Trinkwasserhygiene

Hochwasser gefährdet Trinkwasserhygiene!

Trinkwasseranlagen schon bauseits schützen

Montag, 19.07.2021

Die Niederschlagsmenge bei Starkregen wird prozentual stärker zunehmen als die mittlere Niederschlagsmenge. So lautet die Klimaprojektion führender Experten für Deutschland [1].

Die aktuellen Unwetter in weiten Teilen Deutschlands scheinen wie eine Bestätigung dafür zu sein. Stehen Häuser und ganze Landstriche unter Wasser, geht es aber nicht nur um die erkennbaren Sachschäden. Auch die Hygiene ist in jedem Fall massiv bedroht, da Keime auf unterschiedlichen Wegen in die Trinkwasser-Installation eingetragen werden können.

Fachhandwerker, Betreiber und Hausbesitzer können aber ihre Trinkwasser-Installationen vorsorglich schützen – und sollten die geeigneten Maßnahmen nach einem Hochwasserereignis kennen, um spätere gesundheitliche Risiken zu verhindern.

Hochwasser stellt eine ernsthafte Gefährdung der Trinkwasserhygiene in Hausinstallationen dar. Neben Überschwemmungen vor Ort könnte dabei aufgrund 
überlasteter oder gar überfluteter Systeme auch kontaminiertes Wasser bereits vom Versorger kommen.
Quelle: Viega
Hochwasser stellt eine ernsthafte Gefährdung der Trinkwasserhygiene in Hausinstallationen dar. Neben Überschwemmungen vor Ort könnte dabei aufgrund überlasteter oder gar überfluteter Systeme auch kontaminiertes Wasser bereits vom Versorger kommen.

Deutlich mehr Starkregen-Ereignisse

Die unterschiedlichsten methodischen Auswertungen von Niederschlagswerten aus Wetterdaten, die seit Jahrzehnten in Deutschland aufgezeichnet werden, vermitteln ein einheitliches Bild: Generell ist eine Zunahme von Starkniederschlägen zu verzeichnen, insbesondere in den Wintermonaten [1]. Klimaprognosen weisen hierbei eine steigende Tendenz auf [2]. Regionale Unterschiede sind zwar erkennbar, doch selbst in Jahren mit trockenem Sommer oder dort, wo sich Trends zu mehr Trockenheit im Sommer abzeichnen, können gravierende Starkniederschläge auftreten. Mit anderen Worten: Die aktuellen Überschwemmungen machen deutlich, dass Gebäude mehr denn je gegen eindringendes Wasser zu schützen sind und ein Maßnahmenplan bestehen sollte, wenn durch Hochwasser die Trinkwasserhygiene bedroht ist.

Quelle: Viega
Zur Behebung der Hochwasserschäden an Trinkwasser-Installationen sind alle Dämmungen zu entfernen und anschließend sämtliche Bauteile mit sauberem Trinkwasser sorgfältig abzuwaschen.

Die versteckten Gefahren

Das Ausmaß der Hochwasserschäden an einer Trinkwasser-Installation ist selten offensichtlich, dafür aber oft gravierend. Sie lassen sich in zwei Kategorien unterscheiden:

  • akute oder potenzielle Kontamination des Trinkwassers mit Keimen und

  • Korrosionsschäden an Rohren und Bauteilen, beispielsweise durch Schmutzwasserreste in Isolationen [3].

Die Trinkwasserhygiene ist generell gefährdet, wenn mit Krankheitserregern belastetes Wasser in die Hausverteilung der Trinkwasser-Installation gelangt. Das kann bei einer Überschwemmung der Fall sein, wenn beispielsweise ein Keller unter Wasser steht und Schmutzwasser über Armaturenkörper eindringt. Bei außerordentlichen Hochwasserereignissen kann es ebenso vorkommen, dass bereits das vom Versorger gelieferte Trinkwasser durch verunreinigtes Oberflächenwasser kontaminiert ist. Im Bau befindliche Installationen können verkeimen, wenn das im Gebäude hochstehende Wasser in geöffnete Bauteile eindringt.

Unabhängig davon, auf welchem Weg Keime in eine Trinkwasser-Installation gelangen: Sie stellen eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Trinkwasserhygiene dar!

Mit dem eindringenden Wasser werden neben Krankheitserregern auch Schmutzpartikel eingetragen. Sie setzen sich ebenfalls in den Bauteilen ab und führen in der Folge zu Innenkorrosion. Ein weiterer Risikofaktor: Lochkorrosion von außen, wenn durchfeuchtete Dämmungen nicht entfernt wurden.

Kommen unverpackte Bauteile im Lager des Fachhandwerkers oder auf der Baustelle mit Hochwasser in Kontakt, sollten sie nicht mehr ohne sorgfältige Spülung und ggfs. Beprobung verwendet werden. Verpackte Bauteile sind vor der Installation auf unversehrte Sauberkeit zu prüfen.
Quelle: Viega
Kommen unverpackte Bauteile im Lager des Fachhandwerkers oder auf der Baustelle mit Hochwasser in Kontakt, sollten sie nicht mehr ohne sorgfältige Spülung und ggfs. Beprobung verwendet werden. Verpackte Bauteile sind vor der Installation auf unversehrte Sauberkeit zu prüfen.

Maßnahmen bei gefluteter Trinkwasser-Installation

Um die äußeren Schäden an der Trinkwasser-Installation zu verhindern, die mitunter erst viel später auffallen, sind durchfeuchtete Dämmungen nicht nur zu entfernen und fachgerecht zu entsorgen, sondern auch die Rohre gründlich abzuwaschen – und zwar mit einwandfreiem Trinkwasser. Erst, wenn aller Schmutz entfernt ist und die Bauteile trocken sind, sollte erneut gedämmt werden.

Doch nicht nur installierte Bauteile können Schaden nehmen. Auch beim Fachhandwerker oder auf der Baustelle gelagerte Bauteile werden häufig vom Hochwasser erfasst. Unverpackte technische Komponenten sollten dann nicht mehr ohne sorgfältige Reinigung und ggf. Beprobung installiert werden. Und selbst verpackte Bauteile müssen sorgfältig geprüft werden, da nicht jede Verpackung wasserdicht ist. Rohre können je nach Art und Grad der Verschmutzung gegebenenfalls gereinigt werden. Bei gespülten Rohren ist es entscheidend, diese anschließend mit Gefälle zu lagern, damit sie auch innen vollständig und schnell abtrocken.

Von Christian Schauer
Leiter des Kompetenzzentrums Trinkwasser bei Viega
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