Wann Reihen-, wann Ringleitungssystem?
Sobald Trinkwasseranlagen etwas komplexer werden, scheiden Stichleitungen, also die direkte Anbindung von Zapfstellen oder ähnliches über Einzelanschlussleitungen als Installationsvariante aus. Ob dann aber eher Reihen- oder doch besser Ringleitungssysteme als Alternative installiert werden – diese Frage ist nicht immer eindeutig zu beantworten. Hier hilft nur die differenzierte Betrachtung jedes Einzelfalls weiter, da ja auch Mischlösungen oder Installationen, zum Beispiel mit ergänzender „Zwangsspülung“, denkbar sind, um den bestimmungsgemäßen Betrieb abzusichern:
Beispiel 1:
Die kleine Nutzereinheit, zum Beispiel in einem Einfamilienhaus mit Dusche und Badewanne, Waschtisch und WC (Abbildung 2).
Was früher noch die typische Stichleitungs-Installation war, wird heute aus hygienischen Gründen wie selbstverständlich mit druckverlust-optimierten Wandscheiben als durchgeschleiftes System ausgeführt. Über diese Installationsvariante sind die Zapfstellen durchweg komfortabel versorgt; die Platzierung des Hauptverbrauchers „WC“ sichert außerdem selbst in der Kaltwasser führenden Leitung den regelmäßigen Wasseraustausch ab.
In der Warmwasserversorgung gilt gleiches durch das ähnlich intensiv genutzte Handwaschbecken. Eine Zirkulationsleitung wäre hier eventuell aus Komfortgründen denkbar, aufgrund der kurzen Rohrleitungswege aber wirtschaftlich nicht wirklich vertretbar.
Beispiel 2:
Die kleine Nutzereinheit mit periodischem Leerstand, zum Beispiel ein Hotelzimmer mit Dusche, Waschtisch und WC (Abbildung 4).
Auf den ersten Blick unterscheidet sich diese Installation kaum beispielsweise von einem privaten Kleinbad – müsste nicht schon in der Planungsphase unter trinkwasser-hygienischen Aspekten der zu erwartende periodische Leerstand berücksichtigt werden. Das kann schon der Fall sein, wenn für ein paar Tage ein Hotelzimmer nicht belegt ist. Da dies den „nicht bestimmungsgemäßen Betrieb“ bedeutet, muss vorbeugend Stagnation verhindert werden. Im Warmwasser-Rohrleitungsnetz kann dies durch elektronisch selbsttätig auslösende Armaturen geschehen.
Für die Kaltwasserinstallation hingegen genügt eine durchgeschleifte Reihenleitung, da der sonst meist frequentierte Verbraucher „WC“ mit der Betätigungsplatte „Visign for care“ mit „Viega Hygiene+“-Funktion für die automatische Auslösung ausgestattet wurde.
Die dahinter steckende Elektronik erkennt eine fehlende „bestimmungsgemäße“ Nutzung und löst die WC-Spülung selbsttätig aus. Dies geschieht aber nicht nur bedarfs-, sondern auch volumengerecht: Es wird nur so viel Wasser ausgetauscht, wie zur Vermeidung von Stagnation im betroffenen Rohrleitungsabschnitt – hier: der Stockwerksleitung – notwendig ist.
Beispiel 3:
Die größere Reihen-Duschanlage, zum Beispiel in einem Sportstudio (Abbildung 5).
Mit einem Ringleitungssystem für Kalt- und Warmwasser ist hier der regelmäßige Wasseraustausch unabhängig von der Frage, welche Zapfstelle geöffnet wurde, sichergestellt. Im Warmwasserbereich stellt die Ringleitung außerdem einen Komfortgewinn dar, da mit Auslösen der Dusche sofort Warmwasser zur Verfügung steht. Bei der Anbindung der Entnahmearmaturen sind Abkühlstrecken vorzusehen, um ein unzulässiges Erhitzen dieser Armaturen auszuschließen.
In aller Regel ist davon auszugehen, dass solche Anlagen durchgängig genutzt werden, also der vom Planer bei der Auslegung angenommene „bestimmungsgemäße Gebrauch“ gegeben ist. Sind allerdings längere Nutzungsunterbrechungen zu erwarten, sollten unabhängig vom Ringleitungssystem automatische Sanitärarmaturen (beispielsweise bei den Duschköpfen) vorgesehen werden.
Beispiel 4: