Die damit verbundene Abkehr von Heiztechniken mit fossilen Brennstoffen ist gleichbedeutend mit sinkenden Vorlauftemperaturen. Das trifft nicht nur zu, wenn Wärmepumpen zum Einsatz kommen – die in der Regel die höchste Effizienz bei einer Vorlauftemperatur von etwa 35 °C erreichen. Auch in Fernwärmenetzen besteht das Ziel, Vorlauftemperaturen zu senken, um Effizienz und Reichweite zu steigern. Hinzu kommt die vermehrte Installation von „kalten“ Nahwärmenetzen. Das hat gravierende Folgen für die Trinkwassererwärmung. Denn eine Temperaturhaltung für Trinkwasser warm von mindestens 55 °C ist für den Gesundheitsschutz ebenso unab-dingbar wie die Temperaturhaltung von Trinkwasser kalt: Temperaturen zwischen 25 °C und 55 °C bieten im Trinkwasser vorkommenden Bakterien wie Legionellen ein ideales Milieu für die Vermehrung.
Eine klimaresiliente Trinkwasserinstallation zu planen bedeutet daher, die Trinkwassererwärmung auf die Nutzung von Heizungen mit Erneuerbaren Energien abzustimmen. Ein Weg ist, künftig kein Trinkwasser warm mit einer Temperatur von 60 °C mehr zu bevorraten, sondern primär Energie zu speichern: In einem bedarfsgerecht dimensionierten Pufferspeicher werden die Wärmegewinne aus unterschiedlichen regenerativen Quellen wie Wärmepumpen und Solarthermieanlagen oder aus Fernwärme geschichtet. Daran angeschlossen ist ein Durchfluss-Trinkwassererwärmer. Bei diesem Prinzip beschränkt sich das erwärmte Trinkwasser auf die tatsächlich gezapfte Menge sowie das Volumen in der Zirkulation, um die erforderliche Temperaturspreizung von 60/55 °C sicherzustellen.
Andere vermeintliche Energiesparmaßnahmen der Trinkwassererwärmung, die insbesondere unter Verbrauchern, aber auch in der Fachwelt diskutiert werden, sind allerdings nicht zielführend oder bergen sogar Risiken für den Erhalt der Trinkwassergüte. Dazu zählt, das Trinkwasser beispielsweise dezentral über Durchlauferhitzer zu erwärmen. Weil die Nutzer den Durchlauferhitzer erfahrungsgemäß lediglich auf die benötigte Zapftempe-ratur einstellen – die Duschtemperatur beträgt ca. 35 °C – herrscht in der Rohrleitungsstrecke hinter dem Durchlauferhitzer eine Dauertemperatur von < 55 °C. Entsprechend warnte das Umweltbundesamt schon vor einiger Zeit, dass es hier zu einer Legionellenvermehrung kommen kann. [3] Gestützt wird dies durch die aktuelle Veröffentlichung der Ergebnisse der „Legionellen im Trinkwasser (LeTriWa)“-Studie des Umweltbundesamtes (UBA), die von 2016 bis 2020 durchgeführt wurde. Dort wurde unter anderem nachgewiesen, dass auch in nicht-untersuchungspflichtigen Trinkwasserinstallationen Legionellen vorkommen und Ursache für den Erwerb der Legionärskrankheit sein können. Gemeint sind in diesem Zusammenhang Kleinanlagen und dezentrale Trinkwassererwärmer. [4] Vermutet wurde diese Gefährdung schon 2016 bei Messungen einer realen Trinkwasserinstallation mit Durchlauferhitzern in Kiel (Hippelein, UKSH Kiel).
Aus dem gleichen Grund müssen auch sogenannte Legionellenschaltungen oder Legionellenschleusen ein Tabu sein. Dabei wird die Temperatur eines Trinkwasserspeichers auf 50 °C oder weniger abgesenkt und in regelmä-ßigen Abständen auf über 60 °C aufgeheizt, um Legionellen abzutöten. Diese Annahme ist allerdings ein Trugschluss: Legionellen sterben erst ab, wenn die Wassertemperatur über einen definierten Zeitraum über 70 °C beträgt. Dieser Wert kann in der Praxis sogar noch höher liegen, wenn durch eine regelmäßige Legionellenschaltung die Bakterien einem ständigen Temperaturstress ausgesetzt werden. Dann entwickeln sie eine Resis-tenz gegen hohe Temperaturen.
Fazit
Welche künftigen Herausforderungen in puncto Gesundheitsschutz, Ressourcenschutz und Klimaschutz auf Trinkwasserinstallationen zukommen, ist heute schon erkennbar – und in Teilen bereits spürbar. Der Ansatz einer klimaresilienten Planung trägt dem Rechnung und sichert den langfristigen Betrieb bei einwandfreier Trinkwassergüte ab.