Ein Meter Mindestabstand!

Wärme in Trinkwasser-Installationen

Montag, 20.11.2017

Wärmeübertrag in Trinkwasserleitungen kann zu hygienisch kritischen Situationen führen, gerade in großen Liegenschaften. Wissenschaftler der FH Münster nahmen das Phänomen jetzt unter die Lupe, genauer: unter die Thermografie-Kamera.

Aktuell war gerade ein Legionellose-Ausbruch im Evangelischen Krankenhaus Mühlheim zu beklagen. Das SanitärJournal berichtete hier: Link

Als Infektionsquelle unter Verdacht stehen die nicht mehr dem Stand der Technik entsprechenden, zusammen (= nebeneinander) installierten Warm- und Kaltwasserleitungen in dem betroffenen Haus B. Das so aufeinander treffende Wasserleitungen gerade in Gebäuden wie Krankenhäusern oder Hotels hygienisch heikle Probleme verursachen können, ist nicht neu. Die 55 bis 60 Grad heißen Warmwasserleitungen erwärmen das kalte Wasser zwangsläufig bis in kritische Bereiche – zur Freude der Legionellen

Wie man dieses Problem in den Griff bekommt, untersuchte die FH Münster für das Gebäudetechnikunternehmen Gebr. Kemper aus Olpe.

Die Testwand inklusive Vorwand und Schacht im Labor für Haus- und Energietechnik der FH Münster.
Quelle: FH Münster
Die Testwand inklusive Vorwand und Schacht im Labor für Haus- und Energietechnik der FH Münster.

Das Experiment

Prof. Dr. Carsten Bäcker und Projektingenieur Stefan Brodale übten sich dabei zunächst einmal als Sanitär-Installateure: Sie errichteten selbst eine Vorwand inklusive Schacht. Darin installierten sie verschiedenste Armaturen und betrieben diese mindestens 15 Stunden. Ob ein SHK-Meister das Werk abgenommen hat, ist nicht vermeldet, spielt aber auch ehrlich gesagt keine Rolle…

Momentaufnahmen einer Thermografie-Kamera lieferten vergleichbare Ergebnisse: „Bei genug räumlichem Abstand der Leitungen plus Thermotrennung konnten wir die besten Temperaturergebnisse für die Kaltwasserleitung erzielen. Das ist auf unseren Aufnahmen eindeutig erkennbar“, fasst Bäcker zusammen.

Das Ergebnis

„Wir haben herausgefunden, dass das Verkeimungsproblem vor allem dann auftritt, wenn die Warm- und Kaltwasserleitung sowie die Zirkulationsleitung im Hohlraum der Vorwand zu eng beieinanderliegen“, berichtet Prof. Bäcker. „Durch das Luftvolumen und den zu geringen Abstand greift die Hitze der Warmwasserleitung nämlich auf die Kaltwasserleitung über. Zusätzlich komme es auf die Art der Armatur und die der Installation an – bei Wandarmaturen trete das Problem beispielsweise häufiger auf als bei Standarmaturen.“

Von daher empfehlen die beiden Experten einen Mindestabstand von einem Meter zwischen Kalt- und Warmwasserleitung plus Thermotrennung. Ein weiteres fundamentales Prinzip fasst Brodale so zusammen: „Wir verlegen die Leitungen nicht parallel, sondern die Warmwasserleitung oberhalb der Armatur und die Kaltwasserleitung unter ihr – so steigt die sich erwärmende Luft rund um die Warmwasserleitung nach oben und hat keinen Einfluss auf die Kaltwasserleitung.“

Dieses Prinzip bestätigte sich auch bei den messtechnischen Untersuchungen gängiger Installationsarten wie das Durchschleifen, T-Stück-Installationen und Ringinstallationen.

Zusätzlich zur Wärmebildkamera installierten Prof. Dr. Carsten Bäcker (l.) und Stefan Brodale auch Temperaturfühler in der Testwand.
Quelle: FH Münster
Zusätzlich zur Wärmebildkamera installierten Prof. Dr. Carsten Bäcker (l.) und Stefan Brodale auch Temperaturfühler in der Testwand.

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