Der „Schatz“ unter der Straße

Zustand und Zukunft unserer Trinkwasserversorgung I

Dienstag, 23.10.2018

Ohne Zweifel ist unser Trinkwasser Spitze, so die einhellige Meinung nicht nur der SHK-Branche. Doch die Versorger stehen vor Herausforderungen: heiße und trockene Sommer, lokale Starkregen-Ereignisse und der demografische Wandel bringen das Trinkwassernetz an seine Grenzen. Für die anstehenden Aufgaben muss das öffentliche Bewusstsein geschärft werden, betonen Fachverbände.

Zu Zeiten des römischen Imperiums war der „Schatz“ weithin sichtbar für jedermann. Schadhafte Stellen und Lecks waren leicht zu erkennen und zu beheben: Die Rede ist von der beeindruckenden antiken Trinkwasser-Versorgung vor 2000 Jahren. Vor allem die vielerorts bis heute erhaltenen Äquadukte bezeugen das planerisch-technische Können der römischen „SHK-Meister“. Das antike Niveau der Wasser-Ver- und -Entsorgung wurde in unseren Breiten erst wieder im 19. und 20. Jahrhundert erreicht.

Waschen, Kochen, Trinken -  qualitativ hochwertiges und hygienisch einwandfreies Trinkwasser ist für uns selbstverständlich…
Quelle: pexels.com
Waschen, Kochen, Trinken - qualitativ hochwertiges und hygienisch einwandfreies Trinkwasser ist für uns selbstverständlich…

Heutzutage liegt dieser „Schatz“ – das weitverzweigte Netz der Wasserversorgung – vergraben unter der Straße. Er sichert uns den selbstverständlichen Zugang zu sauberem Trinkwasser - mit Spitzenwerten in Verlässlichkeit, Qualität und Nachhaltigkeit. Allerdings birgt die nahe Zukunft für die Wassernetze und ihre Betreiber gewaltige Herausforderungen: heiße und trockene Sommer sowie lokale Starkregen-Ereignisse im Gefolge des Klimawandels, schrumpfende, meist ländliche Regionen aufgrund der demografischen Entwicklung, die fortschreitende Digitalisierung und – nicht zuletzt – der seit Jahren sinkenden Wassergebrauch pro Einwohner. Noch genießen die Wasserversorger das Vertrauen der Verbraucher – nach wie vor ist das Trinkwasser hierzulande gut und günstig.

Eine wichtige Aufgabe sei, dieses hohe Niveau zu halten, so der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfachs (DVGW) und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU). Dafür müsse „die Bedeutung der größtenteils in der Erde verborgenen Netze und Anlagen jedoch künftig stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken“, betonen beide Verbände in einer gemeinsamen Erklärung. Gute Vorsorge und bestmöglichen Schutz gäbe es jedoch nicht zum Nulltarif: Drei Viertel der kommunalen Wasserversorger werden in den nächsten Jahren noch intensiver als ohnehin schon in ihre Infrastrukturen investieren, betonen DVGW und VKU.

Der überirdische Teil des “Schatzes”: Das Wasserwerk Haltern in Westfalen bezieht sein Rohwasser aus einem Stausee.
Quelle: Gelsenwasser
Der überirdische Teil des “Schatzes”: Das Wasserwerk Haltern in Westfalen bezieht sein Rohwasser aus einem Stausee.

Wasserverluste deutlich reduziert

Dabei investieren die Wasserversorger bereits heute einen überdurchschnittlich hohen Anteil ihres Umsatzes in den „Schatz unter der Straße“, (sagen sie…) – es sei bis zu sechsmal mehr als beispielsweise das verarbeitende Gewerbe. Mit Summen zwischen zwei und 2,7 Milliarden Euro werden jährlich zwischen 0,4 und 1,2 Prozent des Trinkwassernetzes erneuert. Das sind 2.120 bis 6.360 km Leitungen. Mit Erfolg, wie ein Blick auf die realen Wasserverluste des Trinkwassernetzes zeigt: Den Versorgern gelang es, diese auf etwas über fünf Prozent der abgegebenen Wassermenge zu reduzieren (siehe Grafik). Ein Spitzenwert, wie dieser Vergleich zeigt: England, Italien und Frankreich „gönnen“ sich jeweils Verlustraten von 29, 27 und 25 Prozent…

Um diesen „Schatz“ auch für kommende Generationen nicht nur zu erhalten, sondern zu vermehren, sehen DVGW und VKU die Politik gefordert. So seien beispielsweise die infrastrukturellen Herausforderungen in schrumpfenden Regionen nur gesamtgesellschaftlich anzugehen, etwa über geeignete Fördermaßnahmen. Zu einem höheren politischen Stellenwert unseres Lebensmittels Nummer eins verhelfe zudem „eine klare Verankerung des technischen Regelwerks in der Gesetzgebung und ein klares Bekenntnis zur seit Jahrzehnten bewährten technischen Selbstverwaltung der Branche.“

Das SanitärJournal begibt sich weiter auf „Schatzsuche“ und wird in loser Folge berichten, auch über den jetzt anlaufenden (und überfälligen) „Nationalen Wasser-Dialog“.

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