Schauen wir dazu einfach mal in die allgemein anerkannte „Anwendungstechnik Hausanschluss- und Versorgungssysteme“ (hier: Passage zu Trinkwasser-Installationen) von Systemanbieter Viega. Dort werden die PE-X-Rohre als „bevorzugte Materialien für Hausanschlussleitungen“ aufgeführt – und zwar ohne jeden erweiternden kleinbuchstablichen Zusatz. Im Kapitel „Anwendungsbereiche“ findet sich zudem explizit der Hinweis, dass PE-Xa-Rohre „für alle Trinkwasser nach TrinkwV … nach W 400-2 und W 404“ (Anm. d. Red.: also zwei DVGW-Arbeitsblätter) zugelassen sind.
Rehau, breit aufgestellter Anbieter von Rohrleitungssystemen für Heizung und Sanitär, hat ebenfalls keine „Berührungsängste“ mit dem Werkstoff, der als Inliner im Mehrschichtverbundrohr (siehe Grafik) zur Anwendung kommt. Der Hersteller bewirbt sein „Rautitan“-Programm unter anderem mit den Argumenten „einwandfreie Hygiene, dauerhafte Zuverlässigkeit und einfache Montage: Das Rautitan-System überzeugt weltweit bei Trinkwasser-Installationen.“
Auf Nachfrage heißt es dann ganz konkret und eindeutig unzweideutig:
„Installationsrohre aus PE-Xa beziehungsweise Inliner aus PE-Xa werden im Hausinstallationssystem ‚Rautitan‘ von Rehau weltweit für Trinkwasser-Installationen verkauft. In Deutschland werden beispielsweise die Installationsrohre ‚Rautitan flex‘ (PE-Xa) und ‚Rautitan stabil‘ (MKV-Installationsrohr mit PE-Xa-Inliner) für die Trinkwasser-Installation innerhalb von Gebäuden angeboten. … Auch innerhalb der Hausinstallation werden Rohre aus PE-Xa (z.B. ‚Rautitan flex‘) für die Trinkwasser-Installation eingesetzt.“
Unterscheidungen nach PWC und PWH werden dabei im Übrigen nicht gemacht: „Die Universal-Installationsrohre ‚Rautitan flex + stabil‘ eignen sich generell für Kalt- und Warmwasser innerhalb von Trinkwasser-Installationen und darüber hinaus ebenfalls für Heizungsinstallationen. Weitere Informationen können bei Bedarf unserer aktuellen deutschen Technischen Information zu dem System entnommen werden:
Geberit, wahrlich auch kein unbedarfter Newcomer, wenn es um hygienegerechte Trinkwasser-Installationen und qualifizierte Antworten dazu geht, positioniert sein Verbundrohrsystem Mepla ebenfalls absolut zweifelsfrei: Mepla lässt sich ohne vorherige Analyse des Trinkwassers für alle Trinkwasserqualitäten nach den Vorgaben der aktuell gültigen Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2001) einsetzen.“ Und das Rohr hat – richtig! – einen PE-Xb-Inliner: „Die innere Schicht aus vernetztem Polyethylen (PE-Xb) ist korrosionsbeständig und lebensmittelecht.“
Sinnvoller: mehr Ruhe
Die Liste ließe sich, zweifellos, noch deutlich verlängern. Aber als Beispiel, wie wenig zielführend eine Ausdifferenzierung dieses Werkstoffs ins „ganz kleine Karo“ ist, dürfte sie schon mehr als ausreichen. Und für die Meinungsbildung, ob die Branche über die Werkstoffdiskussion, die allein schon die UBA-Positivliste in den vergangenen Monaten ausgelöst hat, aktuell noch mehr Verunsicherung rund um Werkstoffe in Kontakt mit Trinkwasser braucht? Oder ob nicht – im Sinne des seriös ausschreibenden Fachplaners, des qualifiziert verarbeitenden Fachhandwerks und des Verbrauchers, der auf die DVGW-geprüfte Langzeitqualität der eingesetzten Installationskomponenten vertraut – nicht eher ein wenig mehr besonnene Ruhe an der Werkstoff-Front angesagt wäre?