen würde…

Warum die Versorger an dieser Stelle noch nicht weiter sind, mag zum einen an der stark differierenden Struktur der Unternehmen oder Genossenschaften liegen. Kleinere Wasserversorger in ländlichen Regionen dürften mit der Datenerfassung, Datenauswertung und letztlich auch Datenbewertung schnell überfordert sein. Eine mindestens genauso große Rolle aber spielt zum anderen wohl die Sorge, dass (durchaus aufgeklärte) Verbraucher schon bei geringen Abweichungen von Grenzwerten nach Aufklärung verlangen oder sogar gesundheitliche Bedenken bezüglich des Trinkwasser-Genusses äußern könnten. Davor schützt die (gesetzlich im Übrigen abgesicherte) Mittelwert-Methode zweifelsohne. Ob sie allerdings ausreicht, dauerhaft das Vertrauen der Verbraucher in die monopolistische Versorgerleistung aufrecht zu erhalten, ist fraglich.

Nicht zuletzt durch die TrinkwV hat das Trinkwasser in Deutschland beste Qualität. Damit das so bleibt, muss aber auch das der Hausinstallation vorgelagerte Verteilnetz hygienisch einwandfrei betrieben werden.
Quelle: Wieland-Werke
Nicht zuletzt durch die TrinkwV hat das Trinkwasser in Deutschland beste Qualität. Damit das so bleibt, muss aber auch das der Hausinstallation vorgelagerte Verteilnetz hygienisch einwandfrei betrieben werden.

… und es geht weiter!

Fachleute fordern eine mindestens tägliche Bekanntgabe der Trinkwasser-Analysewerte durch die Versorger. Damit bliebe zwar immer noch unklar, in welcher Qualität dieses Wasser dann beim Verbraucher ankommt, aber der Problemkreis einer möglichen Rohrwerkstoff-Beeinflussung ließe sich zumindest weiter eingrenzen. Und zwar ganz konkret auf die „vorletzte und letzte Meile“, auf die Strecke zwischen der Einspeisung in das Verteilnetz und die Hausanschlussleitungen. Denn gerade im Verteilnetz droht weiteres, sogar neues Ungemach. Weiteres, weil in vielen Regionen zu viele zu groß dimensionierte Verteilnetze liegen. Vor allem, wenn man von Landflucht und rückgehenden Verbraucherzahlen in bestimmten Gegenden Deutschlands spricht. Oder weil es mehr und mehr entindustrialisierte Zonen gibt, wo großzügigst dimensionierte Versorgungsleitungen nicht mehr benötigt, aber nach wie vor am Netz sind. Holsterhausen war so ein Fall. Und neues Ungemach droht, wenn Versorgungsleitungen im Rahmen von Ersatzmaßnahmen beispielsweise aus Kunststoff weniger Dutzend Zentimeter unter der Teerdecke in Hauptverkehrsstraßen im Sommer von der Sonne „bebrütet“ werden. Das Trinkwasser liegt dann mit Temperaturen dicht vor der 20 °C-Marke am Hausanschluss an. Für Hygieniker fast schon ein Katastrophenszenario: „Dieses Wasser kann man bei einer solchen Eingangstemperatur im Haus, auf der Strecke zu den Zapfstellen kaum noch im hygieneunkritischen Bereich unter 22 bis 25 °C halten.“ Die Folge: drohende Beeinträchtigung durch Legionellen oder Pseudomonaden.

Aber das ist wiederum ein anderes Thema, dem sich die Versorger schon mittelfristig werden stellen müssen.

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