SHK-Systemtechnik

Hohe Anforderungen an Wassermanagement-Systeme

Freitag, 15.01.2021

Auch bestens geplante und errichtete Trinkwasser-Installationen bergen Risiken, die beispielsweise durch...

...außerplanmäßige Betriebsunterbrechungen, Nutzungsveränderungen oder Beschädigungen entstehen. Moderne Wassermanagement-Systeme unterstützen bei der Sicherung Ihrer Trinkwassergüte und schützen vor unliebsamen Überraschungen.

Installationen sind für den bestimmungsgemäßen Betrieb geplant und errichtet. Ändert sich diese Nutzung – beispielsweise durch Ferien, Umnutzung oder, wie aktuell, durch die Pandemie, während derer aufgrund von Abstandsregelungen Armaturen gesperrt werden, Nutzerzahlen schrumpfen oder sogar ganze Gebäude temporär außer Betrieb genommen werden –, so kann der geforderte regelmäßige Wasserwechsel nicht stattfinden und die Gefahr der unzulässigen Trinkwasser-Verkeimung steigt. Hier sorgen Wassermanagement-Systeme für Abhilfe.

Rohr-in-Rohr-Phänomen.
Quelle: Schell
Rohr-in-Rohr-Phänomen.

Sicherheit durch Stagnationsspülung

Wassermanagement-Systeme simulieren den bestimmungsgemäßen Betrieb und schützen somit die Gesundheit der Nutzer. Sie führen termingesteuerte Stagnationsspülungen an den gewünschten Wochentagen zur ausgewählten Zeit regelmäßig durch und stellen somit den unter anderem in der VDI 3810Blatt 2 / VDI 6023Blatt 3 Kapitel 6.1 geforderten Mindestwasserwechsel über alle Zapfstellen innerhalb von 72 Stunden sicher. Durch die zentral gesteuerte Stagnationsspülung werden auch die in der Planung zugrundeliegenden Gleichzeitigkeiten eingehalten, indem die entsprechenden Armaturen gleichzeitig geöffnet werden. Somit werden die erforderlichen Fließgeschwindigkeiten erzielt, die bewirken, dass sogar in großen Rohrabmessungen auch in den Randzonen des Rohres, der Wasseraustausch stattfinden kann – das sogenannte Rohr-in-Rohr-Phänomen wird sicher verhindert.

Diese effektive Form der Spülung wäre manuell sehr aufwendig, denn die ausführende Person muss zuerst alle Armaturen in mehreren Räumen dauerhaft öffnen, dann die Zeit überwachen und anschließend wieder in allen Räumen die Armaturen schließen. Danach ist die Spülung noch entsprechend zu dokumentieren. Diese Form der manuellen Spülung braucht sehr viel Zeit und generiert permanent hohe Personalkosten. Mit einem Wassermanagement-System werden modernes Facility-Management, effizient wirtschaftlicher Gebäude-Betrieb und Trinkwasserhygiene in Einklang gebracht.

Sicherheit durch Temperaturüber­wachung

Wassermanagement-Systeme schützen das Trinkwasser auch vor Temperaturen, die die Hygiene beeinflussen. Dies geschieht, wenn zum Beispiel an heißen Tagen die Temperaturen des kalten Trinkwassers in den Leitungen über die kritische 25 °C-Marke ansteigen. Die in das System inte­grierbaren Temperatursensoren können eine speziell für solche Fälle angelegte Stagnationsspülung bei Überschreitung des eingegebenen Sollwertes auslösen und so für frisches, kühles Wasser sorgen. Die gleiche Methode ist natürlich auch für PWH anwendbar, um regelmäßig, zum Beispiel alle 72 Stunden, ausreichend warmes Wasser in den Stichleitungen zur Verfügung zu stellen.

Betreibersicherheit durch Dokumentation

Selbstverständlich dokumentieren Wassermanagement-Systeme die gemessenen Temperaturverläufe sowie Wasserwechsel und unterstützen so bei der Führung des Betriebsbuches (VDI 3810 Blatt 2 / VDI 6023 Blatt 3 Kapitel 5.1.2 Seite 14). Über die Wasserwechsel und die Temperaturen des Trinkwassers sind Rückschlüsse auf die einwandfreie Beschaffenheit des Trinkwassers möglich, denn die Faktoren Temperatur und Zeit (Stagnation) sind neben dem Nährstoffgehalt diejenigen, die das Wasser negativ beeinflussen.

Dank integrierbarer Leckageschutz-Armaturen sind Gebäude während der Abwesenheit von Personen vor großen Wasserschäden sicher.
Quelle: Schell
Dank integrierbarer Leckageschutz-Armaturen sind Gebäude während der Abwesenheit von Personen vor großen Wasserschäden sicher.

