Flink, fit und flexibel zu sein, das hat bekanntlich noch nie geschadet. Auf welche Themen, die die Digitalisierung der SHK-Arbeitswelt betreffen, müssen sich die Fachbetriebe in den kommenden ein bis zwei Jahren dringend einstellen?
Jörg Bilz:
Das eben von Matthias Böcker genannte Beispiel offenbart wichtige Entwicklungen, auf welche man sich aber bitte schon heute dringend einstellen sollte. Denn wir sehen, dass einige digitale Megatrends längst in der beruflichen Realität angekommen sind. Andere Trends nehmen aktuell deutlich erkennbar an Fahrt auf.
Und mit "digitalen Megatrends" meinen Sie…
Jörg Bilz:
…sechs maßgebliche Einflussgrößen bzw. Themenkomplexe, welche sowohl die Lebens- als auch die Arbeits- und Berufswelt aktuell verändern und zukünftig verändern werden. Alleine das Anwendungsbeispiel "mobiles Arbeiten" deckt im Grunde drei dieser Megatrends ab – und zwar die Bereiche "Cloud", "Modern Workplace" und "Business Intelligence".
Das Stichwort "Cloud" erklärt sich mittlerweile von selbst und bringt im Kontext unserer Softwarelösungen den Vorteil mit sich, dass sich die Anwender beispielsweise nicht mehr um Updates und Datensicherungen kümmern müssen. Cloudfähige Software ist heute für alle Betriebsgrößen und -strukturen sinnvoll einsetzbar, erschwinglich und ganz sicher kein "Privileg" mehr für Großunternehmen.
Erklärungsbedürftiger sind dagegen noch die Anglizismen "Business Intelligence" und "Modern Workplace", wobei ersterer im Kern darauf abzielt, die Steuerung von Unternehmen und Projekten durch individualisierbare Auswertungen, Statistiken und Kennzahlen zu verbessern. "Modern Workplace" steht, kurz und knapp, für den Arbeitsplatz der Zukunft (Stichwort: "flinker Satellit"), welcher dadurch geprägt ist, dass Menschen heute anders miteinander kommunizieren – das Smartphone ist in den Fokus, teilweise sogar in den Lebensmittelpunkt, gerückt und das über alle Berufs- und Altersgruppen hinweg.
In Summe heißt das für den Status quo in Sachen Digitalisierung des SHK-Handwerks: Ziel- und zukunftsorientierte Unternehmen haben heute jederzeit Zugriff auf die relevanten Informationen und dokumentieren die relevanten Daten schnell und durchgängig!
Die anderen drei Megatrends werden dann tatsächlich "erst" in den nächsten Jahren so richtig durchstarten, was aber nicht heißt, dass man sich nicht schon jetzt mit ihnen auseinandersetzen muss: "Internet of Things (IoT)", "Augmented Reality (AR) + Building Information Modeling (BIM)" sowie "Künstliche Intelligenz" sind vielversprechende Ansätze, welche durchaus in der Lage sind, ganze Wertschöpfungsketten "auf den Kopf" zu stellen. Denk-, Handlungs- und Arbeitsweisen werden sich verändern und damit müssen eingespielte Verhaltensmuster hinterfragt werden. Um es auf den Punkt zu bringen: Wenn sich die gesamte Art und Weise verändert, wie Gebäude geplant, gebaut und betrieben werden (Stichwort: Building Information Modeling), so müssen alle vernünftigen Akteure Teil des Paradigmenwechsels sein. Auch an dieser Stelle lässt sich demnach die Notwendigkeit gut erkennen, auf eine konfektionierbare Softwarelandschaft gesetzt zu haben, welche informationstechnisch in der Lage ist und in der Lage sein wird, mit den Datenströmen in zunehmend automatisierten und vernetzten Bauprojekten umzugehen.
So setzen wir bei pds den Megatrend "Künstliche Intelligenz" (KI) dadurch um, dass wir unsere Software befähigen, aus Datenströmen entsprechende Erfahrungen zu generieren. Die Software kann, um wiederum ein kleines Beispiel zu nennen, aus einer Eingangsrechnung automatisiert die relevanten Daten für die weitere Bearbeitung ziehen. Ergo: Abtippen war gestern. Ein weiteres, äußerst sinnvolles Anwendungsszenario wird, auf dem KI-Prinzip fußend, das automatische Ausfüllen von Leistungsverzeichnissen (LV) sein – wie dies die Effektivität zum Beispiel eines SHK-Fachbetriebs steigern kann, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht weiter auszuführen. Je mehr Daten und "Wissen" im Laufe der Zeit hinzukommen, desto mehr kann die "Maschine" lernen, desto feiner wird die Mustererkennung.
Daten, Daten, Daten – sie sind wohl auch das "neue Öl" des SHK-Fachhandwerks…
Jörg Bilz:
Absolut! Und die Branche steht hier wirklich erst ganz am Anfang einer langen Reise. Gerade das "Internet of Things (IoT)", das "Internet der Dinge", beflügelt natürlich die Fantasie nicht nur der Heizgeräteindustrie und SHK-Systemtechnikhersteller. Hier werden in einem funktionierenden "Ökosystem der Daten und Dienste" sehr spannende, neue Wertschöpfungsketten entstehen.
Matthias Böcker:
Hier möchte ich gerne einhaken und den Bogen spannen zum eingangs erwähnten Bild des "Pfades der Digitalisierung": Die von Jörg Bilz skizzierten digitalen Megatrends zeigen nämlich sehr deutlich, wie facettenreich und höchst komplex die Angelegenheit ist. Und wie extrem chancenreich sie zugleich sein wird für moderne und umsetzungsstarke Unternehmer aus den Handwerksunternehmen – gerade in der SHK-Branche. Um was geht es also bei der ganzen Diskussion? Es geht darum, eigene Erfahrungen zu sammeln im Umgang mit den dargestellten digitalen Hilfsmitteln, Werkzeugen, Dienstleistungen und Angeboten. Was davon im jeweiligen Betrieb "im Tagesgeschäft" hängen bleibt, also sinnvoll implementiert wird, das entscheiden die Anwender selbst. Sie haben es in der Hand.