Bei einer klimaresilienten Planung der Trinkwasserinstallation reicht es also nicht aus, lediglich den Status quo der Kaltwassertemperatur am Hausanschluss vom Versorger zu erfragen und daraus das mögliche ∆T für die Kaltwassererwärmung im Gebäude abzuleiten. Vielmehr ist jede Möglichkeit auszuschöpfen, um die Wärmelast für Kaltwasser im Gebäude zu reduzieren. Nur so bliebt Spielraum, wenn die Hausanschlusstemperaturen weiter steigen. Auf dem Weg, den das Trinkwasser bis zur Entnahmestelle nimmt, tragen dazu verschiedene Maßnahmen bei:
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Der Hausanschlussraum für Trinkwasser sollte keinen Wärmeeintrag durch Aggregate wie Heizungen oder Druckerhöhungsanlagen aufweisen. Auch auf Fenster ist am besten zu verzichten, damit sich die Lufttemperatur nicht durch den Einfall von Sonnenlicht erhöht.
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Kaltwasserleitungen sind am besten genauso zu dämmen wie jene für Trinkwasser warm (PWH). Das verzögert den Wärmeübergang, wenn kein Wasser gezapft wird und es in den Rohren verweilt.
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Außerdem sollten warmgehende Rohrleitungen für Heizung und PWH nicht in demselben Steigeschacht installiert werden wie PWC. Die Aufteilung von kalten und warmen Medien in zwei getrennten Schächten ist einer der wichtigsten Beiträge, die Kaltwassererwärmung zu reduzieren. Ist das baulich nicht möglich – wie zum Beispiel durch Zwänge bei der Sanierung oder Umnutzung von Gebäuden – kann eine Inliner-Installation für die Zirkulation von Trinkwasser warm (PWH-C) vorgesehen werden. Bei diesem Rohrleitungssystem (beispielsweise „Smartloop“ für Rohrleitungen aus Kupfer und Edelstahl, Hersteller: Viega) wird der Rücklauf in die Steigleitung eingezogen. Das verringert die wärmeabstrahlende Oberfläche um etwa die Hälfte, damit entsprechende Wärmeverluste und Wärmeabstrahlungen in den Installationsschacht.
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Auch in abgehängten Decken sind kalte und warme Rohrleitungen mit möglichst großem Abstand zu installieren. Zu berücksichtigen ist ebenfalls, dass Deckenlampen hohe Wärme in den Zwischenraum abgeben. Ist dies der Fall, sollte für die Kaltwasserleitung eine andere Trasse gewählt werden.
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Zum Wärmestau kann es auch in Vorwänden der Sanitärräume kommen. Besonders, wenn sie vollständig gedämmt sind. Um die Kaltwassererwärmung zu begrenzen, müssen PWC-Rohrleitungen grundsätzlich in Bodennähe und PWH-Rohrleitungen mit weitem Abstand darüber verlegt werden. Beträgt das Rohrleitungsvolumen der Stockwerkverteilung weniger als drei Liter, ist es empfehlenswert, die Zirkulation von Trinkwasser warm (PWH-C) nicht bis zu den Entnahmestellen zu führen. Wird ein besonderer Komfort in puncto kurze Ausstoßzeit für PWH vereinbart, lohnt es sich, vor der Entscheidung die Ausstoßzeiten genau zu berechnen. Denn durch ein strömungsoptimiertes Rohrleitungssystem mit niedrigen Zeta-Werten (beispielsweise „Raxofix“ von Viega), kann mitunter die Dimensionierung auf der Etage kleiner ausgelegt werden. Das wiederum begünstigt auch die Ausstoßzeit für Trinkwasser warm.
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Das Verlegen von Kaltwasserleitungen direkt unter einer Fußbodenheizung führt zur unzulässigen Erwärmung des Kaltwassers. Hier sind die normativen Vorgaben der DIN CEN/TR 16355:2012-9 „Empfehlungen zur Verhin-derung des Legionellenwachstums in Trinkwasser-Installationen“ zu beachten.
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Ist eine Warmwasserzirkulation bis zur Entnahmestelle unvermeidlich, sollte der Anschluss von oben mit einer kurzen Stichleitung als Auskühlstrecke erfolgen. So wird verhindert, dass über den Armaturenkörper die Kaltwasserseite unzulässig erwärmt wird.
Werden schon bei der Planung konsequent Wärmelasten für Kaltwasser reduziert, trägt das nicht nur zum Erhalt der Trinkwassergüte bei. Die weiteren Leitsätze einer klimaresilienten Trinkwasserinstallation werden davon ebenfalls berührt: der sparsame Umgang mit der Ressource und die Energieeffizienz.