Trinkwasserhygiene

Neue Wege zur Zertifizierung von Bauprodukten für Trinkwasser

Montag, 12.12.2016

Die DVGW-Zertifizierung eines Installationssystems für Trinkwasser basiert üblicherweise auf Baumuster-Prüfungen z.B. nach DVGW-Arbeitsblatt W 534, die durch ein akkreditiertes Prüfinstitut durchgeführt werden. Was macht aber ein Hersteller einer Produktinnovation, für die es – auch mit Blick auf Europa – noch keine passende Prüfnorm gibt? Und worauf sollten dann Fachplaner bzgl. neuer Produkteigenschaften und deren Leistungsbeschreibungen achten?

Zertifizierung von Bauprodukten für Trinkwasser

Rohrleitungssysteme für Trinkwasser-Installationen sind konstruktiv so auszulegen, dass sie den Anforderungen nach DIN EN 806-2 über eine Betriebsdauer von 50 Jahren bei einem Druck von min. 1 MPa standhalten (siehe Bild 1).

Basis für die mechanischen Zertifizierungsprüfungen sind die
Betriebsbedingungen von Trinkwasser-Installationen (vgl. DIN EN 806-2).
Quelle: Viega
Bild 1: Basis für die mechanischen Zertifizierungsprüfungen sind die Betriebsbedingungen von Trinkwasser-Installationen (vgl. DIN EN 806-2).

Dabei kommen - neben den zu erwartenden mechanischen Kräften (z. B. infolge Druck, Zug, Wärmedehnung, Torsion) - insbesondere den Werkstoffen eine hohe Bedeutung zu. Denn die Systemkomponenten sollen im späteren Betrieb einerseits keine Korrosionsschäden erleiden und dürfen andererseits die Trinkwasserqualität gemäß Trinkwasserverordnung durch Werkstoffmigration nicht beeinträchtigen.

Eine repräsentative Marktumfrage bei Installateuren und Fachplanern durch den VDMA unterstreicht die nach wie vor hohe Bedeutung, die
dem DVGW-Zeichen als Qualitätslabel zugemessen wird.
Quelle: Viega
Bild 2: Eine repräsentative Marktumfrage bei Installateuren und Fachplanern durch den VDMA unterstreicht die nach wie vor hohe Bedeutung, die dem DVGW-Zeichen als Qualitätslabel zugemessen wird.

Aufgrund dieser Vielfalt an Qualitätskriterien von Rohrleitungssystemen, die oft Jahrzehnte lang unzugänglich unter Putz / Estrich betrieben werden, vertrauen hier Fachplaner wie Installateure auf etablierte Zertifizierungsverfahren wie die der DVGW Cert GmbH. Dies ist auch das jüngste Ergebnis einer repräsentativen Marktumfrage, die vom VDMA[1] beauftragt wurde. Insbesondere bei Produkten „hinter der Wand“ war eine DVGW-Zertifizierung für fast 100 % aller Befragten wichtig bis sehr wichtig (Bild 2). Im Gegensatz zur CE-Deklaration bestätigt das DVGW-Label nämlich von herstellerneutraler Seite die Übereinstimmung des Produktes mit benannten einschlägigen Regelwerken und damit bei Verwendung entsprechender Bauteile die Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik. Vergleichbare nationale Zertifizierungssysteme gibt es auch in vielen Nachbarländern, wie beispielsweise die der KIWA in den Niederlanden.

Nationale Zertifizierungen sind für die Hersteller allerdings aufwändig, weil ein Produkt in jedem EU-Land separat zertifiziert werden muss. Für innovative Produkte fehlen allerdings i. d. R. anerkannte Prüfverfahren. Deren Entwicklung kostet Zeit, so dass sich die wirtschaftlich gesehen wichtige Markteinführung dadurch beachtlich verzögern kann. Ein Beispiel ist die Produktinnovation „Raxinox“ von Viega.

Kombiniert zertifiziert: das innovative „Raxinox“-Edelstahlverbundrohr
von der Rolle.
Quelle: Viega
Kombiniert zertifiziert: das innovative „Raxinox“-Edelstahlverbundrohr von der Rolle.

Produktinnovation „Raxinox“

„Raxinox“ ist ein Metallverbundrohr-System, bestehend aus einem dünnwandigen aber dennoch drucktragenden Edelstahlrohr, umgeben mit einem Außenmantel aus PE-RT. Es ist derzeit in den Abmessungen 16 x 2,2 und 20 x 2,8 mm, mit oder ohne Schutzrohr oder vorgedämmt nach EnEV und DIN 1988-200, erhältlich. Dieses erste praxistaugliche „Edelstahl-Installationsrohr von der Rolle“ wird sekundenschnell – vorwiegend als Stockwerksverteilung in Vorwand- / Trockenbauinstallationen - mit einem Sortiment aus Form- und Verbindungsteilen (aus Edelstahl mit Stützkörpern aus PPSU[2]) raxial verpresst. Neben strömungsoptimierten Bögen und T-Stücken erlauben Doppelwandscheiben auch die Installation von Ring- und Reihenleitungen, die den Wasseraustausch und so den Erhalt der Trinkwassergüte begünstigen.

Als System geprüft: das „Raxinox“-System aus Edelstahlverbundrohr
und Formteilen aus Edelstahl mit raxialen Pressverbindungen.
Quelle: Viega
Als System geprüft: das „Raxinox“-Rohrleitungssystem aus Edelstahlverbundrohr und Formteilen aus Edelstahl mit raxialen Pressverbindungen.

Für den Hersteller wäre es natürlich zeit- und kostensparend, ein solches System direkt europaweit zertifizieren zu lassen. Dann wäre die Planungs- und Verarbeitungssicherheit und damit die Normenkonformität durch ein einheitliches Prüfprogramm mit entsprechender Dokumentation über alle Ländergrenzen innerhalb der EU hinweg auf einen Schlag gegeben.

Blick nach Europa

Die Harmonisierung der Regelwerke für Bauprodukte im Kontakt mit Trinkwasser lässt aber nach wie vor auf sich warten. Unter dem Stichwort „One test, one standard, accepted everywhere in Europe” bemühen sich Normungsexperten bereits seit geraumer Zeit, die Prüf- und Zertifizierungsregeln in Europa zu vereinheitlichen – bislang leider nur mit geringem Erfolg.

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