Sicherheit bei der thermischen Desinfektion

Sollte einmal eine thermische Desinfektion aufgrund einer Störung (wie z. B. längerer Ausfall des Trinkwassererwärmers) erforderlich sein, unterstützen Wassermanagement-Systeme auch hierbei. Unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Menge an heißem Wasser kann die thermische Desinfektion in mehreren nacheinander folgenden Teilschritten automatisch durchgeführt werden. Das bedeutet, dass ein Teil der Trinkwasser-In­stallation thermisch desinfiziert wird, das Wasser im Warmwasserbereiter wieder entsprechend erhitzt und dann der nächste Teilbereich thermisch desinfiziert wird. Die Wassertemperaturen werden engmaschig über die an den Entnahmestellen integrierten Temperaturfühler dokumentiert und überwacht. Für die Sicherheit während der thermischen Desinfektion ist der Betreiber verantwortlich. Hier können zur Unterstützung Schlüsselschalter, Präsenzmelder, Warnlampen etc. integriert werden.

Auch der Stopp einer thermischen Desinfektion ist, wenn sich etwa jemand irrtümlich im Raum befindet, über die in elektronischen Armaturen von Schell integrierte Sicherheitsfunktion möglich. Kurzum: Moderne Wassermanagement-Systeme sorgen mit ihren zeit- und temperaturgesteuerten Stagnationsspülungen sowie der thermischen Desinfektion für größtmögliche Sicherheit bei der Trinkwasserhygiene und tragen so aktiv zum Schutz der Gesundheit bei. Doch sie können noch mehr:

Sicherheit durch Leckageschutz

Wassermanagement-Systeme schützen ihr Gebäude auch durch integrierbare Leckageschutz-Armaturen: Über Kalenderfunktionen werden die betriebsfreien Zeiten ins System eingegeben. Zu diesen Zeiten schließen die Leckageschutz-Armaturen und öffnen nur (automatisch) für anstehende programmierte Stagnationsspülungen. Somit ist das Gebäude während der Abwesenheit von Personen vor großen Wasserschäden sicher. Denn bekanntermaßen entstehen große Wasserschäden immer dann, wenn niemand vor Ort ist, der den „Rohrbruch“ bemerkt. Dann fließen über lange Zeit große Mengen Wasser ins Gebäude und zerstören Einrichtung und Inventar.

Selbstverständlich sind die Kalenderfunktionen der Leckageschutz-Armaturen getrennt voneinander programmierbar, sodass in Gebäuden mit mehreren Etagen/Wassersträngen oder Gewerbeflächen für jeden einzelnen Bereich das Wasser zu den jeweils gewünschten Zeiten zur Verfügung steht. Um außerplanmäßig Wasser zu erhalten, ist ein manuelles Öffnen oder die Integration von Schaltern zum Öffnen der Ventile möglich, zum Beispiel je Nutzungsabschnitt. All das stellt den reibungslosen Betrieb des Gebäudes sicher und schützt alle Bereiche vor großen Wasserschäden.

Wassermanagement-Systeme lassen sich via Cloud betreuen und auswerten.
Quelle: Schell
Wassermanagement-Systeme lassen sich via Cloud betreuen und auswerten.

Zukunftssicher für Investoren

Mit einem Wassermanagement-System werden Gebäude zukunftssicher: Durch Anpassungen der Systemeinstellungen kann auch ohne Änderung der Installation auf Nutzungsänderungen oder Leerstände reagiert werden. Das schützt vor Verkeimung und somit vor Wertverlust Ihres Gebäudes. Auch künftige Normenänderungen bezüglich Stagnationszeiten, Solltemperaturen o. ä. sind mit wenigen Klicks umgesetzt. Zudem werden Wassermanagement-Systeme permanent weiterentwickelt und den Bedürfnissen angepasst. Sie bieten beispielsweise heute Erweiterungen, die vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären.

Ein Beispiel hierfür ist die Betreuung und Auswertung des Wassermanagement-Systems via Cloud. Sie bietet intelligente Auswertungsmöglichkeiten, die den Betreiber auf einen Blick über den Zustand des Systems informieren und das ortsunabhängig (z. B. Homeoffice) auf allen internetfähigen Geräten. Besser noch: Die Daten mehrerer Systeme sind auf einem Dashboard zusammengefasst, grafisch dargestellt und informieren so den Verantwortlichen über die wichtigsten Parameter der Wassermanagement-Systeme in den Gebäuden.

Fazit: Sicherheit auf ganzer Linie

Der Einsatz eines Wassermanagement-Systems spart enorm viel Zeit und somit Geld und gibt dem Betreiber Sicherheit. Es unterstützt beim Erhalt der Trinkwassergüte und schützt auf diese Weise die Gesundheit der Nutzer. Die innovativsten Entwicklungen lassen darüber hinaus die Vernetzbarkeit per Funk und/oder Kabel zu und ermöglichen somit die Flexibilität, in Bestands- oder Neubauten integriert zu werden – und das ohne großen baulichen Aufwand, also ohne die Entstehung hoher Kosten. Moderne Systeme lassen sich vollkommen autark nutzen oder über diverse Gateways in jedes gängige Gebäudeleitsystem integrieren. Wer sich für den Einsatz eines modernen Wassermanagement-Systems entscheidet, profitiert von maximaler Sicherheit!

Von Guido Wurm
Produktmanager und Spezialist für Wassermanagement Schell GmbH & Co. KG Armaturen
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